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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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auf die Federal Reserve, aber auch auf das Federal Government, das die Tea Party ebenfalls satt hat. Das Vorwort hat Newt Gingrich geschrieben und Rush Limbaugh findet, jeder amerikanische Bürger sollte es lesen. In dem Buch fordert Perry, alles, was nicht der amerikanischen Verfassung entspreche, wieder abzuschaffen, eingeschlossen die Social Security, die Börsenaufsicht SEC und die Gesetze gegen Kinderarbeit. Immerhin hätten die früheren Kolonisten für die Freiheit gekämpft, während die Regierung uns heute vorschreiben wolle, wie viel Salz wir auf unser Essen streuen und auf welche Art wir beten dürfen.
    Später findet auf der Konferenz eine
straw poll
statt, eine informelle Abstimmung. Ein junger Mann trägt ein Ron-Paul- T-Shirt und mehrere Ron-Paul-Buttons, auf seinem Rücken prangen Ron-Paul-Aufkleber. Er sieht aus wie eine wandelnde Litfaßsäule. Für wen wird er stimmen? Er grinst. »Ich denke noch darüber nach.« Die Ron-Paul-Anhänger sind hoffnungsfroh: »Romney hat mehr Geld aus Spenden, die ihm versprochen wurden, aber wir haben echtes Geld auf der Bank«, sagt einer. Hinter mir unterhalten sich zwei ältere Frauen über Paul. Die eine findet ihn gar nicht so schlecht. Die andere schüttelt den Kopf. »He has the chance of a Chinaman«, sagt sie: Ein Chinese habe die gleiche Chance, gewählt zu werden.
    Neben dem Stand von FreedomWorks sammelt ein Verein Unterschriften, der sich »Pro Marriage« nennt, aber gegen die Schwulenehe ist. Ich frage die beiden ein wenig dicklichen weißen Männer, ob sie auch dagegen wären, wenn ein schwarzer Mann eine weiße Frau heiratet, und sie versichern mir, nein, nein, das sei schon seit 1967 in Louisiana legal. Und das solle auch so bleiben. Sowohl Mitglieder der Tea Party wie auch der Republikaner leisten sich zwar immer wieder Ausrutscher, aber die Parteiführung scheut das Label des Rassismus wie der Tour-de-France-Fahrer die Urinprobe. Deshalb fördern sie gerne »Vorzeige-Schwarze«. Einer davon kandidiert sogar als Präsident: Herman Cain, der ebenfalls in New Orleans auftritt.
     
    Herman Cain stammt aus Atlanta, Georgia. Der Baptisten-Pfarrer, der früher im Vorstand der Federal Reserve Bank von Kansas war und eine Talkshow im Radio hatte, ist heute auch Kommentator bei Fox News (wo er seine Kandidatur sogar ankündigte) und schreibt eine Kolumne für mehrere Zeitungen. Lange Zeit war er auch Geschäftsführer von Godfather’s Pizza (benannt in Reminiszenz an den Mafiafilm) und davor Manager für Coca-Cola und Burger King. Nebenbei bekämpfte er als Lobbyist die Gesundheitsreform von Bill Clinton. Kurz: Cain ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, »genau das, was Amerika als Präsident braucht«, das hat er schon auf Dutzenden von Tea-Party-Rallys im ganzen Land erklärt. Und er ist ein Fan einfacher Lösungen: So will er, dass Gesetze nur noch drei Seiten haben dürfen.
    Cain ist nicht nur schwarz, er ist richtig schwarz, anders als der hellhäutige Obama. Sein Auftritt gleicht einem Donnerhall, er predigt wie ein Pfarrer in einer schwarzen Baptistenkirche. Er klingt wie Bill Cosby, nur lauter und ungeschliffener. Schon im Februar 2011 ist Cain in Phoenix, Arizona, wie ein schwarzer Erlöser vor die Massen getreten und hat für Begeisterung gesorgt. »Die Liberalen, die Mainstream-Medien, die nennen euch Rassisten?«, donnerte er da von der Bühne herab. »Was glaubt ihr, was die mich erst nennen?« Der ganze Saal lachte befreit auf. »Amerika hat so viel durchgemacht, die Sklaverei, den Bürgerkrieg,den Ersten und den Zweiten Weltkrieg, die Depression, aber die Gründungsväter wollten immer, dass alle Menschen gleich sind.« Zumindest alle weißen amerikanischen Männer.
    Auch in New Orleans wird Cain mit Jubel und »We love you«-Rufen empfangen. Für die Seele der als Rassisten verdächtigen Tea Partier ist er Balsam, so ähnlich wie der jüdische Sozialdemokrat Bruno Kreisky einst für das postfaschistische Österreich. Der in Memphis geborene Prediger fängt auch an wie weiland Martin Luther King. »I have a dream!«, donnert er und fährt fort: »Um genau zu sein, habe ich zwei Träume: Die Republikaner stellen 2012 die Mehrheit im Repräsentantenhaus sowie im Senat und ihr seht gerade den nächsten Präsidenten der USA!« Cain weiß, dass das Establishment der Republikaner ihm keine Chance gibt, und deshalb verkauft er sich als Underdog: »Bill O’Reilly, Mitt Romney und Karl Rove, der einen so großartigen Job für George W.   Bush

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