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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gegen ihre Brust. »Warum machst du dich über ihn lustig?«
    »Ich mach mich nicht über ihn lustig.« Krjutschok hatte offenbar keine Lust weiter mit ihr zu reden. »Komm schon, verschwinde endlich.« Er schlug das Mädchen mit der Hand aufs Hinterteil.
    »He, was tust du?«
    »Geh schon, sag ich.«
    »Und die Schüsseln?« Das Mädchen zeigte auf die Mutanten. »Du musst die Schüsseln holen.«
    »Morgen fahren wir wieder, dann kannst du sie dir abholen.«
    »Das kommt nicht in Frage! Ich muss sie jetzt in die Küche zurück bringen.«
    »Verdammt noch mal, verschwinde endlich«, brüllte der Bandit und stieß dem Mädchen seine Schrotflinte in den Bauch. »Sonst schieß ich!«
    Das Mädchen kreischte auf und rannte los. Es stolperte über ein hervorstehendes Ästchen in der Bodenbeplankung, fiel hin, ließ das Tablett fallen und sprang wieder auf. Da der Bandit noch immer auf sie zielte, rannte sie Hals über Kopf auf den Hoteleingang zu, riss die Tür auf und knallte sie wieder hinter sich zu.
    Krjutschok zog mit dünnem Lächeln eine Decke vom Wagen, breitete sie auf den Brettern aus und setzte sich.
    Im Hotel war es jetzt still, dafür hörte man Stimmen von der Brücke – mit der nachlassenden Hitze kamen die Menschen aus ihren Behausungen. Krjutschok holte das Stoffbündel aus seiner Tasche, wickelte es auf und schmatzte laut auf vor Gier. Er legte die Kaktusscheibe neben sich auf die Decke, dann zog er Jacke und Hemd aus und holte ein Messer hervor. Nachdem er die Klinge an seinem Hosenanzug abgewischt hatte, zog er sie über seine Schulter. Als Blut austrat, griff er nach der Mammi, schnitt sie auf und legte sie auf die Wunde. Das poröse Fruchtfleisch saugte sich augenblicklich wie ein Schwamm voll mit Blut. Der Segelohrige nahm die Hand weg, und der Kaktus blieb von selbst auf der Schulter kleben.
    »Krjutschok«, rief Turan.
    Der Bandit schwieg.
    Turan rief lauter:
    »He, hörst du mich?«
    »Was willst du?«, antwortete Krjutschok undeutlich.
    »Wer ist Blase?«
    »Ein Händler«, erklärte der Bandit. Seine Lippen bewegten sich kaum. Der Saft der Mammi war schon in seinem Blut angekommen. »Ein Melonenhändler, verkauft Melonen, der Fettsack.«
    »Und Rjurik?«
    »Halt den Mund, Schakaljunge.«
    »Gleich, sag mir nur, wer dieser Rjurik ist.«
    »Er hat eine Spelunke.« Krjutschok war kaum noch zu verstehen. »Eine große Spelunke, ›Unter der Brücke‹ heißt sie. Da kann man …« Plötzlich brach er in lautes Gelächter aus.
    Es war ein reines, kindliches Lachen, und Turan zuckte vor Schreck zusammen, so unerwartet klang es in seinen Ohren. Mit leicht geöffnetem Mund legte sich Krjutschok zurück, stützte die Ellenbogen auf die Decke und begann vor sich hin zu murmeln. Dann lächelte er Turan zu, legte sich auf den Rücken und verstummte.
    Es wurde dunkel, und auf der Brücke gingen die Lichter an. Zwischen den geflochtenen Häusern spazierten Menschen hin und her, Fahrzeuge bewegten sich hupend die Fahrspur entlang. Schlecht geölte Achsen von Fuhrwerken quietschten, und von irgendwo hörte man Frauen keifen und schimpfen.
    »Geda!«, sagte Krjutschok auf einmal und hob die Arme zum Himmel. »Verzeih, Bruder, ich konnte nicht. Ich habe Angst gekriegt, und da hab ich mich diesen Bestien angeschlossen …«
    Seine Worte verwandelten sich in undeutliches Murmeln. Krjutschok schlug mit den Handflächen auf die Decke, versuchte aufzustehen, blieb dann aber doch liegen.
    Es war sinnlos, noch länger zu warten. Turan spannte sich wie ein Bogen; seine Gelenke knackten, sein Gesicht lief rot an vor Anstrengung, aber schließlich gelang es ihm, die Faust ins Hosenbein zu schieben und die Kette mit dem Stilett rauszureißen. Nachdem er sich erholt hatte, tastete er nach der Waffe am Boden. Zum Glück war das Stilett scharf, und es war einfach, den Knoten des Seils zu durchtrennen. Turan befreite sich, massierte sich die Handgelenke und streckte sich. Seine Wirbelsäule knackte. Auf allen vieren kroch er zu Krjutschok.
    Der Bandit lag noch immer auf dem Rücken und starrte verzückt in den Himmel. Speichel tropfte aus seinen Mundwinkeln und lief ihm übers Kinn. Er bemerkte Turan nicht. Turan hob das Stilett, um es dem Bandit in den Hals zu stechen. Plötzlich erstarrte er. Der Segelohrige war hilflos wie ein Säugling. Aber er wusste nicht, wie lange die Wirkung der Kaktusdroge anhielt. Er musste den Banditen töten. Wenn der bis zum Morgen so dalag, wäre alles in Ordnung, aber was, wenn er früher

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