Tee und Toast
Pferdefuhrwerke viel leichter zu handhaben sind und außerdem sicherer, denn man hat die Intelligenz des Pferdes zur Hilfe, und niemand wird abstreiten können, daß Maria ausnehmend klug ist.«
Ich persönlich hatte sie als hinterhältig bezeichnet, aber ich muß zugeben, daß ich Maria noch nie gemocht habe, weil sie ein bösartiges, altes Biest ist. In ihren früheren Tagen hatte sie in dem Ruf gestanden, das beste Zugpferd des Bezirks zu sein, aber wer wollte heute, wo die Straßen schon fast alle mit jenen durchlöcherten Blechplatten belegt sind, noch mit Roß und Wagen durch die Landschaft rattern? Man hatte Maria also in den Ruhestand versetzt, ihr immer die beste Koppel gegeben, wo sie die Futtergestelle niederrannte, nach den Milchkühen ausschlug, die Lämmer jagte und sich immer recht unnütz benahm. Sie haßte Männer, liebte Larry und zeigte eine Art gelangweilter Geduld mit den Kindern.
Es war ein heikles Geschäft, ihr Mick vorzustellen, aber, wie Larry prophezeit hatte, tolerierte sie den alten Iren tatsächlich. Vielleicht, weil ihr noch nie etwas Ähnliches begegnet war und sie nicht wußte, zu welchem Geschlecht er zu zählen war. Auf alle Fälle benahm sie sich ihm gegenüber immer sehr korrekt. Ich denke, daß das ewige Nichtstun Maria auf die Dauer gelangweilt hatte, denn sie schien ihre langen, langsamen Fahrten mit dem »Konaki« zu genießen.
Larry unternahm den ersten Versuch selbst und brachte Mick bei, wie er Pferd und Wagen zu behandeln hatte — soweit man Maria überhaupt behandeln konnte. In Wirklichkeit war es auch für Larry selbst eine Unterrichtsstunde, die ihr einen Heidenspaß zu machen schien. Sie fuhr zwischen den Hügeln durch, hielt an, wo es ihr Spaß machte, und nahm von den theatralischen Ausrufen Micks in ihrem Rücken nicht die geringste Notiz. Ziemlich oft zog sie die Zügel zu plötzlich stramm oder fuhr vom Pfad ab irgendeinen steilen Abhang hinauf, warf alle Insassen aus dem »Konaki« und blieb dann stehen und wartete, bis sie sich wieder aufgesammelt hatten.
Aber es war ein großer Erfolg, und Mick war viel zufriedener.
Inzwischen war Post von Julian gekommen. Er schrieb, daß ihn niemand abholen solle; er habe sich einen Wagen an den Flugplatz bestellt, der ihm während seines Aufenthalts hier zur Verfügung stehen würde.
Anne lachte, als sie uns das erzählte. »Typisch Julian«, sagte sie. »Er bringt einfach alles fertig.«
Sie hatte recht. Ihn kostete alles nur ein Lächeln.
4
Larrys Besuch bei Onkel Richard lag nun schon zwei Wochen zurück, und von Glorias Kommen war immer noch nicht die Rede. Wir fingen langsam an, uns Sorgen zu machen.
»Angenommen, sie hat Onkel Richard herumgekriegt und ihn auf der Stelle geheiratet«, sagte Larry eines Morgens. »Falls sie Lunte gerochen hat, ist sie sicherlich aufs Ganze gegangen.«
»Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Vielleicht ist sie gar nicht so gräßlich. Du weißt ja selbst, wie du sein kannst, wenn jemand bei dir schlecht angeschrieben ist.«
»Bitte, ich bin immer völlig gerecht«, entgegnete Larry überzeugt. »Warte nur, bis du sie zu sehen bekommst. Wenn sie nur endlich käme!«
Ich war an diesem Morgen zu ihr gefahren, um ihr beim Ausbessern eines Maschendrahtzaunes zu helfen. Sam hatte im Moment keine Zeit dazu, und Larry wollte die Angelegenheit erledigt haben, weil die Lämmer in ihrem Gemüsegarten hausten. Mick bekam den Auftrag, sich um die Kinder zu kümmern, während wir mit Maria und dem »Konaki« davonfuhren.
Es war ein prachtvoller Tag, und ich war froh, die lieben Kleinen dem alten Iren überlassen zu können. Gott sei Dank waren sie heute ausgesprochen annehmbar und zufrieden. Maria jedoch schien von der Schönheit des Wetters wenig beeindruckt, denn sie begrüßte uns mit einem bösartigen Blick, machte einen plötzlichen Satz und stieß den alten Toss in den Rücken. Larry meinte: »Ich glaube, die gute Alte ist heute nicht sonderlich gut aufgelegt«, was mir nach einer von Larrys üblichen Untertreibungen klang.
Ich drängte mich überhaupt nicht danach, mich auch nur im geringsten mit dem Pferd zu beschäftigen, das ziemlich unfreundlich dreinschaute, die Unterlippe noch weiter vorschob als gewöhnlich und die Augen so verdrehte, als es sich nach mir umdrehte, daß man nur noch das Weiße sah. Aber im allgemeinen benimmt sich Maria Larry gegenüber recht liebenswürdig und war in Sekundenschnelle zwischen den
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