Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
›The Squaw Man‹. Eigentlich wollte DeMille das neue Studio in Flagstaff, Arizona, eröffnen, aber das fand er dann doch nicht geeignet. Und so wählte er Hollywood.
Die Scheune, die DeMille mietete, ist nunmehr ein Museum auf einem Hügel oberhalb des Hollywood Boulevards. Die Film- und Fernsehindustrie hat sich heute über halb Los Angeles ausgebreitet. Südlich des Sunset Boulevard liegt Paramount Pictures, in Culver City sind Sony Pictures und die 20th Century Fox, in Burbank drehen Disney, Warner Bros. und Universal. Aber Hollywood ist, so glauben viele Tea Partier, ein Sündenbabel und eine Bastion der Liberalen. Denn aus Hollywood kommen nicht nur viele Parteispenden für die Demokraten. In viele Filme – von ›Ice Age‹ über ›Brokeback Mountain‹ bis zu ›Avatar‹ – seien auch heimlich liberale Botschaften eingewebt.
Viele Filmstars der Traumfabrik leben in den Villenvierteln, die sich von Beverly Hills und Bel Air bis nach Venice Beach und Santa Monica erstrecken. Eines dieser Viertel ist Brentwood. Hier, in einer ausladenden mediterranen Villa mit Pool und Tennisplatz, lebt der »Terminator«: Arnold Schwarzenegger. Mittlerweile ohne seine Frau Maria, denn die packte die Koffer, als sie erfuhr, dass er mit der Haushälterin ein Kind hat. Aber nicht deshalb haben sich die Republikaner von ihm abgewandt. Schwarzenegger gilt als RINO par excellence. Schwarzenegger hat, das nehmen ihm seine kalifornischen Parteifreunde übel,eine Demokratin der berühmten Kennedy-Familie geheiratet, Maria Kennedy Shriver, er hat mit den Demokraten mehrmals den Haushalt von Kalifornien beschlossen, die Steuern erhöht, wenngleich bescheiden, er hat eine umweltfreundlichere Verkehrspolitik durchgesetzt und sich nicht wirklich gegen die Schwulenehe ausgesprochen. Und seine ganze Erscheinung, sein Akzent, sein Zigarrenrauchen, sein Popograbschen, wirkt für den durchschnittlichen Tea Partier beunruhigend europäisch. Das mögen sie schon gar nicht.
Schwarzenegger ist der bekannteste, aber nicht der einzige prominente RINO. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg zählte dazu, bis er die Mitgliedschaft bei den Republikanern aufgab. Auch der frühere Außenminister der Bush-Regierung, Colin Powell, gilt als herausragender RINO. Sogar John McCain, der Senator aus Arizona, wird von manchen Hardlinern für einen RINO gehalten. Letztlich sind die RINOs von heute für die Tea Party das, was für die Goldwater-Republikaner die Rockefellers waren.
Aber die Tea Party lehnt nicht nur die RINOs und die Hollywood-Liberalen ab, eigentlich mag sie ganz Kalifornien nicht, einen Staat, der zu mehr als einem Drittel hispanisch ist, vor allem im Süden. In Phoenix wurde eine Delegierte aus Kalifornien mit den Worten begrüßt: »Sie Ärmste, gut, dass Sie von dort entkommen konnten.« In Kalifornien kann man das Phänomen des
white flight
beobachten, den Wegzug von konservativen mittelständischen Weißen nach Nevada, Idaho oder Arizona.
Verdächtige Mormonen
San Diego liegt im Süden von Los Angeles, und eigentlich ist die ganze südliche Küste von Kalifornien eine einzige lang gestreckte Stadt, von Santa Barbara, wo Ronald Reagan zuletzt wohnte, bis zur mexikanischen Grenze. San Diego ist eine Hafenstadt mit einem großen Militärflugplatz und einem berühmten Zoo. Im Vorort La Jolla residiert einer der bekanntesten RINOs Amerikas:Mitt Romney. Und er ist gerade dabei, sich gemütlich einzurichten. Im Sommer 2011 hat er seine Zwölf-Millionen-Dollar-Villa abreißen lassen, die ihm zu klein war. Nun lässt er ein vier Mal so großes Landhaus am Meer bauen. Es ist eines seiner beiden Ferienhäuser, denn hauptsächlich lebt er in einem Vorort von Boston. Das brachte ihm Kritik ein, nicht nur von Linken, die fanden, es zeige, wie abgehoben der Multimillionär sei, das meinten sogar Parteifreunde. Aber er brauche das größere Haus, sagte er, denn er habe fünf Söhne, alle verheiratet, und 16 Enkelkinder. Immerhin: Der Mormone hat nur eine Frau.
Romney wollte bereits 2008 für die Republikaner nominiert werden, unterlag damals aber knapp McCain. Danach sicherte er dem Senator aus Arizona seine Loyalität zu, in der Hoffnung, dass der ihn als Vizepräsident mit nach Washington nehmen würde. Stattdessen entschied sich McCain für Sarah Palin. Nun hofft Romney auf eine zweite Chance, und inzwischen klingt er schon fast lächerlich konservativ – er bewundert nicht nur offen Ronald Reagan, eine Pflichtübung
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