Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
einen Beutel hervor und begann, die Münzen auf die Theke zu zählen. »Aber die Anlieferung zum Quadrat geht auf deine Kosten, hörst du! Das übernehmen deine Leute. Und wehe, es fehlt eine Melone, ich werde selbst nachzählen!«
Als die drei Banditen den Laden verließen, brodelte auf der Brücke das Nachtleben. Die Kaktusdroge zog den Abschaum aus dem ganzen Ödland an. Die Leute saßen auf Bänken, lagen auf Bastmatten oder direkt auf dem Beton. Aus den Spelunken drang Musik, Stimmengewirr und lautes Gelächter.
»Wohin jetzt, Chef?«, fragte Kalantscha.
»Das kann dir doch egal sein«, sagte der Ataman verärgert. »Du sollst hinter mir herstiefeln und mich bewachen! Wir gehen zu Rjurik.«
Das Quadrat befand sich ziemlich weit vom Ufer der Wüste. Turan blickte auf die Lichterkette, die sich vor seinen Augen wandte und hinter der nächsten Kurve verlor.
Turans Bein tat nach dem Krampf noch immer weh. Er massierte seine Wade. Vom Hotel-Tankwagen drang das stetige Rauschen eines Windrads an seine Ohren, und in einer benachbarten Kneipe stritten zwei Vagabunden lauthals miteinander. Turan schaute an sich herunter. Er trug mehrfach gestopfte Schuhe und eine abgerissene Hose, um die Hüfte hatte er Krjutschoks Patronengürtel und einen weiteren Gurt mit Messer und Scheide daran befestigt. Über seiner Schulter hing die abgesägte doppelläufige Flinte des Banditen. Die Kette mit dem Stilett hatte er sich um den Hals gehängt. Nur gut, dass Makota ihm keinen Halsreifen hatte umlegen lassen. Turan würde in der Menge nicht auffallen, er sah aus wie ein gewöhnlicher Bandit, ein Einzelgänger, der auf der Suche nach Abwechslung aus dem Ödland hierhergekommen war.
Um Blase zu finden, musste er dafür zurück in Richtung Tor gehen oder weiter in Richtung Wüste? Warum hieß die Spelunke »Unter der Brücke«? Bedeutete das, dass sie sich an einem der Stützpfeiler befand? Er würde einen Einheimischen fragen müssen.
Turan entfernte sich langsam weiter vom Ufer. Dabei blickte er aufmerksam um sich, um nicht auf Makotas Leute zu stoßen. Er stieg über die ausgestreckten Beine eines Vagabunden, der unter einem wurmstichigen Fass saß, ging einen Zaun entlang, hinter dem sich Wassermelonen türmten, die von zwei bewaffneten Männern bewacht wurden, und wäre um ein Haar auf einen alten Mann getreten, der auf den Fersen auf einer Bastmatte hockte und mit seinen hervorquellenden, im Straßenlicht glitzernden Augen unnatürlich blinzelte. Der Alte trug einen Hüftverband und um den Kopf hatte er ein schmutziges Tuch gebunden, seine Haut war tiefbraun, fast schwarz. Vor ihm lagen weißliche Knöchelchen, die offenbar mit dem Meißel bearbeitet worden waren. Turan blieb stehen.
»Komm zu mir, Wanderer«, sagte der Dunkelhäutige dumpf. »Die Knochen der alten Echse erzählen die Wahrheit. Sie war ein besonderes Tier, ein Albino, mit weißer Haut, ein Zaubertier. Woher du kommst, wohin du gehst – alles kann ich dir damit erzählen. Gib mir zwei Münzen, dann erfährst du, was dich erwartet.«
Die faltige Handfläche griff nach den Knochen, und der Alte warf sie in einen Tonkrug. Mit der anderen Hand bedeckte er das Gefäß und begann es zu schütteln.
»Ich weiß, woher ich komme, und ich kenne meine Zukunft«, sagte Turan und besah sich den Alten genauer. »Bist du ein Nomade? Ein Menschenfresser?«
Er schien einer zu sein.
Auf den schmalen Schultern des Menschenfressers waren keine Wunden zu sehen, offenbar gab er sich nicht mit Mammi ab. Der Dunkelhäutige blickte Turan an und schüttelte weiter den Krug, in dem die prophetischen Knochen klapperten.
»Ich habe keine Geld, keine Münzen. Und ich glaube nicht ans Wahrsagen. Sag du mir lieber, wo …«
In diesem Moment tauchte ein magerer, halbnackter, junger Kerl im funzeligen Licht der Straßenlampe auf. Er hielt sich die Nase und schluchzte laut. Als er Turan erblickte, fiel er auf die Knie und stammelte:
»Er hat sie mir gebrochen … ich wollte doch nur eine Münze … gib du mir eine Münze … für Essen … er hat mir die Nase gebrochen, diese Bestie, weshalb? Gib mir was zu essen, Mann!«
Der Bettler klammerte sich an Turans Hosenbein. Der alte Wahrsager blickte mit reglosem Gesicht und starren Augen vor sich hin und schüttelte noch immer den Becher. Die Hände des Bettlers glitten zu Turans rechter Hosentasche, und Turan griff zur Pistole. Als der andere die Lippen zu einem erbärmlichen Grinsen verzog, schob ihm Turan den Lauf zwischen die fauligen
Weitere Kostenlose Bücher