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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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ist heute Evangelikaler, und er soll der noch extremeren New Apostolic Reformation nahestehen. Im Juni 2009, so berichtete der Reporter Forrest Wilder, sei Perry von zweien ihrer Pfarrer besucht worden, die mit ihm gebetet hätten. Seitdem sei der Gouverneur »ihr Gefäß«. Eines ihrer beliebtesten Bibelstücke sei das alttestamentliche Buch Joel. Darin geht es um eine Krise und eine Dürre im alten Israel, verursacht durch eine »rebellische Nation«, die bereuen müsse.Das Ziel der New Apostolic Reformation sei   – so Wilder weiter   –, die Regierung zu infiltrieren.
    Fünf Tage nach dem Bet-Marathon erklärte Perry sein Interesse an der Präsidentschaft. Er sagte, Gott habe ihn berufen; und er überholte die ebenfalls von Gott berufene Michele Bachmann rasch in den Umfragen als Liebling der Tea Party. Aber seine zur Schau gestellte Frömmigkeit täuscht. Er ist ein eiserner Verfechter der Todesstrafe. Er hat fast 240   Menschen exekutieren lassen, auch dann, wenn die Beweislage fragwürdig war. Darunter waren Frances Newton, eine schwarze Frau aus Houston, die ihre Familie umgebracht haben soll, und Cameron Todd Willingham, der für den Feuertod seiner drei Kinder verurteilt wurde. Perry lässt auch Ausländer hinrichten, ohne vorher deren Konsulat zu benachrichtigen und die Inhaftierten über Rechtsbeistand aufzuklären. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat 2004 gerügt, dass dies internationalen Abkommen widerspricht; es ging dabei um 51   Mexikaner, die in US-amerikanischen Todeszellen sitzen. Obama will darüber mit Mexiko verhandeln, aber Perry findet das empörend   – und mit ihm die Tea Party, die darin den Vorboten für die
New World Order
wittert. Texas hat schon mal angefangen und 2011 bereits einen dieser Mexikaner exekutiert.
    Auch nachdem er seine Kandidatur angekündigt hatte, blieb Perry der texanische Haudrauf. Er sagte, falls Notenbankchef Ben Bernanke in der Budgetkrise auf die Idee komme, frisches Geld zu drucken, dann wäre er ein Verräter, schob allerdings ein »beinahe« hinterher. Deshalb solle sich Bernanke hier bloß nicht sehen lassen, die Texaner würden ihn sonst »ziemlich hässlich« behandeln. Das letzte Mal hatten Politiker in Texas solche Drohungen ausgesprochen, als John F.   Kennedy nach Dallas reiste. Das brachte Perry eine vorsichtige Kritik von Abraham Foxman ein, dem Vorstand der Anti-Defamation League (Bernanke ist Jude). Schon zuvor hatten jüdische Organisationen es Perry übel genommen, dass er im Reliant Stadium gesagt hatte, »ganz Texas« werde Jesus folgen. Andererseits ist auch Perry ein Verteidiger von Israel. Er war im September 2011sogar eigens zur U N-Generalversammlung nach New York gereist, um der Presse mitzuteilen: Sollten die Palästinenser versuchen, einen eigenen Staat zu gründen, dann solle Israel ihr Gebiet annektieren. Und so wird ihm von jüdischer Seite einiges nachgesehen, was solche Sprüche anbelangt.
    Perry, Texaner in der fünften Generation, ist tatsächlich der Cowboy, der George W.   Bush zu sein vorgab. Nachdem er als Kandidat angetreten war, ließ er verbreiten, er habe beim Joggen einen Kojoten erschossen   – er wollte seine Wähler wissen lassen, dass er selbst in der Trainingshose noch bewaffnet ist. Anders als der vier Jahre ältere Bush, der in Connecticut in eine Patrizierfamilie geboren wurde, stammt Perry von einer Ranch in Paint Creek, einem winzigen Dorf im fast menschenleeren Nordwesten von Texas. Sein Vater Joseph Ray, ein Weltkriegsveteran, züchtete Vieh und pflanzte Baumwolle; nebenbei war er Landrat. Die Familie war so arm, dass sie lange Zeit nur ein Plumpsklo hatte; Perrys Mutter Amelia nähte die Unterhosen selbst.
    Während Bush in Yale und Harvard Jura studierte, belegte Perry Tierzucht an der A&M University, einer ländlichen Uni in der texanischen Tiefebene. Danach ging er als Pilot zur Airforce und flog   – anders als George W.   Bush   – tatsächlich Einsätze in Europa und im Mittleren Osten, wenn auch keine Kampfeinsätze. Er verschwand auch nicht lautlos von der Bildfläche, als die Armee verpflichtende Drogentests einführte. Bush begann als Ölmanager, dann wechselte er in den Aufsichtsrat der Ölfirma Harken Energy, deren Aktien er rechtzeitig verkaufte, als er erfuhr, dass die Firma Verluste machen würde. Perry kehrte zur Farm seines Vaters zurück, um dort zu arbeiten, erst 1984 ging er in die Politik. Er wurde als Abgeordneter für Texas gewählt, als Demokrat, so

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