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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Ölbohrungen zu erlauben, anstatt Öl bei den Scheichs zu kaufen oder die Armee zu schicken. Weil hier Louisiana ist, reden auch die nächsten Politiker über das Öl. Eine Republikanerin aus der Hauptstadt Baton Rouge meint, wir würden Waffen an die Länder des Mittleren Ostens verkaufen, um »unser Öl zu verteidigen   ... äh, deren Öl«.
    Dann folgt noch ein wortgewaltiger Redner: Haley Barbour, Gouverneur von Mississippi, der einen deutlichen Südstaatenakzent hat. Barbour ist ein großes Tier bei den Republikanern, er war Wahlhelfer von Ronald Reagan und Chairman des Republican National Committee; heute steht er der Republican Governors Association vor, doch im Herzen ist er ein Dixiecrat. »Unter Obama ist es das erste Mal, dass Leute Angst haben, ihre Kinder und Enkelkinder werden einmal in einem anderen Land leben als sie.« Wirklich? Barbour stammt aus Yazoo, wo in den fünfziger Jahren der White Citizens’ Council die schwarze Mehrheit unterdrückte. Im Mai 1970, als er noch studierte, ging die Staatspolizei von Mississippi mit Gewalt gegen mehr als hundert protestierende schwarze Studenten vor. Zwei starben dabei. Es ist unwahrscheinlich, dass Barbour nicht weiß, dass Amerika damals ganz anders aussah als heute. Andererseits, als CNN ihneinmal zur Geschichte des Südens befragte, meinte er, beim Gedenken die Sklaverei zu erwähnen, sei nicht so wichtig.
    Barbour geht es darum, die Einheit der Republikaner zu beschwören, die Tea Partier sollen die Partei bloß nicht verlassen. Offenbar hat die Taktik der Tea Party, den Republikanern Angst einzuflößen, gewirkt. »Das Allerwichtigste ist zu gewinnen!«, ruft er. Man müsse sich in dem Kandidaten nicht zu hundert Prozent wiederfinden, entscheidend sei, dass dieser Obama schlagen kann. Die Tea Party dürfe nicht die gleichen Fehler machen wie Ross Perot und George Wallace. Sie solle keine dritte Partei bilden, sie müsse ihre Ziele innerhalb der Republican Party durchsetzen. Denn wenn sich die Stimmen splitten würden, würde das nur den Linken nutzen. »Obama betet, dass aus der Tea Party eine dritte Partei wird.«
    Dann schimpft Barbour noch über die Wall Street, die im Süden noch nie beliebt war, und erinnert uns daran, dass das Benzin heute doppelt so teuer ist wie damals, als Obama gewählt wurde. Wie bitte? Eine kurze Suche ergibt Folgendes: Im Sommer 2008 lagen die Benzinpreise bei rund vier Dollar pro Gallone. Ende September stürzten sie von 3,85   Dollar auf 1,65   Dollar ab   – innerhalb weniger Wochen, just zu dem Zeitpunkt, als in Amerika gewählt wurde. Direkt nach der Wahl zogen sie sofort zügig an, auf 2,70   Dollar pro Gallone, und haben nun ihren alten Wert wieder erreicht. Man könnte meinen, irgendwer habe an der Schraube gedreht.
    Roemer hat natürlich keine Chance und Barbour will nicht kandidieren. Aber alle Zuhörer bleiben, weil sie auf den Star warten: Rick Perry. Endlich ist der Gouverneur von Texas mit dem Signieren fertig, er betritt den Saal. Die Leute springen von den Stühlen und jubeln. »Run!«, schreien sie, stürze dich in den Wahlkampf. Perry grinst breit, als er auf die Bühne stapft und dabei winkt. Trüge er einen Cowboyhut, er würde damit wedeln. »Ich grüße New Orleans«, sagt er mit leichtem, nicht übertriebenem texanischen Akzent, ähnlich wie George W.   Bush. In dieser Stadt hätten die Bürger bewiesen, dass sie besser mit einer Katastrophe wie dem Hurrikan Katrina fertigwerden können als dieRegierung. Aber Obama glaube tatsächlich, die Regierung könne so was besser, und das bedrohe unsere Freiheit!
    Perry ist ein lauter, aber kein guter Redner. Er wirft alle Reizwörter in die Menge: Freiheit, Gründungsväter, liberale Medien, ausgeglichener Haushalt, große Nation,
American Exceptionalism
. Wir müssten aufhören, Geld auszugeben sowie uns zu entschuldigen. Wir bräuchten mehr Freiheit   – und natürlich mehr Ronald Reagan. Bei jedem Stichwort bekommt er Beifall. Perry argumentiert mit den
states’ rights
. »Die Gründungväter wollten Dezentralisierung, deshalb müssen die Feds in Washington den Staaten mehr Rechte geben!«, ruft er. Der Beifall verstärkt sich, Perry fängt Feuer: »Wir brauchen den richtigen Führer für unser Land! Es gibt keine größere Zeit als das Jetzt, wir können das schaffen und wir werden es schaffen.« Er schließt mit einem Zitat: »If not now, when?«, Wann, wenn nicht jetzt?, dem Titel eines Romans von Primo Levi, in dem es um das Überleben von

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