Tempelhyänen
einer Minute lachte er so heftig, daß er seine Schwertspitze in den Boden rammte und sich darauf stützte. Er wieherte geradezu vor Lachen. Schön, daß er sich so gut amüsierte!
Morpheus fand das gar nicht komisch. »Scheiße! Das war wohl nix.« Er warf weitere Flaschen auf die beiden anderen gepanzerten Kerle. Die zeigten noch weniger Wirkung.
Nur die gelbe Phiole war keine völlige Niete. Beutler drängte sich durch die Menge, nahm unserem Lachtäubchen das Schwert weg und benutzte es, um Schaschlik aus ihm zu machen. Dann fing er selbst an zu gackern.
Einer war weg. Aber die beiden anderen metzelten alles nieder, was in ihre Reichweite kam. Und das Ding in der Luft stürzte sich auf Jill und Agire.
Ich warf die rote Phiole.
Nicht, daß ich es gern tat. Ich hatte eigentlich gehofft, ich könnte mich auf die Insel schleichen und den Toten Loghyr damit beglücken.
Die Wirkung war dieselbe wie damals in Kains Palast. Das Monster schmolz und verpuffte. Aber ich hatte keine Zeit, es mir anzusehen. Die beiden Blechbüchsen rollerten auf mich zu, und bis auf Kains Mannen übten sich alle anderen in vornehmer Zurückhaltung.
Da setzte die Wirkung einer der Phiolen ein, die Morpheus geworfen hatte. Einer der Angreifer hatte Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Er schwankte und stolperte, und als er dichter rankam, ging er in die Knie.
Keiner von ihnen warf mehr mit Zauberblitzen um sich. Das lag vielleicht daran, daß das Ding auf der Insel vom Schicksal seiner Schwarzen Königin abgelenkt worden war.
Beutler trat hinter den Knienden, wischte sich die Tränen aus den Augen und rammte ihm kichernd einen Speer durch die Brust. Da war es nur noch einer. Der sich ganz urplötzlich im Zentrum eines Kreises höchst unfreundlicher Leute widerfand, zu denen Morpheus und ich zählten, Beutler, Sattler und Kains Jungs, ein Dutzend Priesterlein und Wachtmeister mit offenbar überdurchschnittlichem Mumm. Es sah aus, als würde eine gigantische Donnerechse von Pygmäenjägern umtanzt. Wir konnten ihn zwar nicht von vorn angreifen, aber er mußte ja zwangsläufig immer jemandem den Rücken zukehren.
Lange hielt er das nicht durch.
Als es vorbei war, starrte ich auf das Ding, das in der Luft geschwebt hatte. Es lag auf dem Boden, wand sich und war schon fast halb von dem Zeug zersetzt, wobei es schwarzen Rauch abgab. Sattler kam zu mir rüber. »Jetzt begreif ich, was du meintest, Garrett. Dieses Ding kann zurückschlagen, wann immer es will.«
Jemand nahm einem der toten Dosen den Helm ab und entdeckte, daß der Mann, der in der Rüstung steckte, schon erheblich länger tot gewesen war als nur die paar Sekunden. Er war schon vor Tagen ertrunken. Fische und Verwesung hatten bereits gute Arbeit geleistet.
Ich nickte Sattler zu. »Es muß sich manchmal ausruhen. Aber so was wie das da dürfen wir erwarten, wenn wir versuchen überzusetzen. Vielleicht sogar noch Schlimmeres.« Ich dachte daran, wie der Tote Mann es bewerkstelligte, die Leute dazu zu bringen, zu vergessen. Und er ließ sie Dinge tun, die sie gar nicht tun wollten. Das konnte ein ziemlich heißer Tanz werden.
Doch eigentlich überraschte mich die Heftigkeit der Gewalt. Ich hatte gedacht, der Loghyr wollte keine Aufmerksamkeit in der Oberstadt erregen. Zauberer konnten sich leicht für so eine Show interessieren.
»Wir sollten die Toten entsorgen und die Verwundeten versorgen«, schlug Morpheus vor.
Zwei Arten von Feiglingen waren dabeigewesen: diejenigen, die weggelaufen waren und sich so schämten, daß sie nie mehr wiederkommen würden, und diejenigen, die zurückkamen und so taten, als wäre nichts weiter vorgefallen und sie wären nur kurz mal beim Frisör gewesen. Wenigstens halfen sie dabei, die ganze Schweinerei wegzuräumen.
Maya war nicht weggelaufen. Warum eigentlich nicht? dachte ich. Sie hätte nichts ausrichten können und hatte nur riskiert, sich zu verletzen. Nach einer Viertelstunde Aufräumen packte sie meinen Arm. »Agire hat’s erwischt. Und Hester ist getürmt.«
Einen Moment lang empfand ich Mitleid mit Jill. Sie hätte ein besseres Leben verdient … Doch dann hob ein böser Verdacht sein häßliches Haupt. »Wo ist Agire?«
»Da, wo sie gestanden haben.«
Ich ging hin und behielt dabei das schmelzende schwarze Ding im Auge. Sein Fleisch – wenn man es denn so nennen konnte – war fast vollkommen zersetzt.
Ich fand den Wächter und kniete mich neben ihn. Maya kauerte sich gegenüber hin. »Religiöse Oberbonzen leben in
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