Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
den Kopf gehalten und sie zur Einnahme der gepanschten Drogen gezwungen hatten. Wie Raven und Fane ihre Liebe pervertiert und einen Film über ihre Taten gedreht hatten. Von ihrem Coven hatte sie erzählt und davon, dass sie Hexerei und Vampirismus betrieben.
Nachdem er einen Namen wusste, mit dem er arbeiten konnte, hatte Lincoln sehr schnelle Ergebnisse erzielt. Schuyler Merritts Geschichte breitete sich mit rücksichtsloser Unbekümmertheit auf dem Konferenztisch aus. Irgendwo in diesen Worten verbarg sich ein Hinweis darauf, wo der Junge zu finden war.
„Ich habe die Besserungsanstalt in Virginia angerufen, die er besucht hat. Sie sagten, er wäre vor drei Wochen weggelaufen. Seine Eltern sind sowohl telefonisch als auch schriftlich darüber informiert worden. Sie haben einen Brief zurückgeschickt, in dem sie schreiben, dass sie ihn ab jetzt zu Hause unterrichten werden. Die Schule hat diese Nachricht mit großer Erleichterung aufgenommen. Offensichtlich war er kein leichter Schüler.“
Das Faxgerät im Konferenzraum surrte seit dreißig Minuten ohne Unterlass. Die Schule faxte Schuylers Akte inklusive seiner psychologischen Begutachtungen. Wie eine Armee marschierten die Seiten aus dem Fax und verrieten einen Vorfall nach dem nächsten, die sich in den wenigen Monaten von Schuylers Aufenthalt an der Schule zugetragen hatten.
Taylor blätterte die Seiten durch und fragte sich, wie ein Kind so verstört enden konnte. Nicht, dass sie es nicht schon viele Male zuvorgesehen hätte. Aber Schuyler Merritt schien schlimmer zu sein als die meisten.
„Irgendein Wort über den Aufenthaltsort der Mutter, Jackie Atilio?“ „Nein. Wir können auch Schuyler senior nirgends finden.“
Taylor wandte sich an McKenzie. „Meinst du, er hat seine Eltern aus dem Weg geräumt?“
„Unglücklicherweise ja. Ein Leichenspürhund ist gerade auf dem Grundstück und im Haus der Atilios unterwegs.“
„Ja. Ich habe aber noch nichts davon gehört, dass er etwas gefunden hat.“
„Vielleicht sollten wir ihn auch noch zum Haus des Vaters schicken.“ „Das habe ich schon veranlasst. Hat irgendjemand einen sicheren letzten Aufenthaltsort von einem der Eltern ausfindig machen können?“
„Marcus hat den Commander von Mrs Atilios Ehemann erreichen können. Er ist auf einer Übungsmission und hat seit mindestens zwei Wochen keinen Kontakt mehr zu seiner Familie gehabt. Er hat ganz sicher nicht mit ihr gesprochen.“
„Okay. Sucht weiter.“
Taylor blätterte in der aus den gefaxten Seiten selbst zusammengebastelten Schülerakte von Schuyler herum. Die Bilder zeigten einen dünnen Jungen mit raspelkurz geschnittenem, vanillegelbem Haar und blauen Augen, in denen die Wut funkelte. Seine Lippen waren zusammengepresst, die Kragenecken seines Hemdes passten zur spitzen Form seines Kinns.
Die Berichte aus der Schule strotzten nur so vor Vorfällen. Von Hexerei über Schikane gegenüber Schwächeren bis zu homosexuellen Affären. Die Schulpsychologen bekamen ihn einfach nicht in den Griff. Egal, auf welche Weise sie versuchten, zu ihm durchzudringen, er zog sich zurück und brach nur ab und zu sein Schweigen, um rechtschaffene Funken des Zorns über sie niederregnen zu lassen. Als er mitten in der Nacht aus der Anstalt davongelaufen war, hatte der Lehrkörper kollektiv erleichtert aufgeseufzt. Die Akten zeigten außerdem, dass er schwer am Verlust seiner Schwester trug. Die Trennung von ihr schien der schwierigste Teil seines Lebens zu sein.
Nach Aussage von Susan und Juri war das Mädchen der Schlüssel. Alles, was Raven tat, tat er für Fane.
Taylor hatte Susan und Juri noch einmal befragt, hatte dafür gesorgt,dass ihre Aussagen über ihr Quartett so klar und real wie möglich waren. Sie konnten ihr keine hilfreichen Informationen geben. Sie wussten nicht, wo er war. Sie wusste nicht, wohin er gehen würde. Sie wussten gar nichts. Taylor hingegen wusste, dass sie logen; auf eine verdrehte, geheimnisvolle Art verehrten sie diesen Jungen, den sie Raven nannten. Doch sie hatte keine Ahnung, wie sie die beiden erreichen sollte. Sie hatte kein Lockmittel, keinen Köder. Sie waren beide des Mordes angeklagt, und auf keinen Fall würde sie einem von ihnen einen Deal anbieten.
Fane war auch keine große Hilfe. Sie war in einen tiefen Singsang verfallen und saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und murmelte vor sich hin. Es wurde langsam spät. Taylor sorgte dafür, dass die drei die Nacht über im Gefängnis untergebracht
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