Te quiero heißt, ich liebe Dich
…”, sie wandte sie wieder an Jane, “auf jeden Fall sieht es so aus, als ob du wieder mal was angestellt hättest. Du konntest dich mit einem Nein noch nie abfinden, stimmt’s? Man hat dir doch bestimmt gesagt, dass du nicht außerhalb der Bucht surfen sollst. Aber die liebe Jane musste ja mal wieder ihren Kopf durchsetzen!” Sie lächelte triumphierend, als sie Jane ansah, dass sie genau ins Schwarze getroffen hatte. “Aber jetzt mal was anderes – warum arbeitest du überhaupt? Du weißt doch, dass du jeden Sommer bei mir wohnen …”
Jane konnte sich nur mit Mühe beherrschen. Wie satt sie dieses ewige Spiel hatte. Sie schluckte die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, herunter und zwang sich zu einem honigsüßen Lächeln. “Du weißt doch, dass ich lieber unabhängig bin, Juanita.”
“Natürlich, aber geht deine Unabhängigkeit nicht ein bisschen zu weit, wenn nicht mal deine …, ähm …, beste Freundin wissen darf, wo du dich aufhältst?”
Jane zuckte nur die Schultern. So war Juanita schon immer gewesen. Für sie zählte nur ihre eigene Meinung, und dabei verstand sie es hervorragend, sie anderen Menschen aufzuzwingen.
Carlos holte eine Handvoll Münzen aus der Hosentasche und blickte dabei verständnislos von einem Mädchen zum anderen. Anscheinend konnte er nicht begreifen, dass es auch Menschen gab, die keinen Wert auf eine Freundschaft mit den Tarragos legten.
“Nehmen Sie bitte das Geld, Jane. Sie müssen leider mit dem Taxi nach Hause fahren. Ich muss nämlich dringend weg. Juanita und ich haben noch etwas Wichtiges zu erledigen. Das Surfbrett ist hier gut aufgehoben, und …”, er grinste erneut über beide Ohren, “Sie können sich morgen bei mir bedanken und mir das Geld zurückgeben, wenn Sie möchten, okay?”
Da Jane nichts anderes übrig blieb, als sein Angebot anzunehmen, streckte sie widerwillig die Hand aus, um das Geld entgegenzunehmen. Carlos hielt ihre Hand dabei viel länger als nötig fest und hauchte ihr, bevor Jane protestieren konnte, einen zarten Kuss darauf. Jane wollte sich keine Blöße geben, also ließ sie es geschehen. Wer will schon etwas mit einem Mann zu tun haben, der dumm genug ist, sich mit Juanita de Tarrago einzulassen, selbst wenn er so gut aussieht wie Carlos, sagte sie sich, während sie den beiden nachblickte, als sie die Mole verließen und in einen großen weißen Mercedes stiegen.
Obwohl Jane für den Rest des Tages viel zu tun hatte, drängte sich ihr ständig Miguels Bild auf. Gereizt schob sie die Gedanken an ihn beiseite. Carlos hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie morgen sehen wollte, und das im Beisein von Juanita. Jane machte sich keine Illusionen über dieses Mädchen. In ihrem Bemühen, andere zu kränken, war sie schon immer gut gewesen.
Jane hatte Juanita bereits als kleines Mädchen kennengelernt. Sie hatten sich miteinander befreundet, weil Juanita darauf bestanden hatte, obwohl sie von Freundschaft ganz andere Vorstellungen zu haben schien als Jane. Juanita wurde von ihrer Familie wie eine kleine Prinzessin behandelt, und wenn diese es sich in den Kopf gesetzt hatte, dass das englische Mädchen ihre Freundin sein sollte, dann musste es auch so sein. Von da an wurde Jane jedes Jahr ins Feriendomizil der Tarragos nach Mallorca eingeladen, um dort ihre Sommerferien zu verbringen. Juanitas großer Bruder Miguel hatte sich stets einen Spaß daraus gemacht, Jane zu necken und zu ärgern. Dabei hatten es die beiden Tarrago-Kinder bestens verstanden, ihr gemeines Verhalten Jane gegenüber vor den Erwachsenen zu verbergen. Glücklicherweise war Miguel, seit Jane siebzehn war, nicht mehr zur gleichen Zeit wie sie auf Mallorca gewesen.
Juanita, die zwar hübscher, aber nicht intelligenter war als Jane, hatte stets versucht, die Freundin in den Schatten zu stellen. Immer und bei allen Gelegenheiten wollte sie die Beste und Schönste sein. Trotz Juanitas Reichtum war Jane jedoch viel beliebter bei den anderen Mädchen und Jungen, und das war Juanita ein Dorn im Auge gewesen.
Die Kinder, deren Anführerin sie war, hatten sich von ihr ihres vielen Geldes und ihrer scharfen Zunge wegen widerspruchslos herumkommandieren lassen. Dabei hatte Juanita stets einen teuflischen Spaß daran gehabt, ihre kleine englische “Freundin” zu schikanieren und zu tyrannisieren, wo es nur ging. Juanitas Eltern hatten ihre Tochter auf dieselbe englische Klosterschule geschickt, in die auch Jane gegangen war, und sie lebten auch
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