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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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angeht .«
    Die Wut in Grijalvas Augen schien über die Ufer treten zu wollen. Bevor dies aber geschah, errichteten sich Dämme, deren Ursprung er selber nicht zu ergründen vermochte.
    Abrupt wandte er sich den Mannen zu, die ihm von Cortes unterstellt worden waren, um die sagenhafte Goldstadt der Ungläubigen aufzuspüren. Während zur gleichen Zeit Pedro de Alvarado offiziell die Provinz Soconusco an der Pazifikküste bereiste, um die Quiche zu unterwerfen, galt Grijalvas Auftrag als streng geheim. Nur ausgesuchte Soldaten begleiteten ihn. Kerle, die weder Tod noch Teufel fürchteten.
    Grijalva wollte gerade das Wort erheben, um die von ihm angeführte Armee auf das bevorstehende Gemetzel einzuschwören, als auch schon die ersten fremden Geschosse auf sie einhagelten.
    Links von Grijalva brach röchelnd ein Soldat zusammen, dessen Hals von einem Pfeil durchbohrt worden war, und auch der Respektlose, an dessen Degen noch das Blut des Indios klebte, wankte unter einem Treffer. Grijalva registrierte aus den Augenwinkeln, wie eines der fast lautlosen Projektile in den ungepanzerten Schulterbereich des Mörders einschlug.
    Dann hatte er keinen Blick mehr für seinen obskuren Begleiter übrig. Grijalva verstand sein Kriegshandwerk. Präzise bellte er Befehle, und immer mehr feurige Zungen leckten aus den Läufen der Vorderlader.
    Bleierne Kugeln fällten halbnackte Körper.
    Die erste Angriffswelle kam verhältnismäßig rasch zum Erliegen. Das Krachen der Pulverladungen schockte die Wilden bis ins Mark.
    Das Verderben, das die »Donnerstöcke« der fremden Eroberer zu speien vermochten, hatte sich gewiß längst bis zu ihnen herumgesprochen. Ein Gegenmittel fanden sie trotzdem nicht, denn es war etwas völlig anderes, von solchen Wunderwaffen zu hören oder ihre Wirkung am eigenen Leib zu erfahren .
    Grijalva machte selbst einen Ausfallschritt und brachte die bis dahin geschulterte Flinte in Anschlag. Einen der schreiend Davonlaufenden traf er in den Rücken. Nachdem er nachgeladen hatte, verfehlte er einen anderen knapp.
    Die Aromen des Dschungels waren ätzendem Pulvergestank gewichen, der als vergilbte Nebelschwaden zwischen Bäumen und Büschen trieb.
    Als sich Pedro Grijalva wenig später wieder aufrichtete, bemerkte er ganz in der Nähe jenen Mann, dessen aufrührerisches Benehmen von vorhin aus dem Gedächtnis des Oberleutnants gewischt worden war - wie von Geisterhand.
    »Don Cristobal ... Wie geht es Euch? Ich hoffe, Ihr seid nicht ...?«
    Der Angesprochene machte eine wegwerfende Geste. Grijalva mußte unwillkürlich schlucken. Die Art und Weise, wie der Edelmann dort stand, erinnerte an einen unerschütterlichen Fels in gischtender Meeresbrandung. Don Cristobal hatte Hernan Cortes nach eigener Aussage regelrecht bekniet, um an dieser Mission teilnehmen zu dürfen. Er schien von Anfang an keinen Zweifel gehegt zu haben, daß der lange Marsch durch diesen feindseligen, unwegsamen und dichten Urwald von Erfolg gekrönt sein würde.
    Grijalva wünschte, er wäre auch nur halb so zuversichtlich gewesen.
    Aber um so größer war seine Genugtuung jetzt.
    Er sah sich nach ihrem Gefangenen um, der sie - um seine Haut zu retten - hierher geführt hatte. Aber er konnte ihn nirgendwo erblicken. Vielleicht hatte ihn ein Pfeil niedergestreckt. Oder er war sofort beim ersten Anzeichen eines Angriffs in die Wildnis geflüchtet Achselzuckend stapfte Grijalva auf den Mann zu, von dem er kaum mehr wußte als den Namen - und daß Cortes einen Narren an dem charismatischen Edelmann gefressen hatte.
    Grijalva hatte sich während des mehrtägigen Fußmarsches manches Mal die Frage gestellt, warum der Konquistador das Kommando nicht gleich an Don Cristobal übertragen hatte - aber sobald er in die Augen seines heimlichen Rivalen blickte, erlosch jede Eifersüchtelei.
    »Würdet Ihr mir wohl behilflich sein?«
    Aus Don Cristobals rechter Schulter ragte ein gefiederter Pfeilschaft. Die Spitze war von schräg oben eingedrungen und steckte so tief, daß sie möglicherweise sogar die Lunge angekratzt hatte ...
    »Zieht ihn heraus - und schaut mich nicht an, als läge ich bereits als Madenfraß unter der Erde!«
    Die Scham kroch als leichte Rötung unter Grijalvas wettergegerbte Gesichtshaut. Er wußte selbst nicht, warum seine im allgemeinen gefürchtete und bei Vorgesetzten überaus geschätzte Entschlußkraft unter dem sezierenden Blick dieses Mannes dahinschmolz wie Butter in der Tropensonne.
    Der Oberleutnant überwand die Kluft

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