Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
die Metallstreben quietschten, gaben aber nicht nach.
»Schon gut«, sagte Turan. »Du bist ein starker Kerl, aber du kannst da nicht raus. Und ich werde dir auch nicht helfen, denn ich bin selbst ein Gefangener.«
Der Gefleckte beugte sich vor und blickte den Menschen vor sich aus seinen dunklen kleinen Augen an. Wieder fasste er die Gitterstäbe, versuchte sie auseinander zu schieben, sodass sich die Muskeln auf seinen Schultern hervorwölbten – der Mutant war wirklich stark, aber nicht stark genug, um Gitterstäbe aus dicken Armatureisen zu verbiegen. Grinsend und auffordernd blickte er Turan an. Der schüttelte den Kopf.
»Geh zurück!«, erklang es hinter ihm. Gehorsam trat Turan von dem Fuhrwerk weg.
Krjutschok stand nicht weit entfernt, ließ sein abgesägtes Gewehr baumeln und beobachtete gleichgültig das Treiben um ihn herum. Turan ging in die Hocke, blickte sich prüfend um, ob ihn jemand beachtete, und betastete sein rechtes Bein auf Kniehöhe.
Rasend vor Zorn und mit Schaum vor dem Mund tigerte Makota auf dem Hügel hin und her. Die Männer waren ihm egal, aber er hatte so viele Fahrzeuge verloren! Um sich abzureagieren, verpasste der Ataman dem Erstbesten seiner Leute eine Ohrfeige, dem nächsten schlug er die Nase zu Brei und dann noch einem; erst danach begann er Anweisungen zu geben und Aufgaben zu verteilen. Einige Männer übernahmen die notwendigen Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen, einer kümmerte sich um die durchlöcherte Seitenwand des Punch und wieder andere mussten Wache stehen.
Turan richtete sich auf. Krjutschok hatte sich abgewandt, rundherum gingen die Banditen ihrer Arbeit nach und schrien sich gegenseitig etwas zu. Nein, in diesem Chaos würde er nicht flüchten können. Die Karawane befand sich auf der Kuppe des Hügels. An einer Seite ging es steil abwärts, an der anderen war es flach. Er konnte dem Weg nach vorne folgen oder zurück laufen … Aber sie würden ihn leicht abknallen können. Turan bemerkte etwas Metallisches, das aus dem trockenen Sand ragte. Mit seiner Fußspitze rieb er den Dreck weg und besah sich die in flaches Metall geprägten Buchstaben. Seine Mutter hatte ihren Söhnen Lesen und Schreiben beigebracht. Turan formte die Buchstaben beim Lesen mit den Lippen: »O-de-sa«.
Was war das denn, Odesá? Wahrscheinlich der Name einer ehemaligen Siedlung.
»Und was ist hier passiert?«
Turan hob den Kopf. Makota stand neben seinem Fuhrwerk und betrachtete finster den Kadaver der Echse.
»Krjuk!«
Der Segelohrige kam zum Ataman hinüber, seine Kieferknochen bewegten sich monoton.
»Meine Fresse, was kaust du immerzu herum? Ich hab so viel verloren, und du … Warum ist die Echse krepiert?«
»Wenn mir jemand mit einer .38er in den Schädel geballert hätte, wäre ich auch krepiert«, antwortete Krjutschok philosophisch.
»Das kannst du auch gleich haben!« Makota drohte ihm mit der Faust, aber der Bandit ließ sich nicht beeindrucken.
»Im Grab landen wir doch alle«, sagte er vage. »Jetzt setzen wir das Jüngelchen halt woanders hin.«
Die beiden Banditen wandten sich Turan zu, und Makota fragte:
»Und wohin?«
Krjutschok zuckte mit den Schultern:
»Du entscheidest das. Entweder in den Transporter oder in deinen Laster. Wohl kaum zu dem Mutanten in den Käfig. Da wird er zerfetzt.«
»Im Laster fahre ich! Außerdem, soll ich dieses Fuhrwerk etwa hier lassen?«
»Nein, wieso, das können wir doch an den Laster anhängen.«
Makota blickte seinen Gefangenen noch einmal an, dann stieß er ihm den Finger in die Brust:
»Der soll es ziehen. Er muss ohnehin trainieren, zu Kräften kommen. Schließlich will ich ihn nicht an ein Bordell verkaufen, sondern in die Arena. Spann den Schakaljungen ein statt dieses Viehs.« Seine Fußspitze zeigte auf die Echse. »Kapiert?«
»In Ordnung«, stimmte Krjutschok zu.
Turan hatte ihnen reglos zugehört, gleichgültig, als würden sie nicht über ihn sprechen. Im Griff der Fänger-Pistole, die er kurz in den Händen gehalten hatte, war ein kurzes Stilett versteckt gewesen. Turan hatte an dem Ring mit der Kette herumgefingert und es dabei herausgezogen. Und jetzt hatte er das Stilett in seinem rechten Hosenbein versteckt.
7.
»Stopp!«
Krjutschok schlug Turan mit der Stange leicht auf die Schulter, und der hörte auf, sich in den Bauchgurt zu legen. Seine Beine knickten ein, sein Atem drang röchelnd aus seiner Brust. Er ging in die Knie.
Die schweren Flügel des Tores waren an zwei Pfeilern rechts und links
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