Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
für alle, die bei den Republikanern etwas werden wollen, er forderte beispielsweise auch einmal, die Zahl der Insassen in Guantanamo Bay zu verdoppeln.
Aber Romney ist bei der Tea Party als RINO noch verhasster als Schwarzenegger. Denn während Arnie schon Geschichte ist, hat Romney sehr gute Chancen auf die Präsidentschaft. In den meisten Umfragen führt er das Feld an, noch vor Rick Perry. Aber die beiden unterscheiden sich wie die Zwillinge in ›Twins‹, dem Film mit Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito. Perry ist ein bauernschlauer evangelikaler Südstaatler, Romney ist gebildet, Mormone und aus dem Norden. Perrys Vater war Demokrat und arm, Romneys Vater war Republikaner und Vorstandsvorsitzender von American Motors, außerdem Richard Nixons Bauminister und Gouverneur von Michigan. Perry stand immer im Sold der öffentlichen Hand, entweder beim Militär oder bei der Staatsregierung, Romney hingegen war zwar ebenfalls Gouverneur, der von Massachusetts, vor allem aber ist er ein Geschäftsmann, der die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City erfolgreich gemanagt hat und der mit Bain Capital eine Private-Equity-Gesellschaftbesitzt, mit der er zum Multimillionär wurde.
Bain Capital verdient Geld, indem mithilfe von privaten Investoren Firmen gekauft, ausgeschlachtet und stückchenweise weiterverkauft werden. Dabei werden, wenn nötig, Fabriken geschlossen, Jobs vernichtet und Konkurse angemeldet, so ähnlich wie es Richard Gere alias Edward Lewis im Blockbuster ›Pretty Woman‹ getan hat, allerdings ohne reuiges Ende. Tatsächlich identifiziert sich Romney so sehr mit seiner Firma, dass er einem Fragesteller bei einer Wahlveranstaltung einmal zurief: »Konzerne sind auch Menschen!« In Kansas City schloss Bain Capital eine Fabrik, während die Schwesterfirma Bain & Company von einer Bundesbehörde Schulden erlassen bekam. Und in einer Fabrik in Indiana, die Bain Capital aufgekauft hatte, wurden 250 Arbeiter entlassen und einige davon später zu geringeren Löhnen wieder eingestellt.
Nicht nur die Demokraten werden damit im Wahlkampf punkten, auch Donald Trump hat Romney bereits vorgeworfen, dass der gar keine Jobs schaffe. Und einer von Perrys Strategen meinte, Amerika brauche keinen Präsidenten, der Arbeitsplätze aus Amerika nach Übersee verschiebe und damit reich werde. Dabei sollte man doch eigentlich vermuten, dass die Tea Party als Partei der fiskal konservativen Freunde der freien Märkte mit Romneys geschäftlicher Strategie kein Problem hat. Noch mehr aber macht ihm die Tea Party zum Vorwurf, dass er in Massachusetts »RomneyCare« eingeführt hat, eine kostenpflichtige Krankenkasse für alle. Und die Staatsregierung subventioniert auch noch die
working poor
, die sich die Beiträge nicht leisten können. RomneyCare wurde mit den Stimmen von Republikanern und Demokraten beschlossen, auch mit der Unterstützung der grauen Eminenz Ted Kennedy. Das Programm ist in Massachusetts beliebt, und es funktioniert. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Romney von Tea Partiern angefeindet wird.
Tea Partier werfen Romney überdies vor, er hänge sein Mäntelchen nach dem Wind. Und zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Massachusetts hat unter dem Druck von politischen Aktivistenund Gerichten die Schwulenehe erlaubt; Romney hat als Gouverneur darauf mit einer Reihe von widersprüchlichen Verordnungen reagiert, die weder diejenigen zufriedenstellten, die darin ein Menetekel für das baldige Kommen des Satans sehen, noch die, für welche die Schwulenehe eine Grundsatzfrage der rechtlichen Gleichstellung ist. Er war erst für das Recht von Frauen auf Abtreibung, dann verbot er die Pille danach. Er hat einmal behauptet, er sei zeit seines Lebens Mitglied der National Rifle Association gewesen, während er der Waffenlobby tatsächlich erst beigetreten ist, nachdem er beschlossen hatte, sich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat zu bewerben. Trotzdem hat die Abneigung der Tea Party gegen Romney etwas Irrationales. Denn Rudy Giuliani, der offen für Schwulenrechte eintritt und drei Mal verheiratet war, bleibt von deren Zorn verschont. Vielleicht hat der Hass gegen Romney auch etwas mit seiner Vergangenheit zu tun: Sein Vater George Romney hat sich in den sechziger Jahren, als Barry Goldwater Präsident werden wollte, öffentlich gegen den Befürworter der Rassentrennung gewandt. Mitt, damals noch ein junger Praktikant, der für seinen Vater als Wahlkampfhelfer arbeitete, stand ihm zur
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