Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
Taylor eintrat, stand die Frau auf. Ihr langer schwarzer Rock raschelte bei der Bewegung. Das dicke schwarze Haar fiel ihr in Wellen beinahe bis zur Taille. Sie war klein, gerade mal eins sechzig, und schaute mit Augen von der Farbe des Meeres zu Taylor auf. Taylor war wie gebannt.
Die Frau streckte ihr lächelnd die Hand entgegen.
„Ich bin Ariadne“, sagte sie. „Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.“
23. KAPITEL
Northern Virginia
15. Juni 2004
Charlotte
Charlotte tigerte in den Räumen der Mordkommission von Fairfax County auf und ab. Guter Gott, was dauerte das denn so lange? Sie hatte heute noch andere Dinge zu tun.
Baldwin saß ruhig da und blätterte wieder und wieder die Akte durch. Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie an ihm vorbeiging und mit dem Fuß an seiner Wade entlangstrich, aber er ließ sie abblitzen und räusperte sich vielsagend. Endlich schaffte sie es, seinen Blick aufzufangen. Eine Mischung aus Verlangen und Verzweiflung verschleierte das klare Grün. Sie blinzelte ihm zu und setzte dann ihren Weg durch den Raum fort.
Sie warteten seit über einer Stunde auf Max Goldman, den Leiter der hiesigen Mordkommission. Endlich trottete er durch die Tür, wobei er sich mit der Hand durch die schütteren schwarzen Haare fuhr und sie mit dieser Geste aus seiner hohen Stirn strich. Baldwin sprang auf die Füße und schüttelte die ausgestreckte Hand. Goldman begrüßte Charlotte erst als Zweite und berührte ihre Fingerspitzen auf diese bizarre verweichlichte Art, die einigen Männern zu eigen war. Sie nahm an, die Geste rührte aus der Zeit, als eine Berührung der Finger einen sanft auf den Handrücken gehauchten Kuss zur Folge hatte. Aber sie schrieben das Jahr 2004, um Himmels willen. Als wenn eine Frau von einem richtigen Händedruck Läuse kriegen würde. Sie nahm es ihm allerdings nur mäßig übel, dass er sie als Zweite begrüßt hatte; so war der meiste Handschweiß bei Baldwin gelandet.
„Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich bin heute Vormittag bei Gericht aufgehalten worden. Womit kann ich Ihnen helfen? Haben Sie etwas Neues für mich, was dieses Uhrwerk-Arschloch angeht? Wir reißen uns hier den Arsch auf und haben nichts. Gar nichts. Ich hasse es, mich mit Kinderschändern befassen zu müssen.“ Während er sprach, führte er sie in sein Büro.
Charlotte teilte Leute auf einer Skala von eins bis zehn ein. Zehn waren diejenigen, mit denen sie sofort ins Bett wollte, eins bedeutete, sie würde denjenigen nicht einmal mit einer fünf Meter langenEisenstange berühren wollen. Goldman war definitiv eine Eins. Er hatte gelbliche Zähne, die sich in seinem Mund zusammendrängten, als planten sie einen Gefängnisausbruch, und zum Mittag hatte er etwas mit Zwiebeln gegessen – das roch sie aus drei Metern Entfernung. Die sie aus genau diesem Grund auch beibehielt, an eine Anrichte in der Nähe der offenen Tür gelehnt, um ab und zu ein wenig frische Luft schnappen zu können. Baldwin setzte sich dem Mann direkt gegenüber. Gott segne ihn.
Goldman plapperte immer noch vor sich hin. „Ich hoffe, Sie haben etwas für mich, denn ich werde hier bald gesteinigt. Und zwar von jedem im Umkreis von hundert Meilen, der ein Mikrofon in Händen hält.“
Was für eine blumige Sprache dieser Mann hatte. Sie passte hervorragend zu seinem Atem.
Baldwin nickte. „Unser Team hat noch ein paar weitere Spuren, die wir genauer untersuchen. Wir haben das Profil verfeinert und haben jemanden im Auge, von dem wir glauben, er könnte unser Verdächtiger sein.“
„Das klingt verdammt noch mal fantastisch.“ Er schaute auf die Uhr. „Los, gehen wir und verhaften ihn. Wenn wir es gleich machen, schaffen wir es noch in die Fünf-Uhr-Nachrichten und haben die kleine Kaylie bei Einbruch der Dunkelheit wieder sicher zu Hause.“
„Gehen wir erst noch mal die Einzelheiten durch, okay? Charlotte?“
Charlotte wandte den Kopf in Goldmans Richtung.
„Sein Name ist Harold Arlen. Er ist ein verurteilter Sexualstraftäter und lebt in der Gegend um Great Falls. Wir glauben, Sie sollten ihn beschatten lassen.“
Goldman wirkte beeindruckt. „Wie war das noch mit der großen Ansprache, die Sie mir gehalten haben, dass Sie keine Verdächtigen nennen, sondern uns nur in die generelle Richtung der Persönlichkeit weisen, mit der wir es zu tun haben? Nutzen Sie jetzt auch Voodoo?“
Baldwin lachte kurz auf, wurde dann aber sofort wieder ernst. „Nein. Wir haben an dem Profil gearbeitet
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