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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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du auch dran, Tschetschene. Hast du gehört. Wenn er am Leben bleibt, bleibst du auch am Leben. Noch Fragen?«
    Turan kam zu sich. Seine rechte Seite schmerzte stark.
    Über ihn beugte sich ein Mann mit einem faltigen, ausgezehrten Gesicht, mit aufgeworfener Nase und schiefem Hals, der einen abgerissenen Kittel trug. Der Arzt hielt ihm eine Kugel entgegen, eingeklemmt in einer Pinzette. Offenbar hatte er sie soeben aus Turans Wunde gezogen. Turan erkannte Karl, denn er hatte ihn schon mal bei der Wundheilerin gesehen, als dieser sie um Rat gefragt hatte. Der Arzt hatte schon im Palast gelebt, als der noch ein Hotel gewesen war. Er war nach dem Besitzerwechsel einfach geblieben.
    »Sie ist nicht tief eingedrungen«, informierte Karl ihn mit knarrender Stimme. »Es ist nur eine leichte Verletzung, da hast du Glück gehabt.«
    Er verband die Wunde mit Binden, die von einer dunkelbraunen dicklichen und stark riechenden Salbe durchtränkt waren. Sie erinnerte Turan an Schlamm. Die Minsker Hirten rieben ihre Kühe damit ein, um sie gegen Sonne und Insekten zu schützen. Turan musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen. Er hatte schon begriffen, wo er sich befand. Das Einzige, was ihn wunderte, war die Tatsache, dass er noch am Leben war.
    Wieder wirbelte der Tornado aus schwarzer Asche vor seinen Augen herum, und durch das heftige Heulen des schwarzen Sturms hörte er die Stimmen der ermordeten Farmbewohner. Sie flüsterten: »Räche uns, räche uns!« Hass erfüllte Turan. Aber wenn dieses Gefühl zuvor lodernd in ihm gebrannt hatte, schwelte es jetzt wie glühende Kohlen vor sich hin. Makota töten, das war alles, was er wollte. Aber er würde sich nicht mehr allein in den Kampf gegen die ganze Bande stürzen. Das war dumm, und dafür musste er jetzt bezahlen. Ab sofort würde er kalkulierter und kaltblütiger handeln müssen. Und erbarmungslos. Er musste so werden wie Makota. Das war die einzige Chance, mit seinem Feind fertig zu werden. Um das Monster zu töten, musste er selbst eines werden.
    »Ich nehme an, du magst nichts essen?«, fragte Karl, während er das Gesicht des Verletzten mit einem feuchten Lappen abwischte.
    Turan schüttelte den Kopf.
    Karl öffnete eine Kürbisflasche und hob die Öffnung an die aufgerissenen Lippen des Verletzten. Wasser lief in einem dünnen Rinnsal über das dreckige Kinn, Turan trank gierig.
    Während der Arzt seine Wunde verbunden hatte, hatte Turan sich umgesehen. Seine Augen waren nur schmale Schlitze, sein Gesicht war geschwollen und seine geplatzte Augenbraue brannte. Man hatte ihn nicht weit vom Fenster angekettet, rechts und links von ihm hockten zwei riesige, haarige Mutanten auf ihren Fersen, sie trugen die eisernen Halsreifen der Sklaven. Sie brüllten immer wieder unruhig auf und wackelten mit ihren zottigen Köpfen hin und her, warfen sich in Richtung der beiden menschlichen Wesen zwischen ihnen und klirrten dabei mit ihren Ketten. Ihre Bewegungen waren nicht aggressiv, eher kriecherisch.
    Karl achtete nicht auf die beiden. Als er fertig war, richtete er sich auf. Zu seinen Füßen standen eine Tasche und ein Tablett mit zwei Metallschüsseln, gefüllt mit einem grünlichen, Blasen werfenden Brei. Daneben lag eine Stange mit einem Haken an einem Ende. Turan bemerkte neben jedem der Mutanten eine weitere Schüssel dieser Art, nur waren die leer.
    »Warum verarztest du mich?«, fragte er heiser. Innerhalb einer einzigen Nacht war seine Stimme rau geworden und viel tiefer. Sie klang nicht mehr wie die Stimme eines Jungen, sondern wie die eines erwachsenen Mannes, der regelmäßig rauchte und starken Schnaps trank.
    Der Arzt zuckte mit den Schultern:
    »Befehl vom Ataman.«
    Also wollten sie ihn nicht töten. Jedenfalls nicht jetzt. Das hieß, dass Makota etwas mit ihm vorhatte. Wenn er nur wüsste, was …
    Karl ging in die Hocke und nahm die beiden vollen Schüsseln. Die Mutanten gerieten sofort in Aufregung: Einer zerrte an der Kette und brüllte, der anderer winselte schrecklich. Der Arzt stellte eine Schüssel auf den Boden und gab ihr einen Schubs in Richtung des rechten Mutanten. Der schnappte mit einem zufriedenen Grunzen danach, Sekunden später kratzten die abgesägten Reißzähne übers Metall. Er leckte den grünen Brei mit einer breiten, von Bläschen überzogenen Zunge aus – wie eine Katze. Der zweite Mutant jaulte auf und begann neidisch zu heulen.
    Karl ging zu ihm hinüber, ließ sich so in die Hocke nieder, dass dieser ihn nicht erreichen

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