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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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erledigt hat«   – hier fängt seine Stimme an, vor Sarkasmus zu triefen   –, »alle haben sie gesagt: ›Cain hat keine Chance und er ist nicht ernst zu nehmen.‹ Aber mir geht es wie der Hummel, von der sagen die Experten auch, sie könne gar nicht fliegen!« Und dann noch mal: »Ich bin die Hummel, man sagt mir, ich kann nicht fliegen, aber ich fliege!«
    Cain setzt auf alles noch einen drauf, eben wie ein schwarzer Pfarrer bei einer Predigt. Er ist nicht nur gegen die Schwulenehe, nein, er glaubt, Homosexualität sei eine Sünde und Schwule kämen in die Hölle. Er will nicht nur die Scharia verbieten, er würde auch niemals einem Moslem in seiner Verwaltung einen Job geben und er will den Bau von Moscheen verhindern. Er hält nicht nur die übliche Pro-Israel-Rede, er sagt, Israel sei der einzige Freund, den Amerika in der Welt habe. »Und ich schwöre euch, wer Israel angreift, der greift auch die USA an.«
    Aber am meisten Beifall bekommt er, wenn er den
American Exceptionalism
hochhält, die Theorie, dass Amerika das großartigste Land der Welt sei, in dem die großartigsten Menschen leben. Er spricht von der »Shining City on the Hill«, der leuchtenden Stadt auf dem Berg, wie Ronald Reagan Amerika in Anlehnung an die Bibel genannt habe, und wozu das Land wieder werdenmüsse. »Wir Amerikaner haben es satt, dass sich unser Präsident überall entschuldigt. Ich werde mich niemals entschuldigen. Meine Mutter hat mir beigebracht, dass Amerika das großartigste Land der Welt ist. Und wenn ihr die richtige Person ins Weiße Haus wählt,
moi
, dann wird der American Exceptionalism wieder gelten.« Er schiebt hastig hinterher, dass er nur »moi« gesagt habe, weil wir hier im French Quarter von New Orleans seien, was nicht stimmt, das French Quarter ist eine halbe Meile entfernt. Aber er will natürlich nicht, dass das Publikum denkt, er habe Sympathien für die
cheese eating surrender monkeys
– die »Käse essenden Kapitulationsaffen«   –, wie Amerikaner die Franzosen gerne nennen (die abwertende Phrase stammt aus der T V-Serie ›The Simpsons‹ und wurde zum geflügelten Wort). Dann sagt er noch: »Die Vereinigten Staaten werden nicht die Vereinigten Staaten von Europa werden, solange wir am Ruder sind.« Nun steht das Volk auf und Beifall bricht los.
    Cain ist wirklich kein Kämpfer für die Bürgerrechtsbewegung. Als Martin Luther King nach Washington marschierte und vor Hunderttausenden seine berühmte Rede hielt, war er 18   Jahre alt, und er marschierte nicht mit: »Mein Vater hat mir gesagt, ich solle mich aus Schwierigkeiten heraushalten und keinen Ärger bekommen«, sagte er dazu. Anfangs wurden ihm wenig Chancen gegeben, aber er schaffte es, alle anderen Kandidaten in den Umfragen zu überholen, als er seinen 9   -   9   -   9-Steuerplan vorstellte; neun Prozent föderale Einkommenssteuer, neun Prozent föderale Mehrwertsteuer (die es bisher überhaupt nicht gibt) und neun Prozent Gewerbesteuer. Dafür soll die
payroll tax
wegfallen, aus der Medicare und die Rente finanziert werden. Es ist eine Steuererhöhung für die Armen, denn deren Grundfreibetrag fiele weg, und eine Steuererleichterung für die Reichen.
    Der Plan ist eigentlich das Gegenteil von dem, was die Tea Party fordert; denn die zog bisher gegen den Verfassungszusatz zu Felde, der die föderale Einkommenssteuer erlaubt. Und hinter dem 9   -   9   -   9-Plan stehen auch keine Teebeutelwerfer, sondern ein bekanntes Brüderpaar: Charles und David Koch. Die Idee zu 9   -   9   -   9 stammt von Mark Block, einem Republikaner aus Wisconsinund Funktionär der Koch-Organisation Americans For Prosperity (AFP). Block, der mit Cain zeitweise durch die Lande zog und im Namen des AF P-Ablegers »Prosperity Expansion Project« für freie Märkte warb, ist heute Cains Wahlkampfmanager.
    Als Nächster spricht ein Präsidentschaftskandidat aus Louisiana: Buddy Roemer, früherer Demokrat und Gouverneur des Staats, jetzt wiedergeborener libertärer Tea Partier. Die Konzerne, wettert Roemer, hätten noch nie so viel Profit gemacht wie heute, General Electric zahle keine Steuern, Wall-Street-Banken steckten Billionen an Steuergeldern ein   – alleine Goldman Sachs verdiene sich eine goldene Nase!   –, und die Pharmariesen zahlten Millionen an die Regierung, um die Gesundheitsreform zu verwässern. Er klingt wie Huey Long. Alle gucken verschreckt. Huh, ein Kommunist? Beifall bekommt Roemer erst, als er fordert, überall in Amerika

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