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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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sahen sich nach uns um. Die Leute hier waren deutlich besser gekleidet als in Grauer Brand. Keiner sah abgerissen und zerlumpt aus. Sie trugen Anzüge aus Segeltuch, Hosen und lose Hemden aus handgewebtem Leinen, Lederjacken, Stiefel und Schuhe, Hüte.
    Gleich hinter der Tankstelle fiel das Gelände steil ab. Unten befand sich eine mit Stacheldraht verstärkte Ziegelmauer. An einer Stelle der Mauer ragte ein Wachturm auf, darin war ein bewaffneter Wachmann zu sehen. Hinter der Mauer begann das Ölbecken: ein schwarzer, fettig glänzender See, in dem sich wie kleine graue Inseln Erdhügel erhoben. Auf der anderen Seite war ein dickes Rohr zu erkennen, das auf ein Feld zuführte, dort schossen Feuersäulen in den Himmel.
    Hinter uns ertönte ein lautes Knacken, und ich drehte mich um. Aus dem Gitter an der Oberseite des Transformators stieg Rauch auf. Die Maschine brummte dröhnend, in ihrem Innern flackerte etwas auf, und im gleichen Moment erloschen die Scheinwerfer, die die Wachen am Tor eingeschaltet hatten.
    Im ersten Stock des Ziegelhauses öffnete sich ein Fenster und ein breitgesichtiger, schnurrbärtiger Mann beugte sich heraus und sagte mit tiefer Stimme:
    »Scheiße, verdammt noch mal – nicht schon wieder! Wo ist Tschak?«
    Die Tür zum Tankstellenhäuschen ging auf, eine kleinwüchsige Gestalt kam eilig herausgetrippelt und wischte sich im Gehen den Mund ab. Der Zwerg war etwa einen guten Meter groß und trug einen Anzug voller Brandflecken mit einem großen Loch am Ärmel. In der einen Hand trug er einen kleinen eisernen Koffer. Auf der Stirn seines kahl rasierten Schädels war eine Tätowierung zu sehen: ein weit geöffnetes Auge in einem Dreieck.
    »Hier bin ich!«, schrie der Kleinwüchsige im Falsett und lief zu dem Transformator.
    Auch der Tankwart erschien in der Türöffnung, in der Hand ein Glas, aber als er den Schnurrbärtigen im Fenster erblickte, verschwand er schleunigst wieder im Inneren der Baracke.
    »Ihr Schweine, wieder seid ihr am Trinken! Wenn du das nicht augenblicklich reparierst, schick ich dich noch heute Nacht am anderen Ufer auf Patrouille. Kapiert?«
    »Ich hab’s ja verstanden!« Der Zwerg heulte auf. »Aber ohne Einzoller? Wie soll ich ihn da reparieren?«
    Der Schnurrbärtige zeigte Tschak die Faust, spuckte aus und verschwand.
    Aber gleich darauf tauchte er wieder in der Fensteröffnung auf und blickte misstrauisch zu uns hinüber.
    »Und wo ist der Bruch?«, fragte ich Juna. Sie wies mit der Hand in die entgegengesetzte Richtung des Ölbeckens.
    »Bleib hier beim Fahrzeug. Ich gehe zum Verwalter und versuche was auszuhandeln. Das muss der da oben am Fenster sein.«
    »Wozu brauchst du ihn?«
    »In den Öl-Siedlungen bestimmt der Verwalter alles. Ohne seine Erlaubnis geschieht hier gar nichts. Ich werde versuchen, das Gewehr einzutauschen.«
    »Fahren wir dann sofort weiter?«
    Sie schüttelte den Kopf:
    »Nein, das ist sinnlos. Luka Stiditsch erwartet uns erst morgen gegen Abend in Balaschicha. Es ist besser, hier zu übernachten. Morgen fahren wir den Bruch entlang bis zum Maut-Übergang, und dann auf der Schtschjolkowo-Trasse bis Balaschicha.«
    »Und wenn die Mönche hier auftauchen?«
    »Wenn wir jetzt weiterfahren, greifen sie uns unterwegs an. Hier in der Siedlung der Südlichen Bruderschaft können sie zumindest nicht auf uns schießen. Vielleicht lässt man sie auch gar nicht erst rein. Jedenfalls, wenn es wirklich die Kiewer Mönche sind und nicht die Moskauer.«
    »Dann lass mich mit dem Verwalter sprechen«, schlug ich vor. »Der Typ gefällt mir nicht.«
    »Nein, bleib du beim Sender. Schließlich hast du selbst gesagt, dass du dich nicht auskennst. Und wenn einer kommt und dich ausfragen will, erzähl auf keinen Fall, woher ich komme. Wenn sie herausfinden, wer ich bin …«
    »Was dann?«
    Sie schüttelte den Kopf:
    »Sie könnten mich zum Beispiel als Geisel nehmen und meinen Vater erpressen. Oder ein Lösegeld fordern. Möglich ist auch, dass der Verwalter einen Heidenschreck kriegt. Schließlich ist er nur hier in der Siedlung der Chef, für die Bruderschaft ist er eine kleine Nummer. Vielleicht würde er uns auch mit allen Ehren, mit Wache und kostenlosem Treibstoff nach Balaschicha weiterschicken, aber gleichzeitig einen Boten zur Festung in Moskau schicken, um die Zentrale zu informieren. Oder er verbreitet die Nachricht von unserer Ankunft per Radio, falls er hier einen Sendemast hat. Deshalb darf keiner erfahren, wer ich bin. Wir sind vor der Nekrose

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