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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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sich hin.
    Ein Teil der Bewässerungsrohre war trocken, auf ihnen wuchsen Kakteen – bräunlich, länglich und stachelig. Turan sah, wie ein halbnackter Junge mit einem Sack über der Schulter die schmalen Tritte entlang des Rohres hinaufkletterte. Jetzt hielt er an und packte den gelb-braunen Kaktus mit seiner Hand, die in einem Lederhandschuh steckte, an seiner Basis, riss ihn ab und steckte ihn in seinen Sack. Anschließend kletterte er zum nächsten Kaktus, der einen Tritt höher wuchs.
    »Mammillaria«, sagte Krjutschok und leckte sich die Lippen. »Reif.«
    »Was?« Turan verstand nicht, was Krjutschok meinte.
    »Der Kaktus heißt so«, erklärte der andere. »Man säubert ihn von den Stacheln, schneidet ihn oben auf und trocknet ihn an der Sonne. Das Fruchtfleisch zieht sich zusammen, später muss man es dann mit dem Messer herausschälen und … Aha, wir sind da. Siehst du, das ist das Quadrat. Na, los, alle sind schon ausgestiegen, nur du trödelst hier rum.«
    Turan lenkte den Wagen auf einen großen Platz, der aus dicken Balken bestand und seitlich an die Brücke angebaut war. Darauf befanden sich – vertikal aufgestellt und dicht nebeneinander – sechs große Tankwagen mit rechteckigen Fenstern und Türen, die als Häuser dienten. Der Anordnung der Fenster nach zu urteilen war jeder Tankwagen in zwei Stockwerke unterteilt. Die runden Dächer zierten die allgegenwärtigen Netze und Drahtgeflechte – auch hier gab es also einen Hängegarten über den Wohnstätten.
    Während Turan den Wagen in die Mitte des Platzes zog, rutschte er mehrmals aus, schließlich ging er schwer atmend in die Knie. Neben dem Punch standen die Fahrzeuge der Karawane. Makota kam zu seinem Gefangenen hinüber und beugte sich über ihn, während er an seiner Pfeife sog:
    »Müde, Schakaljunge? Macht nichts, das ist gut für dich. Es macht dich stark und kräftig, und ich krieg später mehr für dich.« Er drehte sich weg und begann seine Anordnungen zu treffen: »Versorgt die Sklaven und die Echsen. Die Fahrzeuge müssen überprüft werden. Außer Mors und Kalantscha habt ihr alle bis morgen früh frei. Und was freust du dich so, Krjuk? Ich weiß, woran du denkst. Vergiss es! Hörst du, vergiss es. Du bleibst hier, wehe du entfernst dich vom Quadrat. Du wirst die drei hier bewachen. Wenn ich Mammi bei dir finde, werf ich dich von der Brücke. Hier geht es verdammt tief runter.«
    Turan hockte sich hin und rieb sich das Kreuz. Der Ataman stand, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Krjutschok und redete auf den Banditen ein, der unruhig von einem Bein auf das andere trat. In den Fenstern der Tankwagen tauchten Gesichter auf, die Bewohner wollten wissen, woher die Unruhe kam.
    »Und was soll ich futtern?«, fragte Krjutschok.
    »Ich werd dir was bringen lassen.« Makota ging auf den äußersten Tankwagen zu. »Kalantscha, Mors, ihr kommt mit mir, wir haben viel zu tun.«
    »Wohin gehen wir, Chef?«, fragte Kalantscha, während er aus der Fahrerkabine des Punch kletterte.
    »Kann dir das nicht egal sein? Erst zu Blase und dann zu Rjurik.«
    Nachdem Turan das Gespann losgeworden war, hinkte er mit letzter Kraft zum Geländer des Platzes. Er hatte es fast erreicht, da stolperte er und stürzte mit der Brust auf die massiven hölzernen Querbalken der Einzäunung. Vor ihm dehnte sich die Don-Wüste aus. Turan hatte gehört, dass sie früher einmal der Grund eines großen Meeres, also eines Salzwassersees gewesen sei, aber er konnte es sich nicht vorstellen.
    Ein heißer Wind wehte, peitschte Wirbel von Schlammstaub auf. Braune, gestreifte Hügelketten zogen sich bis zum Horizont, sahen aus wie übereinander gelegte, schmutzige Schlammscheiben. Die Stützpfeiler der Brücke ragten aus diesem steinharten, ausgetrockneten Schlamm auf. Die Schiff-Stadt war nicht zu sehen.
    Turan stand lange am Geländer und betrachtete diese unwirtliche, schreckliche, unendliche Weite, die so überhaupt keine Ähnlichkeit hatte mit der Steppe, die er kannte. In der Ferne schossen geräuschlos Geysire in die Höhe, von dort schwebten schmutzig-graue Nebelschwaden über die Schlammhügel. Die Sonne hatte den westlichen Horizont erreicht, und die Wolken fingen Feuer. Einige Sekunden schwelten sie, glühten an den Rändern dunkelrot auf, dann explodierten sie: Das Abendlicht erfasste den ganzen Himmel, und die Wolken loderten in hellem Rot.
    Nachdem Turan nicht mehr schwindlig war und sein Herzschlag sich beruhigt hatte, beugte er sich weiter über die

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