Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Wenn der erst abgehauen war, würde es schwer sein, ihn im Palast wiederzufinden. Er musste sein Vorhaben jetzt zu Ende bringen.
Im Saal herrschte grenzenloses Chaos. Lodernde Gestalten, die von der hoch brennbaren Mischung aus den Granaten getroffen worden waren, taumelten durch den Raum, stießen gegeneinander und gegen die Säulen, einer stürzte in das Feuer, schaffte es nicht aufzustehen und wälzte sich brüllend in den Flammen, wobei er glühende Kohlen um sich verspritzte. An der einen Wand kroch dumpf vor sich jaulend ein sehr junger Bandit entlang, sein Rücken stand in hellen Flammen. Die beiden Mädchen aus Charkow, die Blonde und die Rothaarige, drückten sich eng umschlungen in eine Ecke.
Aber einige der Männer waren schon zu sich gekommen und schossen auf Turan, sobald nur ein Fingerbreit von ihm sichtbar wurde.
Mit dem Rücken gegen die Betonsäule lud der Junge seinen Revolver nach. Durch den Lärm im Raum erkannte er die Stimme des Tschetschenen, die aus der Tiefe des Saals ertönte:
»Er ist allein. Ganz allein sag ich, na los, schnappt euch den Dreckskerl!«
Turan wusste, er durfte nicht warten, bis sie ihn einkesselten. Er zog die Pistole aus dem Halfter, atmete tief durch und rannte dann auf den Berg von Regalbrettern zu, die als Brennholz dienten. Dabei schoss er im Laufen um sich.
Noch nie hatte er gleichzeitig aus zwei Waffen geschossen, und dann auch noch auf sich bewegende Objekte – er verschoss sechs oder sieben Kugeln, traf aber nur zweimal. Dafür wurde er gar nicht getroffen, eine Kugel pfiff direkt an seinem Ohr vorbei und eine zweite streifte seine Schulter und riss sein Hemd auf.
Turan sah die Körper neben dem Feuer, die zerschlagenen Regale, den blutverklebten Boden. Neben der Treppe befand sich ein langer Tisch, der auf die Seite gekippt war. Nur für einen Moment blitzte dort ein breitkrempiger Hut auf, aber Turan hatte ihn bemerkt.
Alle, die nicht verletzt oder von der brennbaren Flüssigkeit getroffen worden waren, waren hinter den Säulen in Deckung gegangen. Der Tschetschene schrie wieder einen Befehl, einige Männer sprangen aus ihrem Versteck und schossen in dem Moment auf Turan, als der die Regale erreichte. Er feuerte auf Verdacht zurück und rettete sich mit einem Satz hinter den Bretterhaufen.
Dort saß eine Frau, die ihre Arme um ihren Körper geschlungen hatte. Im Gesicht hatte sie eine Tätowierung und trug ein kurzes Kleid – noch eines der Mädchen aus Charkow. Sie blickte Turan aus halbwahnsinnigen Augen an und wich zurück, als er neben ihr auftauchte.
»Rühr dich nicht«, befahl er ihr.
Die Frau nickte mehrmals. Turan spähte hinter seiner Deckung hervor – die Banditen kamen auf ihn zu. Er hatte noch eine Patrone im Revolver, in der Pistole zwei. Er schob die Waffe zurück in das Halfter, zog wieder eine Granate von seinem Brustgürtel, dann noch eine und eine dritte. Die erste warf er über die Barrikade, die zweite weiter nach links, die dritte nach rechts. Der Boden erzitterte von den Explosionen, der Haufen aus Regalen fiel in sich zusammen. Turan zog seine Pistole wieder aus dem Halfter und wagte sich hinter der Barrikade hervor.
Aber er hatte keine Zeit, zu schießen, denn im gleichen Moment hechtete einer der Banditen über den Bretterhaufen auf ihn zu. Er warf Turan auf den Rücken, dem rutschte der Gurt des vierläufigen Gewehrs von der Schulter, und der Schaft presste sich in sein Schulterblatt. Sein Gegner hatte einen erhobenen Dolch in der Hand. Turan schlug mit aller Kraft um sich und versuchte ihn abzuwerfen, was ihm schließlich gelang und das Leben rettete. Der Dolch stieß neben seinem Ohr in den Boden und schlug einen Funken. Turan bekam das glitschige Handgelenk des Mannes zu fassen, entwand ihm das Messer und stach damit nach ihm. Er streifte seine Wangen, dann stach er wieder zu und die Klinge drang in die weiche Stelle unterhalb des Kinns.
Sein Gegner fiel auf die Seite und fasste sich an die Kehle. Der Griff der Messers ragte zwischen seinen Fingern hervor. Die Frau neben ihnen fing an zu kreischen.
Am anderen Ende des Saals war Makota aufgesprungen und rannte auf die Treppe zu. Turan griff nach Nasars vierläufigem Gewehr. Dann erhob er sich, tastete mit den Fingern der rechten Hand nach allen vier Abzügen und zielte auf den Rücken des Atamans.
Neben ihm donnerte ein Schuss. Die Kugel drang in seine rechte Hüfte ein, eine glühende Welle des Schmerzes erfasste ihn. Er machte einen Schritt rückwärts, ließ das
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