Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Häusern herrschte Finsternis.
»Mach Licht«, befahl Makota.
Kalantscha trug eine Stange, um deren Ende ein ölgetränktes Tuch gewickelt war. Ein Feuerzeug knirschte und der Bandit zündete die Fackel an. Vor ihnen befand sich ein längliches Podest, auf dem mehrere Sender nach Charkower Bauart standen, gedrungene Fahrzeuge mit großen Rädern, die sich gut durch die Wüste bewegen konnten. Am Rand des Podests döste, gegen das Geländer gelehnt und das Gewehr zwischen die Knie geklemmt, ein Wachmann.
»Wie viel?«, fragte Makota.
Der Wachmann schreckte hoch und blinzelte.
»Ich weiß es nicht, Freund. Soll ich den Chef rufen? Diese Saison wird wenig gekauft, er lässt bestimmt was nach.«
Der Ataman hatte ein Motorrad mit Beiwagen, eine Cyclette und einen Transporter verloren. Ein Sender käme genau richtig. Aber diese Fahrzeuge waren teuer, und Makota hasste es, Geld auszugeben. Alle Fahrzeuge des Clans waren entweder gestohlen oder im Kampf erbeutet.
»Jetzt nicht«, sagte er. »Kommt, wir gehen.«
Sie passierten den Autostand. Makota trat in ein großes geflochtenes Gebäude, um fast sofort wieder unter heftigem Fluchen herauszukommen.
»Was ist Chef?«, fragte Kalantscha.
Ohne ihn anzusehen oder zu antworten eilte Makota wieder zurück. Hinter dem Podest, auf dem die Sender ausgestellt waren, schwankte plötzlich ein magerer, halbnackter junger Kerl auf sie zu. Seine Schultern sahen eitrig aus, denn die Schnitte, die mit Mammi-Fruchtfleisch getränkt waren, heilten schlecht.
»Gib mir eine Münze, guter Ma…«
Der Bettler stürzte, als der Ataman ihm, ohne den Schritt zu verlangsamen, seine Faust ins Gesicht hieb. Makota rannte weiter und die zwei Banditen folgten ihm. Das Feuer der Fackel knackte im Wind.
Es sah aus, als ob Blase sich nicht von der Stelle gerührt hätte, seit der Ataman seinen Laden verlassen hatte. Noch immer knetete er seine Schürze und stand mit zusammengekniffenen Augen da, lächelte den Banditen schuldbewusst entgegen.
»Hör mal, warum hast du mir nicht gesagt, dass Backe überfallen und sein ganzer Melonenvorrat von der Brücke geworfen wurde?«, brüllte Makota ihn an. »Warum muss ich hier meine Zeit vergeuden, bist du bescheuert, Dicker?«
Makota beugte sich über die Theke und packte Blase am Kragen. Kalantscha und Mors zogen ihre Pistolen. Blase lächelte schweigend und versuchte nicht einmal, sich zu befreien. Durch die geflochtene Trennwand hinter der Theke drang ein Rascheln, ganz leise, aber der Ataman hatte es gehört und ließ den Händler los.
Dessen Lächeln verschwand. Er blickte Makota in die Augen und sagte:
»Hundert Münzen. Morgen kosten sie Hundertundzehn.«
Makota fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, spürte seine harten Bartstoppeln. Ratte, Backe … warum fielen sie gleichzeitig aus? Er starrte in Blases rotes Gesicht. Natürlich, das war der Grund! Der Fettsack war dabei, den Melonenhandel auf der Brücke an sich zu reißen. Er, Ratte und Backe waren die größten Händler und die Besitzer der größten Lager und der meisten Gärten. Die anderen waren nur Krämer, die lächerliche Mengen absetzten. Früher hatte es noch Biber gegeben, aber der war vor zwei Saisons betrunken von der Brücke gestürzt und von Dornhaien gefressen worden. Obwohl Biber eigentlich nicht trank, und am Rand der Don-Wüste eigentlich keine Dornhaie lebten … Also auch Blases Werk. Der verschlagene alte Fettsack! Makota sah den Händler plötzlich in ganz neuem Licht. Fast empfand er so etwas wie Achtung vor ihm. Natürlich hatte er auch vorher gewusst, dass das süßliche Lächeln des Händlers nur Getue und der Mann alles andere als einfältig war. Aber so viel Tollkühnheit hatte er ihm nicht zugetraut.
Vielleicht konnte man mit Blase ins Geschäft kommen? Seine Flaschen zum Einkaufspreis beziehen und sie dann in zentralen Regionen des Ödlands vertreiben? Wassermelonen wuchsen ausschließlich hier, im radioaktiven Schlamm, der von den Abfällen jener Stadt angereichert war, die vor dem Untergang hier gestanden hatte. Vielleicht konnte man die Melonen nach Moskau bringen, regelmäßige Karawanen organisieren. Solange es nur einen großen Händler auf der Brücke gab, wäre ein solches Geschäft leicht zu kontrollieren. Man musste nur aufpassen, dass der sich keine anderen Transportwege suchte.
»Na gut«, sagte Makota wieder gelassener. »Wir werden uns noch unterhalten, Blase. Auf dem Rückweg vom Schiff werde ich dir einige Vorschläge machen.« Er holte
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