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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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den ihr aufgemacht habt? Und warum, wenn ich fragen darf? Ertrinkt ihr langsam in leeren Bierdosen?«
    »Das Recycling Center läuft hervorragend, danke der Nachfrage.« Mary hatte früher der Bostoner Damenwelt Hüte verkauft und ließ sich daher auch durch Jeremy Kellings Hänseleien nicht aus der Ruhe bringen. »Aber es gibt noch so viel zu tun.
    Boston hat zwar bessere Einrichtungen als viele andere Städte, um bedürftige ältere Mitbürger zu unterstützen, doch es gibt leider immer noch genügend Menschen, die durch die Maschen des sozialen Netzes fallen. Es gibt Sozialwohnungen für diejenigen, die sie sich leisten können, und Quartiere und Nachtasyle, in denen die völlig Mittellosen und Obdachlosen ein Bett finden, wenn sie Glück haben. Unsere Einrichtung soll die große Lücke in der Mitte schließen.«
    »Erzähl mal, wie ihr euch das vorgestellt habt«, sagte Brooks.
    »Wie ihr wißt, hat Dolph von seinem Onkel verschiedene Immobilien geerbt, unter anderem ein kleines Lagerhaus, aus dem gerade eine Farbenfabrik ausgezogen ist. Er hat bereits mehrere Angebote von interessierten Käufern erhalten. Ein Makler hat uns sogar richtig die Hölle heiß gemacht, aber wir haben alle Angebote abgelehnt. Wir möchten nämlich aus dem Gebäude so etwas wie eine riesige Pension machen.«
    »Ihr wollt Schlafräume einrichten?« fragte Sarah.
    »Mehr oder weniger. Wir wollen es so umbauen, daß viele hübsche kleine Zimmer entstehen, die man für wenig Geld pro Woche oder Monat mieten kann. Die Leute hätten ihre Privatsphäre, einen gewissen Komfort und einen sicheren Ort, an dem sie ihre Habseligkeiten lassen können. So müssen sie nicht ständig alles, was sie besitzen, in Einkaufstaschen mit sich herumschleppen, ohne zu wissen, wo sie die nächste Nacht verbringen werden.«
    »Wir nehmen nur Miete von ihnen, damit sie sich nicht wie Almosenempfänger fühlen«, erklärte Dolph. »Wenn sie nicht genug Geld haben, geben wir ihnen die Möglichkeit, es sich mit ein wenig Arbeit selbst zu verdienen. Damit sie ihre Selbstachtung nicht verlieren und ihren Lebensunterhalt soweit wie möglich selbst finanzieren können.«
    »Wie groß ist das Lagerhaus?« Brooks sah aus, als wäre er schon dabei, in seinem Kopf Pläne zu entwerfen.
    »Ziemlich groß«, sagte Dolph. »Drei Stockwerke hoch, mit einem Grundriß von 60 mal 180 Metern. Es gibt genug Platz für mehrere Küchen, Speisesäle und Freizeiträume, so daß die Mieter nicht für alles wer weiß wie weit zu laufen brauchen.«
    »Und auf jeder Etage genügend Badezimmer und Toiletten«, sagte Mary.
    »Aber das wird euch ein Vermögen kosten!« rief Theonia.
    »Dolph hat ein Vermögen«, knurrte Jeremy, der die Karaffe kopfüber über sein Glas hielt, um auch noch den letzten Tropfen von Onkel Freds Portwein auszukosten.
    »Nicht so viel, wie du anscheinend glaubst«, gab Dolph zurück. »Warum leckst du nicht auch noch den Stöpsel ab, du alter Saufsack? Wir werden ein Riesen-Fundraising veranstalten. Sarah kann das übernehmen.«
    »Ich? Warum verwandelt ihr nicht einfach dieses Mausoleum hier in eine Pension, wie ich es mit meinem Haus gemacht habe?«
    »Weil unsere Leute sich hier nicht wohlfühlen würden«, sagte Mary. »An diese Möglichkeit haben Dolph und ich zuerst auch gedacht. Wir haben daraufhin ein paar SCRC-Mitglieder eingeladen und angenommen, wir könnten ihnen damit eine Freude machen, aber sie wollten alle so schnell wie möglich wieder zurück in die Stadt. Angeblich macht die Stille hier sie ganz verrückt.«
    »Welche Stille?« wollte Jem wissen. »Die haben ja keine Ahnung! Ständig wird man von Vogelgeschrei, Blätterrauschen und verdammten Eichhörnchen, die Eicheln mampfen, gestört. Alles, was du machen mußt, Mary, ist, Asphaltwege durch euren Park zu legen und Holzbänke wie die im Boston Common aufzustellen, dir einen Schwärm frecher Tauben zuzulegen und ein paar Ladungen Müll auszukippen, dann fühlen sich deine Schützlinge wie zu Hause und können nach Herzenslust im Abfall wühlen. Zum Schluß stellt ihr dann noch eine große Lautsprecheranlage mit Hupkonzert und Sirenengeheul auf und engagiert vielleicht auch noch einen Polizisten, der durch das Grundstück patrouilliert und ab und zu jemanden wegen Landstreicherei festnimmt. Und als Krönung«, fügte Jem noch hinzu, »könnt ihr während der Hauptverkehrszeiten Abgase ins Haus pumpen. Das wäre verdammt viel preiswerter als der teure Umbau der Fabrik.«
    »Mag sein, aber wenn

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