Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Vier Jahre später versuchte er nochmals, die Nominierung für das Präsidentenamt zu erlangen – diesmal wieder für die Demokraten. Aber seine Kampagne war jäh beendet, als ihn einAttentäter niederschoss. Wallace landete im Rollstuhl, wurde »wiedergeborener« Christ und entschuldigte sich bei schwarzen Gemeindeführern.
Amerika sollte letztlich doch wieder einen konservativen Rollback erleben, als 1981 ein Republikaner ins Weiße Haus einzog: Ronald Reagan. Er ist heute der Held der Tea Party, nicht George Wallace. Das hat eine gewisse Ironie. »Reagan hat sich in libertärer Rhetorik geübt, aber tatsächlich hat er einen starken Staat,
big government
, praktiziert«, sagt Jake Shannon, libertärer Radiomoderator und Politiker aus Utah. Reagan habe nicht nur die Steuern erhöht, unter ihm seien auch die Miltärausgaben und die staatliche Schuldendecke gestiegen – Letztere sogar 17 Mal. »Außerdem hat Reagan den kostspieligen ›Krieg gegen Drogen‹ geführt, der hat überhaupt erst die Probleme mit den Schmugglern an der Grenze geschaffen.« Aber Reagans siegreicher Kampf gegen die Welfare Queens aus dem schwarzen Ghetto von Chicago reichte offenbar aus, um ihn zum Liebling der Tea Party zu machen.
Die Downtown von Birmingham ist ein bisschen alte Pracht, mit Art-déco-Bauten wie der Alabama Jazz Hall of Fame, außerdem gibt es ein paar moderne Hochhäuser, aber auch abgewrackte, halb leere Blocks. Am Sonntagnachmittag sitzen hier nur ein paar junge schwarze Männer herum; kein einziger Weißer. Neben einem kleinen Park wurde 1992 das Birmingham Civil Rights Institute eröffnet, das wichtigste Museum der Bürgerrechtsbewegung. Im Park erinnert ein Denkmal an diese Zeit; in der Mitte der Fußweg, rechts und links zwei Betonmauern, aus denen drei geifernde Polizeihunde aus Stahl und Beton hervorbrechen. Man spürt sofort den Schrecken, den solche Hunde damals verbreitet haben müssen.
Beim Civil Rights Institute arbeitet Washington Booker, ein dunkelhäutiger Mann mit geflochtenen Haaren, dem man das Alter nicht ansieht. Als der Kampf gegen die Rassentrennung anfing, war er 14. »Der Süden war extrem segregiert«, sagt er. »Es gab nur Schwarz oder Weiß, keine Mexikaner, keine Asiaten, keineMulatten.« Nach dem Brandbombenangriff auf die Baptist Church, als die vier Mädchen starben, sei Birmingham explodiert. »Wir haben alle weißen Geschäfte – und alle Geschäfte in den schwarzen Vierteln gehörten Weißen – geplündert und niedergebrannt. Es war ein richtiger Aufstand. Die Polizei setzte Hunde ein und schlug Kinder zusammen. Wir haben Steine geworfen, und als wir sahen, wie schwarze Bürgerrechtler freiwillig ins Gefängnis gingen, dachten wir, die sind verrückt. Aber dann mobilisierten die Bürgerrechtler die Kinder in den Schulen, und bald waren alle Gefängnisse voll mit schwarzen Kindern.«
Verglichen damit sei es heute viel besser, wenn auch noch nicht perfekt. »Bis in die sechziger Jahre gab es für Schwarze keine Notaufnahme, und es konnte passieren, dass sie vor dem Krankenhaus verblutet sind.« Heute gebe es immerhin Krankenhäuser für Schwarze, auch wenn die für Weiße besser seien. Und auch in den Schulen sei die Rassentrennung nun aufgehoben. »Aber de facto sind sie noch getrennt: Weiße Kinder gehen in private Schulen in den Vororten, schwarze Kinder in öffentliche Schulen in der Stadt.« In den siebziger Jahren wurde
busing
versucht, da wurden schwarze Kinder in weiße Schulen gefahren, aber das sei eingeschlafen, als die Weißen in die Privatschulen auswichen. »Deshalb fördern die Republikaner heute die Privatschulen und die public schools verkommen.«
Obama als Schimpansenbaby: Rassismus und die Tea Party
Bis heute ist die Kluft in Amerika zwischen Schwarz und Weiß nicht ganz verschwunden, wenngleich ungeheure Fortschritte gemacht wurden. Doch mit der Wahl von Barack Obama hat der Rassismus erneut sein hässliches Haupt erhoben. Es gab Demonstrationen der Tea Party, bei denen schwarze Politiker bespuckt wurden, Plakate, die Obama als »Buschneger« zeigten, sowie verbale Ausfälle von Tea-Party-Politikern. So hat Mark Williams, der Pressesprecher des Tea-Party-Express-PAC, der National Association for the Advancement of Colored People(NAACP) vorgeworfen, dass sie heute mit der Instrumentalisierung von Rassenproblemen mehr Geld verdiene, als jemals beim Sklavenhandel geflossen sei. Und er schickte einen fiktiven Brief an Abraham Lincoln hinterher,
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