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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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als ein Gedicht pro Woche.
    - Du vergißt, daß ich außerdem eine Weinkolumne in einer Zeitung habe.
    - Einmal im Monat. In einer Personalzeitung für Schneider, die nicht lesen. Ich hätte es nötig gehabt, in die Südsee zu fahren und mich zu erholen.
    - Ich habe dir angeboten, mich zu begleiten.
    - Weil du wußtest, daß ich mir nicht frei nehmen konnte. Aber jetzt werde ich mir frei nehmen. Ich habe etwas Dringendes zu tun.
    - Was denn?
    - Ich werde ein Buch schreiben.
    - Worüber?
    - Über uns.
    Jesper Humlin spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Von allen Gewitterwolken, die ständig an seinem inneren Himmel hingen, war der Gedanke, Andrea könnte sich ihm als Schriftstellerin überlegen zeigen, die dunkelste. Jedesmal, wenn sie andeutete, sie wolle jetzt Ernst machen mit ihren Plänen, fühlte er sich in seiner gesamten Existenz bedroht. Er lag nachts wach und stellte sich vor, wie sie sensationelle Rezensionen bekam, in den Himmel gehoben wurde und ihn in eine zweitrangige Liga von Schriftstellern verwies. Sobald ihre schriftstellerischen Ambitionen erwachten, widmete er ihr fast seine gesamte Zeit, kochte für sie, erklärte ihr, was für endlos sich hinziehende Qualen das Schreiben bereitete, und hatte sie bisher immer so weit bekommen, daß sie ihre Pläne einstweilen auf Eis legte.
    - Ich möchte nicht, daß du ein Buch über uns schreibst.
    - Warum nicht?
    - Ich möchte mein Privatleben für mich behalten.
    - Wer hat gesagt, daß ich ein Buch über dein Privatleben schreiben will?

- Wenn das Buch von uns handelt, handelt es notgedrungen von meinem Privatleben.
    - Ich kann dich Anders nennen.
    - Was macht das für einen Unterschied?
    Jesper Humlin versuchte dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
    - Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast.
    - Daß du untreu warst?
    - Ich war nicht untreu. Wie oft muß ich das noch sagen?
    - Bis ich dir glaube.
    - Wann wirst du das tun?
    - Niemals.
    Jesper Humlin fand es am besten, einen Rückzieher zu machen.
    - Ich habe nachgedacht. Das kannst du mir wirklich glauben. - Zu welchem Schluß bist du gekommen?
    - Daß du recht hast. Wir werden uns Kinder zulegen. Ihre Stimme drückte einen starken Zweifel aus.
    - Bist du krank?
    - Warum sollte ich krank sein?
    - Ich glaube dir nicht.
    - Ich bin nicht krank. Ich meine, was ich sage. Ich bin ein sehr ernsthafter Mann.
    - Du bist kindisch und eitel. Meinst du das ernst?
    - Ich bin weder kindisch noch eitel.
    - Meinst du das wirklich ernst? Daß wir nicht länger warten sollen?
    - Jedenfalls bin ich bereit, die Sache in Erwägung zu ziehen. - Jetzt klingst du wie ein Politiker.
    - Ich bin Poet. Nicht Politiker.
    - Vom Telefonieren kriegt man keine Kinder. Ich komme zu dir nach Hause.
    - Was soll das heißen?

- Was meinst du wohl? Wenn wir Kinder haben wollen, müssen wir miteinander ins Bett gehen.
    - Das geht nicht. Ich habe eine Verabredung mit meinem Verleger.
    Andrea knallte den Hörer auf die Gabel. Jesper Humlin kehrte ins Bad zurück und betrachtete erneut sein Gesicht im Spiegel, sah aber durch die Sonnenbräune hindurch auf die warmen Abende auf den Salomoninseln und Rarotonga. Ich will keine Kinder haben, dachte er. Jedenfalls nicht mit Andrea.
    Jesper Humlin seufzte, verließ das Bad und holte sich in der Küche eine Tasse Kaffee. Im Arbeitszimmer überflog er einen Stapel mit Rezensionen aus verschiedenen Provinzzeitungen, von der Presseabteilung des Verlags sorgfältig ausgewählt. Jesper Humlin hatte klare Anweisungen gegeben, was er zu Gesicht zu bekommen wünschte. Er las ausschließlich die guten Rezensionen, und in einem altmodischen Journal, das er im Schreibtisch verwahrte, führte er seit vielen Jahren Buch darüber, welche Zeitungen und Rezensenten ihn weiterhin feierten und ihn als »den herausragenden Vertreter der reifen Poesie am Ende des 20. Jahrhunderts« betrachteten.
    Jesper Humlin las, was geschrieben stand, trug seine Kommentare in das Journal ein, stellte fest, daß der Eskilstuna- Kurier ihm wiederum eine nach seinem Geschmack allzu unbedeutende Rezension verpaßt hatte, stand dann auf und ging zum Fenster. Andreas jüngster Ausbruch beunruhigte ihn. Es bestand die Gefahr, daß er sich bald würde entscheiden müssen, ob er ihr ein Kind machte oder es riskierte, daß sie sich tatsächlich hinsetzte und ihr Buch schrieb.
    Der Tag verging, während er seine Probleme wälzte. Als es sieben war, verließ er die Wohnung, nachdem er ein Taxi bestellt und genau darauf geachtet

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