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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Sonne kroch langsam auf den Horizont im Westen zu, die Hitze ließ nach. Als der Laster auf den Eisernen Berg zurollte, erklang aus dem Radio wieder Schaar Skitalez’ Stimme. Der Moderator erzählte, dass in der Arena der Schiff-Stadt in Kürze ein spektakulärer Kampf stattfinden würde. Donnerkeil von Moskowien, der Star des Nordens in der Disziplin »Kampf ohne Regeln«, und Knöcherne Keule, der geheimnisvolle Kämpfer, den niemand jemals ohne ledernen Schutzanzug und Maske gesehen hatte, würden sich gegenübertreten.
    Der Punch fuhr an einem riesigen Warzenhügel vorbei, der über und über mit hohen Aufwerfungen und Schrunden übersät war. Jetzt waren alle Ein- und Ausgänge verstopft, sie wurden erst mit Einbruch der Dämmerung geöffnet. Jäger von einer Farm hatten einmal erzählt, dass es im Osten des Ödlands eine besondere Sorte Kriecher gab – sogenannte Feuerkriecher, die Sonnenstrahlen nicht fürchteten. Aber hier im Süden gab es nur nachtaktive Kriecher.
    »Eiserner Berg« nannten die Farmer jenen dunklen Kegel mit den steilen Abhängen und dem leicht abschüssigen Gipfelplateau. Vor langer, langer Zeit hatten die Menschen alles Metall aus der Umgebung an dieser Stelle zusammengezogen: Teile alter Technik, Armaturen, alte Türangeln, Metallschüsseln und -wannen, Kanaldeckel. Eine unerklärliche Kraft hatte alles zusammengepresst und zu einem gewaltigen Ungetüm geformt. Seither war der Berg unzähligen heftigen Sandstürmen ausgesetzt gewesen, aber selbst jetzt noch, nach so vielen Dekaden, konnte man auf der Oberfläche des Kegels die Umrisse verbeulter Fahrzeuge und Durchlauferhitzer, eingedrückter Tanks und Waggons, Stützpfeiler und Drahtseile, Ketten und anderen Trödels erkennen. Es war ein wundersamer und irgendwie bösartiger Anblick. Nasar hatte erzählt, dass nach dem Untergang an diesem Ort eine pathogene Zone entstanden war – also eine Gegend, in der besonders viele Krankheitserreger vorhanden waren. Eine magnetisch-gravitatorische Anomalie hatte er sie auch genannt. Turan hatte keine genaue Vorstellung, was das bedeutete. Aber eins war ihm völlig klar: Nur Sonderlinge wie die Wundheilerin und ihr Bruder, der Alte, konnten sich an einem solchen Ort niederlassen.
    Rund um den Eisernen Berg gab es keine Bäume, bis auf einen einzigen, eine uralte Linde, neben der Turan den Wagen anhielt. Während er den Revolver nachlud, fiel ihm wieder ein, dass der Stutzen bei der Schießerei versagt hatte. Er überprüfte das Gewehr, und tatsächlich war eine Kugel im Lauf steckengeblieben. Schnell behob er den Defekt, dann hängte er das Gewehr an den Haken im Turm, holte sich aus dem Laderaum eine Spitzhacke und eine Schaufel und stieg mit dem Koffer der Flieger in der Hand aus.
    Außer der Wundheilerin und dem Alten gab es hier nichts und niemanden. Keine Tiere, keine Vögel, nicht einmal Insekten lebten an diesem Ort. Die Zweige der Linde knackten im Wind, die harten, wie aus Blech geschnittenen Blätter raschelten trocken. Auch der Baum hatte sich durch den Eisernen Berg verändert: Seine Wurzeln ragten aus dem steinigen Erdboden heraus, die Krone wand sich in einer Spirale aufwärts in die Höhe. Die Rinde war grünlich-gelb und verströmte einen seltsamen Geruch.
    Nachdem Turan ein Loch zwischen den Wurzeln gegraben hatte, betrachtete er den Koffer noch einmal genau. Er war weder heiß noch kalt, weder schwer noch besonders leicht. Etwas Großes hätte darin keinen Platz gehabt. Vorsichtig schüttelte er das Behältnis, hörte aber kein Geräusch.
    Er schob den »Herrn des Himmels« in das Loch, deckte ihn mit Erde zu, legte Gras darüber und trat einige Schritte zurück, um die Stelle zu begutachten. Nein, es sah noch nicht so aus wie zuvor. Er ebnete die Erde noch einmal und bettete das Gras sorgfältiger oben auf, damit kein zufälliger Passant darauf aufmerksam würde. Ja, jetzt war wirklich nicht mehr zu erkennen, dass zwischen den Wurzeln gegraben worden war. Und das Gras würde auch bald nachgewachsen sein. Außerdem würde es doch wohl keinem Menschen einfallen, hier unter der alten Linde neben dem Eisernen Berg auf Schatzsuche zu gehen.
    Turan stieg in den Laster und fuhr weiter.
    Schaar Skitalez berichtete jetzt, was ein gewisses »Mammi«, das unter der Brücke verkauft wurde, kostete, außerdem wie viel Silber man für einen Sack Maismehl erhielt und wie viel man für zehn Hühner und ein Fässchen Sirup hinlegen musste. Seine Stimme klang durch das Rauschen immer schwächer

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