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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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jüdisch-kommunistischen Partisanen in Russland geht. (Levi war von der Roten Armee in Auschwitz befreit worden.) Ein seltsames Zitat für einen Konservativen.
    Interessanter ist, was Perry nicht sagt: kein Wort zur Immigration, weder zur legalen noch zur illegalen. Denn: Er kann es sich nicht leisten, hispanische Wähler zu verärgern, immerhin machen die ganze vierzig Prozent der Texaner aus. Sonst gründen die womöglich noch eine eigene Partei. Als Letzter spricht George P.   Bush, der Neffe von George W.   Bush, der das Publikum bittet, das neue Buch des früheren Präsidenten zu kaufen. Der Saal leert sich rascher, als er reden kann. Draußen wartet die »sündige Stadt«. Zum Schluss wird das Ergebnis der
straw poll
verkündet: Ron Paul hat gewonnen   – die Michele-Bachmann- und Rick-Perry-Fans buhen.
    Rick Perry wird ein paar Wochen später erklären, er werde als Präsident der USA kandidieren   – als Republikaner, aber er geriert sich auch als Vertreter der Tea Party. Für Bachmann und Sarah Palin brechen damit harte Zeiten an.

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    Vorwärts in die Vergangenheit: Rick Perry auf dem Weg ins Weiße Haus
    Das Gelände des Reliant Stadium in Houston, Texas, ist eines der größten seiner Art, wie eigentlich alles in Texas größer ist als irgendwo sonst. Alleine das Stadium fasst 70   000   Menschen, das Astrodome daneben noch einmal 50   000; davor liegt der größte Parkplatz der USA.   Hier wurde erstmals
Astroturf
ausgerollt, dieses künstliche Rollgras, das beinahe echt aussieht und das zum Synonym für die Tea Party geworden ist. Der Footballclub der Houston Texans spielt hier, die »WrestleMania« wurde im Stadion ausgetragen, die Rolling Stones und Metallica traten hier auf. Im Frühjahr findet hier die »Houston Livestock Show and Rodeo« statt, die größte Viehschau der Welt. Hunderte von Kühen, Schafen und Pferden stehen in den Hallen, bestaunt von Kindern und Ranchern. An den Ständen gibt es Lederjacken und Indianerschmuck. Bloß Indianer sind keine zu sehen.
    Am Abend galoppieren, zur Volksbelustigung, Cowboys aus Texas, Nebraska, South Dakota und Wyoming durch die Manege. Sie schwingen das Lasso, fangen bockende Pferde und ringen Stiere nieder. Cowgirls treten zum
barrel racing
an, wo sie ihre Vollblüter schnell und scharf um Fässer treiben, die nicht umfallen dürfen. Danach fangen sie eine Schar Kälber ein, die erschreckt durch die Manege sprinten. Alle sind Profis, auch die Pferde, die auf die Sekunde so lange bocken, wie der Auftritt dauert. Zwischendurch rollt ein Rodeoclown herein, der uns bespaßt. Draußen drehen sich Riesenräder; Imbissstände verkaufen
mountains of fries
, Berge von Pommes frites, »Outlaw Burgers«, gegrillte Truthahnbeine von der Größe eines Kinderschenkels und den größten Hotdog der Welt, zu Preisen, die ebenfalls rekordwürdig sind.
    Houston ist eine moderne Großstadt, mit Hochhäusern, Highways und dem Kontrollzentrum der NASA, oder   – wie es korrekt heißt   – dem Lyndon B.   Johnson Space Center, benanntnach dem aus Texas stammenden Präsidenten, das allein so groß ist wie eine Kleinstadt. Aber Texas hat auch eine andere Seite. Im Reliant Stadium treffen sich am 6.   August 2011 mehr als 30   000   Christen zu »The Response«, einem Tag des Betens und des Fastens für eine »Nation in der Krise«. Rick Perry hat dazu eingeladen, der Gouverneur. Schon frühmorgens strömen Familien auf das Gelände, mit Bibeln bewaffnet und mit iPhones, mit denen sich Kerzenschein simulieren lässt. Christliche Rockbands spielen und Johnny Fernandez singt ›Hear us from Heaven‹. Der Anheizer ist Luis Cataldo vom International House of Prayer in Kansas City, Missouri, einer Kirche, die dem New Apostolic Movement nahesteht. Deren Anhänger glauben, so erklärte das Radio KUT aus Austin, dass Gott ihnen Prophezeiungen über Erdbeben oder Terrorattacken zukommen lasse. Deshalb meinen sie, Unglücke verhindern zu können. So behauptete ein Pfarrer der »Neuapostolen« einmal, dass ihre Gebete den Rinderwahnsinn in Deutschland beendet hätten. Manche glauben gar, dass Freimaurer   – oder Mormonen   – der Hexerei fähig oder dass Demokraten von vier Dämonen besessen seien, einer davon heiße Jezebel. Auch einer der Redner gehört dem New Apostolic Movement an: Mike Bickle. Er hat ein paar Wochen zuvor die populäre schwarze Showmasterin Oprah Winfrey eine »Vorbotin des Antichristen« genannt.
    Die Gläubigen stehen dicht an dicht in

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