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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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vor mich hin. Was, wenn diese Nekrose ein Virus war? Ein Virus, der Doktor Huberts virtuelle Welt auffraß? Deshalb hatte er mich hergeschickt – ich sollte diesen Virus ausrotten. Wegen des Virus stürzten die Programmteile ab, die für Verhalten und Bewegung der Lebewesen zuständig waren, und in der virtuellen Welt sah das für mich aus wie ein Schimmelpilz, und dazu dieses seltsame Zucken und Zittern …
    Es war ziemlich dunkel in der Baracke, die einzige Glühbirne an der Decke brannte nicht – dem Zwerg war es also nicht gelungen, den Transformator zu reparieren. In allen Kojen schnarchten die Erdölarbeiter vor sich hin.
    Ich blickte zur Seite, wo ich Juna Galos Umrisse neben mir erkannte. Offenbar hatte sie sich irgendwann mit ihrem Kissen und der Decke ins Bett geflüchtet, wo sie jetzt schlief. Sie hatte die Decke über uns beide gezogen. Ihr Gesicht war mir zugewandt und sah absolut kindlich und schutzlos aus. Auf der Bank lagen ihre Jacke und ihre Hose neben meiner Howdah, die Schuhe standen auf dem Boden.
    Was hatte mich geweckt? Die Erinnerung an die Nekrose? Die Idee, dass sie ein Virus sein könnte? Konnte man im Traum zusammenhängende Gedanken fassen? Angeblich hatte ja auch Mendelejew sein Periodensystem zum ersten Mal im Traum gesehen.
    Im ersten Augenblick war mir die Idee vom Virus genial erschienen, aber jetzt kam sie mir eher albern vor.
    Diese absurde Idee sollte mich geweckt haben? Nein, da musste noch etwas anderes gewesen sein, eine Vorahnung. Das vertraute Vorgefühl, das ich seit Beginn des Experiments nicht mehr empfunden hatte.
    Irgendetwas ging hier vor sich. Etwas Gefährliches.
    Von draußen hörte ich gedämpftes Motorengeräusch. Ich schlüpfte aus dem Bett, ging darum herum und setzte mich auf Junas Seite, dort zog ich die Plastikmokassins über. Der Motor verstummte, ich hörte Stimmen und schlich zum Fenster.
    Von hier aus konnte ich den Rand der Tankstelle sehen, die Böschung, die Mauer mit dem Wachturm und einen Großteil des Ölbeckens. Auf dem Turm brannten drei Lampen, und in ihrem Licht erkannte ich den schlafenden Wachmann. Über dem Ölfeld türmte sich eine dichte Nebelwolke auf, die im Mondlicht dunkel glänzte und wie Quecksilber wirkte. Sie glitt in trägen Wellenbewegungen vom anderen Ende des Sees auf die Siedlung zu.
    Die Stimmen kamen von der anderen Seite und ich ging zum Fenster am anderen Ende des Raumes.
    Die Scheinwerfer an den Toren funktionierten nicht, aber die Fahrbahn war zu beiden Seiten von Öllampen erleuchtet, die an Hacken von niedrigen Pfeilern herabhingen. Neben dem Transformator saß noch immer der kleinwüchsige Tschak und brummte finster vor sich hin. Dabei schob er verschiedene Eisenwerkzeuge auf seinen Knien hin und her. Ich blickte in die andere Richtung – vor den halb geöffneten Toren standen zwei Fahrzeuge und daneben Männer in Windjacken. Ich kniff die Augen zusammen. Von den vieren waren drei bärtig, aber das musste noch nichts heißen.
    Ich hörte jetzt die Stimme des Wachmanns, den ich an seiner verschliffenen Aussprache erkannte:
    »Seid ihr lange gefahren?«
    »Drei Tage ohne Pause«, entgegnete einer der Männer neben den Fahrzeugen. »Ist es hier ruhig?«
    Der andere Wachmann mischte sich ins Gespräch:
    »Du weißt doch, Ignat, am Bruch ist es immer ruhig. Mutanten gibt es hier keine mehr, die Mönche haben in der letzten Saison sauber aufgeräumt.«
    Nein, das waren nicht unsere Verfolger, sondern Leute, die zur Südlichen Bruderschaft gehörten. Ich wandte mich wieder zu dem Schlafsaal und ließ den Blick darüberschweifen: Schnarchen und schweres Atmen waren zu hören, hier und da redete einer im Schlaf, brummte vor sich hin.
    Was hatte mich geweckt?
    Juna Galo richtete sich im Bett auf und blickte mich an. Ich setzte mich an den Bettrand.
    »Was ist los?«, fragte sie im Flüsterton.
    »Nichts.«
    »Warum bist du wach?«
    »Ich weiß nicht, was mich geweckt hat. Aber draußen ist alles o.k.. Irgendwer ist gekommen.«
    »Wer?« Junas Stimme klang jetzt hellwach.
    »Keine Mönche, irgendwelche Typen von hier. Und dann ist da noch dieser Nebel …«
    »Dann leg dich hin und …« Juna hielt im Satz inne und blickte mich an. »Was für ein Nebel? Wo?«
    »Über dem Ölfeld, ganz dichte Nebelschwaden. Seltsam, woher kommen die? Vielleicht dampft Rohöl …«
    Sie sprang auf und lief barfuß und nur mit einem langen weißen Hemd bekleidet zum Fenster.
    Ich nahm die Howdah von der Bank und folgte ihr. Beim Anblick des

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