Tee und Toast
Tages nach Neuseeland übersiedeln würde, zumindest dann, wenn sein Vater den Besitz in England verkaufte. Wir hatten das zwar immer für recht unwahrscheinlich gehalten, dachten heute aber anders darüber.
Wie wundervoll würde es sein, malten Larry und ich uns aus, als wir in aller Frühe zu Anne fuhren, wenn Julian für immer in unserer Nähe wohnen würde. Niemanden würden wir mehr willkommen heißen als ihn.
»Und dann könnte er Alison heiraten, ohne sie von ihren Eltern zu trennen«, meinte Larry triumphierend.
»Ich denke, du hast beschlossen, dich nicht mehr in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen.«
»Oh, das war gestern abend. Was sagt man nicht alles aus Müdigkeit! Weißt du, Mrs. Anstruther ist zwar keine einfache Frau, aber wenn Julian hier wohnt, könnte Alison...« Und schon war Larry wieder dabei, sich auszudenken, was möglicherweise passieren könnte und wie sie vielleicht ein bißchen nachhelfen würde.
Anne sah müde und besorgt aus, und wir machten uns Vorwürfe, daß wir ihr unsere Kinder aufgebürdet hatten.
»Aber ich habe mich doch gefreut, sie hier zu haben«, beruhigte sie uns. »Vater wurde ja erst Sonntag krank, und ich werde ihn doch in wenigen Stunden sehen. Die Kinder haben mich abgelenkt.«
Anne beklagte sich nie. Sie hat den Takt ihres Vaters und, wie ich glaube, die Freundlichkeit und den Humor ihrer Mutter geerbt.
Als sie vorschlug, daß Rangi mit uns fahren solle, um uns mit den vielen Kindern zu helfen, lehnten wir entschieden ab. Wir hielten es für besser, wenn das Mädchen jetzt seinen Urlaub nahm und dann wieder im Haus war, wenn Anne und der Colonel zurückkamen.
Anne war bereits reisefertig, und wir blieben nur zehn Minuten. Auf der Heimfahrt berieten wir uns, wie wir die vier Kinder teilen wollten. Die Zwillinge konnten wir nicht trennen, das war klar. Also mußte eine von uns sie nehmen, während die andere Prudence und Mark nahm, denen es sowieso gleichgültig zu sein schien, in welchem Bett sie schliefen und welche Mutter sich um sie kümmerte.
Heimlich wünschten wir uns natürlich beide unsere eigenen Kinder, boten uns aber selbstlos gegenseitig an, die Zwillinge zu betreuen. Schließlich losten wir, und ich gewann Elisabeth und Charles. Das hieß, daß Lydia weiterhin bei Larry wohnte, da sie uns gebeten hatte, bei den Kindern bleiben zu können, an die sie gewöhnt war.
Als wir endlich zu diesem Entschluß gekommen waren, machte Larry ein ernstes Gesicht und meinte, daß dies eine Entscheidung des »Schicksals« sei. Ich fragte nicht warum, denn ich wollte sie nicht auch noch ermutigen. Aber ich wußte sehr gut, daß sie froh war, Lydia bei sich zu haben, da Onkel Richard vorhatte, noch eine Woche zu bleiben.
Die Zwillinge hatten bitterlich geweint, als wir sie in den Wagen gesetzt hatten und mit ihnen davongefahren waren. Aber inzwischen fühlten sie sich bei uns zu Hause. Doch am ersten Morgen mußte ich mich immer wieder fragen, wie Anne mit diesen beiden Knirpsen so gut zurechtkam und dabei auch immer noch fröhlich und liebenswürdig war. Selbst wenn sie noch so verschieden sind wie Elisabeth und Charles, scheinen Zwillinge immer das gleiche zu denken. Was der eine zum Beispiel anfängt, führt der andere unvermeidlich zu Ende. Ich muß zugeben, daß ich mit Sehnsucht an die gutmütige Rangi dachte, die alle bösartigen, kleinen Tricks dieser beiden kleinen Schelme kannte.
Es war eine große Erleichterung, Christopher jeden Morgen loszuwerden, wenn er zu Lydia in die »Schule« ging. Er blickte mit überlegener Verachtung auf die Zwillinge herab. Sie waren die »Kleinen« und wurden von ihm überhaupt nicht beachtet, wenn sie nicht gerade seine Spielsachen zerstörten — womit sie sich am liebsten beschäftigten. Da wir ihn davon überzeugt hatten, daß ein sechsjähriger Junge kein kleines Kind verprügelt, hatte er unseren beiden kleinen Gästen gegenüber eine ausgesprochen untergeordnete Stellung und floh meistens zu Mick.
Larry und ich hatten uns überlegt, was wir mit Mick tun sollten. Genaugenommen hätte er eigentlich zu ihr zurückkehren müssen, da die verhaßte Gloria ja von der Bildfläche verschwunden war. Doch wir dachten, daß er vielleicht Onkel Richard nur unliebsam an die vergangenen Wochen erinnern würde. Außerdem schien es uns nur gerecht, wenn ich Mick hatte, nachdem Lydia bei Larry war.
Die Frage war nur, wie er sich zu den Zwillingen stellen würde. Er kannte Anne kaum und hatte die Kinder nur ein- oder zweimal
Weitere Kostenlose Bücher