Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Gewehr aber nicht sinken.
Makota erreichte die Treppe. Aus den Augenwinkeln bemerkte Turan eine Bewegung in nächster Nähe, woraufhin er mit einem Ruck das Gewehr auf den Tschetschenen richtete, der sich mit seiner abgesägten Flinte im Anschlag hinter einer Säule vorschob. Er schoss aus einem Lauf und schwenkte das Gewehr augenblicklich zum Ataman zurück, der die Treppe hinaufhetzte.
Seine Finger drückten drei Abzüge.
Die Kugeln trafen Makota in den Rücken. Er stürzte, sprang wieder auf und rannte weiter. Turan schrie. Der Ataman überwand die letzten Stufen und war verschwunden.
Das nun nutzlose Gewehr entglitt Turans Fingern. Der Revolver und die Pistole lagen neben dem Regalhaufen am Boden. Er musste hinter Makota her. Er musste ihn suchen, im Palast … Turans Gedanken verhedderten sich, die Geräusche um ihn herum wurden dumpf und entfernten sich. Er drehte sich unbeholfen um, presste die Hand auf die Wunde in seiner rechten Hüfte, schwankte auf den Revolver zu, um ihn aufzuheben. Er hörte Schritte hinter sich, warf einen Blick über die Schulter – der verletzte Tschetschene hinkte hinter ihm her. Seine rechte Hand zitterte heftig, über seinen Schulterverband lief Blut. In den Händen hielt er sein abgesägtes Gewehr, aber aus irgendeinem Grund schoss er nicht, vielleicht hatte er keine Patronen mehr.
Turan erreichte den Revolver. Er wollte sich vorbeugen, ihn aufheben, aber dann begriff er, dass er stürzen würde. Er ging in die Hocke. Er sah Sterne, in seinen Ohren rauschte es.
Die Finger tasteten nach der Waffe, aber der Griff entglitt ihm. Es war ungerecht … Aber Boris Dschaj-Kan, sein verstorbener Vater, hatte immer gesagt, dass es auf der Welt keine Gerechtigkeit mehr gibt. Schritte neben ihm. Die Stimme des Tschetschenen. Turan packte den Revolver fester, hob ihn hoch – die Waffe kam ihm extrem schwer vor – und versuchte sich in der Hocke umzudrehen. Er hatte Makota nicht getötet! Und jetzt würde ihm das nicht mehr gelingen, alles war vorbei, er hatte verloren.
Der Tschetschene stand über ihm.
Turans Hand mit dem Revolver sank nach unten. Er müsste sie höher halten, den Lauf in den Bauch des Typen drücken und …
Der Tschetschene hieb ihm mit dem Gewehr auf den Scheitel, und Turan Dschaj verlor das Bewusstsein.
Zweiter Teil Der Sklave
5.
»Wie viele von unseren Leuten hat er umgelegt?«
»Direkt getötet hat er eigentlich keinen, nur verletzt.«
»Wie – direkt?«, sagte Makota zähneknirschend. »Was schwafelst du da? Wie viele Leute habe ich verloren! Und wenn er mich getroffen hätte, an den Beinen oder am Kopf? Meine Jacke hat er genauso ruiniert wie dir die Stiefel!«
Mehr als alles andere beunruhigte den Tschetschenen die Tatsache, dass das gewohnte Lächeln vom Gesicht seines Chefs verschwunden war.
»Aber das waren die Granaten«, nuschelte der Assistent.
»Na und? Und wer hat die Granaten geworfen – ein Vögelchen oder was? Er hat sie um die Ecke gebracht. Wie viele sind es? Fünf, sechs?«
»Acht«, sagte der Tschetschene. »Oder neun.«
Er betastete demonstrativ seine verletzte Schulter und hinkte auf einem Bein, um seinem Chef zu zeigen, wie heldenhaft er sich geschlagen hatte und dass er ebenfalls Einiges abbekommen hatte. Makota blickte ihn durchdringend an und verzog die Lippen. Der Tschetschene musste daran denken, was unmittelbar vor Turans Anschlag geschehen war und sah sich schon mit einer Kugel zwischen den Augen. Er musste sich etwas einfallen lassen, daher schrie er:
»Dafür ist der Laster noch ganz! Dieser Punch , oder? Den wolltest du doch haben.«
»Die Kabine ist eingedrückt«, korrigierte ihn der Ataman.
»Na und? Das ist doch eine Kleinigkeit, das richten wir wieder.«
»Die Windschutzscheibe ist hinüber.«
»Das ist doch egal!« Der Tschetschene fasste Mut, als er sah, wie sich Makotas Miene bei der Erwähnung des gepanzerten Fahrzeugs aufhellte. »Wir ersetzen das Glas, und reparieren die Türen. Dafür gehört er jetzt dir! Das Teil hat solche Reifen – irre! Damit kommst du übers Brachland und durch die Wüste und auch noch durch Treibsand – der bleibt nicht stecken!«
Mittag war schon vorbei, im Erdgeschoss des Palastes hatte man so gut es ging aufgeräumt, an manchen Stellen schwelten noch Brandstellen vor sich hin. Im großen Saal lagen die Verletzten, die von den Frauen und Karl, dem Arzt des Clans, versorgt wurden. Die übrigen Kämpfer hatte der Tschetschene schon früh am Morgen mit Fußtritten
Weitere Kostenlose Bücher