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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Esther guckte in die Luft, als erwartete sie eine Eingebung von oben. „Mit Ingrid van Brekelkam und Lenni war ich im Keller. Dort unten ist der Kunstraum, müssen Sie wissen. Wie gesagt, wir waren dort unten und … Lenni hat mir seine Liebe gestanden. Können Sie das glauben? Lenni ist der Charmeur hier, müssen Sie wissen und …“
    „Das reicht!“, fuhr der ältere Beamte dazwischen. Ermittlungen in einem Seniorenheim! In was für ein Martyrium war er nur hineingeraten. Fast sehnte er sich nach entlaufenen Hunden. „Sie können gehen!“, verabschiedete er die zwei Damen.
    Mit einem freundlichen Gruß erhob sich Esther.
    Ingrid folgte ihr.
    Schlauer waren der jüngere und der ältere Beamte nicht geworden. Der kleine Hoffnungsschimmer, etwas Bedeutendes erfahren zu können, war erloschen. Sie malten sich gegenseitig Galgenmännchen, während der nächste Senior sich wieder nur über Agathas bösartige Taten ausließ. Wie auch der nächste Senior und der Übernächste. Nach dem 15ten waren sich die Beamten einig, dass es ermüdend und müßig war, sich weiter mit den Ansichten der Bewohner auseinanderzusetzen. Sie klappten ihre Notizblöcke zu und schoben sie in ihre Brusttaschen zurück.
    Dies brachte die restlichen Bewohner zu der Erkenntnis, dass ihre Meinung nicht mehr benötigt wurde. Verständnislos über so viel Ignoranz zogen sie sich grummelnd zurück, um ihren gewohnten Beschäftigungen nachzugehen.
     
    Eine weitere Suchmeldung wurde über den lokalen Radiosender ausgestrahlt. Diesmal suchte man einen großen Mann mittleren Jahres mit lichtem Haupt, eventuell in Begleitung einer etwas kleineren älteren Dame.
    Wieder waren die Hinweise zahlreich. Zuhauf wurden ältere Damen, auch böse ältere Damen, in Begleitung eines größeren Herrn in mittleren Jahren gesichtet. Nur waren es wieder nicht die gesuchten Personen, sondern verzweifelte Schwiegersöhne in Begleitung ihrer anstrengenden Schwiegermütter.
     
     
     

47
     
     
    Den ganzen Tag über war die Polizei unermüdlich mit der Durchforstung von Agathas Zimmer beschäftigt. Nichts Persönliches war zu finden. Nichts, was weitere Hinweise geben konnte. Die Frau schien kein Leben vor dem Seniorenheim und auch keines im Seniorenheim gehabt zu haben. Hätte der Rohrasch nicht von ihrem Sohn gewusst, wäre selbst dieser Umstand verborgen geblieben. Über das Verschwinden seiner Mutter unterrichtet, gab er sich leidlich betrübt. Ein längerer Auslandsaufenthalt mache es ihm unmöglich, herbeizueilen. Vielleicht sei ihr der Kragen umgedreht worden, was er sich selbst immer verboten habe.
     
    Noch einmal wurde das ganze Seniorenheim auf den Kopf gestellt. Gertrud, der der Trubel nun doch etwas zu heftig wurde, machte sich auf den Weg, um in den Park zu gehen. Sie wollte Luft schnappen und den Kopf frei bekommen.
    Doch so schnell, wie das Schwindelgefühl gekommen war, so schnell war es wieder verschwunden, als sie das Paar entdeckte, das da im Eingangsbereich aufgestellt worden war. Nanu? Wo kamen die her?, staunte sie. Ihre Verwunderung musste sie unbedingt loswerden. So schnell es ging, rief sie die anderen Senioren herbei. Auch sie blieben verwundert davor stehen.
    Woher das Paar kam, das da saß, wussten auch sie nicht zu sagen, sie waren einfach da.
    „Hat niemand etwas mitbekommen?“, fragte Frau Teifler und betatschte ausnahmsweise mal nicht ihren Mann, sondern die Figuren.
    Großes Kopfschütteln. Niemand hatte einen Lieferwagen kommen sehen, niemand hatte etwas gehört. Seltsam war das aber schon, weil doch das Treiben auf der Straße oder auf dem Friedhof schon im Morgengrauen unter Beobachtung stand.
    Sehr groß sei die Frau nicht gerade, stellten einige fest, der Mann im Vergleich dagegen schon.
    Man hätte sie durchaus etwas schlanker machen können, meinten die einen.
    Sie wirke genauso gut, sehr natürlich, meinten die anderen.
    „Sehen ein bisschen aus wie die Paulsens“, glaubte eine Seniorin erkennen zu können.
    „Ganz und gar nicht!“, widersprachen andere wieder.
    Und so interpretierte jeder etwas anderes in das Paar, das da so friedlich zusammensaß und Karten spielte.
     
    Als sich die Herren von der Polizei am Abend verabschiedeten, marschierten sie ein weiteres Mal an den Skulpturen vorbei, nichtsahnend, wie nah sie ihrem Ziel eigentlich waren. Auch dass die Senioren jegliches Interesse an der Polizei verloren hatten und stattdessen staunend vor einem Paar standen, das genauso aussah, wie jenes, das man gerade

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