Tee und Toast
Vater.
»Als wir ankamen«, erzählte sie, »saß er in einem Lehnstuhl in seinem Krankenzimmer und betonte immer wieder, wie leid es ihm täte, daß er mir so viel Umstände mache. Er sieht noch sehr blaß und müde aus. Er will es natürlich nicht zugeben, wie matt er sich fühlt, weil er Kranksein für eine Schande hält. Er bearbeitet bereits den Arzt, ihn wieder nach Hause zu lassen. Gott sei Dank hat er in Doktor Sobin einen harten Gegner.«
»Folgt er denn wenigstens den Anordnungen des Arztes?«
»Er muß, denn Julian und ich sind natürlich auf der Seite des Arztes. Vater will die ganze Geschichte als Magensache abtun, aber es war tatsächlich ein Herzanfall. Doktor Sobin sagte, daß Papa seine Lebensweise in Zukunft völlig ändern muß. Du kannst dir vorstellen, wie er darauf reagiert hat.«
»Es wird sicherlich erst richtig schwierig werden, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Wie lange muß er noch dort bleiben?«
»Schon noch einige Tage. Dann werden wir ihn erst einmal zu Hause pflegen und anschließend mit ihm irgendwohin zur Erholung fahren. Der Arzt wollte ihn zwar noch länger im Krankenhaus behalten, aber er mußte einsehen, daß das Kämpfen um Tage Vater nur aufregt. Außerdem macht sich Papa Sorgen wegen des trockenen Wetters. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, daß ich Tim in dieser schwierigen Zeit allein gelassen habe. Wenn es doch nur endlich regnen würde.«
Es kommt nur ganz selten vor, daß es in unserem feuchten Klima einmal einen ganzen Monat lang nicht regnet. Aber Tag um Tag stach die Sonne vom Himmel, der wie eine staubige Kupferkugel aussah.
»Solange kein Sturm aufkommt«, sagte Paul eines Morgens, als er sah, wie ich besorgt zum Fenster hinausblickte, »haben wir nichts zu befürchten.«
Doch schon am nächsten Tag kam ein starker Ostwind auf.
16
In unserem Land wird ein Sturm meist von Regen begleitet. Aber an diesem Morgen war die Luft heiß und trocken, und über allem lag eine glühende Staubschicht. Der Wind war kaum aufgekommen, als Paul schon die Koppeln, die an den Busch angrenzten, leertrieb und die Schafe näher an das Haus heranholte.
Der Morgen zog sich lange hin. Ich war nervös und blickte fünf Minuten unruhig aus dem Fenster. Paul hatte mir gesagt, mit dem Essen nicht auf ihn zu warten, er würde mit Tim und Sam den ganzen Tag draußen auf den Weiden sein.
Ich richtete einen Berg von belegten Broten, um den Männern etwas auf den Tisch stellen zu können, falls sie doch schnell hereinschauten.
Die Zwillinge hatten schon beim Aufwachen schlechte Laune und wurden kurz darauf unleidlich, quengelten und verlangten nach Anne und Rangi. Mick versuchte, sie ein wenig aufzuheitern, lehnte aber ihren Wunsch nach einer Spazierfahrt mit Maria und dem »Konaki« entschieden ab. Doch er nahm sie mit in den Schuppen hinaus, und ich hatte fürs erste Ruhe.
Der Wind pfiff um das Haus, und mir war zum Heulen zumute. Die Rauchschwaden am Horizont stiegen nicht mehr gerade in den Himmel, sondern trieben waagrecht über das Land. Ich erledigte in meiner Angst und Unruhe lauter unwichtige Arbeiten, putzte Silber und machte im Wäscheschrank Ordnung.
Gegen elf rief Larry an. »Scheußlich, was? Ich hatte Wäsche auf der Leine und habe sie völlig vergessen. Die Hälfte ist davongeflogen. Was, du auch? Sind wir nicht kopflos? Aber wer hätte auch daran gedacht, daß alles so plötzlich kommt. Nur zwei Laken? In meinem Garten hängt in jedem Busch ein Leintuch. Das ist schon ein ungemütliches Wetter, findest du nicht auch?«
Das war das Äußerste, was Larry sich erlaubte. Sie würde nie zugegeben haben, daß auch sie Angst hatte und sich Sorgen machte.
»Weiß Gott!« antwortete ich. »Die Kinder sind mit Mick draußen im Schuppen. Der Sturm schlägt sich einem schon recht auf die Nerven.«
»Ich werde übrigens Christopher nach Hause begleiten. Die Kinder sind mit dem Unterricht fertig. Sam hat mir heute morgen, bevor er hinaus auf die Koppeln ritt, mein Pferd hereingeholt.«
Warum hatte er das getan? Glaubte er, daß in einem Notfall ein Pferd verläßlicher und sicherer wäre als ein altes Auto? Ich war froh, daß Larry mit Christopher nach Hause reiten wollte. So gut man sich auch auf den alten Tommy verlassen konnte, war es doch für einen kleinen Jungen schwer, sich bei dem Sturm im Sattel zu halten.
Eine halbe Stunde später waren sie bereits da. Lydia paßte während Larrys Abwesenheit auf Christina, Prudence und Mark auf. »Onkel Richard
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