Tempelhyänen
Frage.
»Wissen Sie, wo das Ding ist?«
Das war die Schlüsselfrage. Wenn man Ratten jagt, kann es nicht schaden, zu wissen, wo das Rattenloch ist.
Yo .
»Dann ist dieses Geseire überflüssig. Mr. Sattler und Mr. Beutler werden sich der Sache annehmen. Gibt es da gewisse Bedingungen, die sie beachten sollten, bevor sie anfangen?«
Der Tote Mann war amüsiert. Innerhalb von Sekunden brach das ganze Gequatsche in sich zusammen. Jeder wollte den Platz direkt hinter dem Rollstuhl vom Oberboß. War auch wirklich kein schlechtes Plätzchen. Noch besser allerdings war meines Erachtens eine Loge hinter seinen Jungs und der ganzen Klerikermeute. Dann stand mir niemand im Weg, wenn ich stiften ging.
52. Kapitel
Unser Zielobjekt hatte sich wirklich ein nettes Fleckchen ausgeguckt.
Kupfersand ist eine lange, karge Insel, die dort anfängt, wo der Strom sein Knie beugt und an der Südgrenze der Stadt vorbeifließt. Sie ist eine Meile lang und an ihrer dicksten Stelle siebzig Meter breit. Auf ihr wuchert Gestrüpp, das sich in dem Sand und dem Schlamm wohl fühlt, aus welchem die Insel besteht. Vierzig Meter Fluß trennen sie vom Festland. Sie ist eine Gefahr für die Flußfahrt und eine Beleidigung fürs Auge, und der einzige Grund, warum man sie noch nicht abgetragen hat, ist der, daß sie der Kirche gehört. Man hatte sie ihr noch zu kaiserlichen Zeiten aufs Auge gedrückt. Früher hatten sie versucht, eine Münzanstalt darauf zu errichten, aber der Untergrund war zu trügerisch, und sie wurde zu oft überflutet. Es gibt nichts weiter als einige steinerne Gebäude, die mit Kriechpflanzen überwuchert sind.
Der Tote Mann sagte, unser Ziel verstecke sich unter diesem Schutthaufen.
Es hätte sich genausogut in einer anderen Dimension befinden können.
Wir hatten eine ganz schöne Armee zusammengekratzt und standen in einem Gebiet südlich der Stadtmauern. Ein exzentrischer Besitzer hielt es unfruchtbar. Kain hatte Beutler und Sattler ein Dutzend seiner kampferprobtesten Soldaten als Verstärkung mitgegeben. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften hatten einige hundert kräftige, tatendurstige junge Priester geschickt. Der Bursche aus der Oberstadt, dessen Namen ich niemals erfuhr, war offenbar einflußreich genug, sich eine ganze Kompanie Wachsoldaten auszuborgen. Morpheus und ich standen irgendwie für uns allein, zusammen mit Maya, und fragten uns, was wohl gleich passieren würde.
Eine ökumenische Delegation war zu St. Bramarbas geeilt, um sich die Unterstützung eines Magisters zu besorgen. Oder auch zweier, wenn gerade genug beschäftigungslos rumknieten. Wir warteten noch auf die Antwort der Kirche. Naja.
Der Abhang zum Fluß war ungefähr vier Meter hoch, eine Art Miniklippe. Morpheus, Maya und ich standen auf einem Hügel etwa fünfzig Meter weiter hinten. Alle anderen standen zwischen uns und dem Fluß, hüteten sich aber, zu dicht ranzugehen. Sie wollten nicht näher ran, als unbedingt sein mußte. Ich fragte mich, ob das Ding auf der Insel wußte, daß wir da waren.
Und ich hätte gern gewußt, ob ich noch mein Hühnchen mit Jill Craight rupfen sollte. Sie und ihr Liebchen Großmeister Agire standen abseits von den anderen, etwa fünfzig Schritt südlich. Ich behielt sie im Auge. Sie redeten nicht miteinander, und sie gingen auch nicht besonders nett miteinander um. Vielleicht hatte Agire ja Probleme damit, sich mit einer Nutte in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Wenn ja, war es zu spät. Er konnte nichts mehr dran drehen, daß es anders aussah, als es war.
Maya bemerkte mein Interesse, aber sie war zu nervös, um mich deswegen zu necken. »Was machen die denn hier?« wollte sie wissen.
»Keine Ahnung.«
Die einzigen Männer, die es wagten, bis zum Rand des Klippchens vorzutreten, waren Beutler und Sattler. Jetzt kamen sie auf uns zu. Na toll, ich konnte es kaum noch erwarten.
Beutler war der Redseligere von beiden. »Garrett, du warst bei den Marines. Wie kommen wir da rüber?«
»Gar nicht, wenn du die Wahrheit wissen willst.«
Er sah mich finster an.
»Erinnert ihr euch an dieses Urviech in Kains Hütte? Mit dem haben wir’s zu tun.« Mit. dem und noch mit viel mehr.
Dieser Loghyr hatte seit Äonen an seinen kleinen fiesen Tricks gebastelt. So was wie heute hatte er schon tausendmal mitgemacht. Das saß er auf einer Arschbacke aus. Der Tote Mann hatte ja sogar gesagt, daß dieser Loghyr nach dem Fall von Carathca eigentlich hätte entsorgt werden sollen. »Ein Angriff
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