Tenebra 1 - Dunkler Winter
Entschuldigung, das Nachtvolk - stellte den Kampf ein und floh, als Ruane starb. Kein anderer versuchte sie zu leiten. Wäre der andere noch im Kampf gewesen, würde er es sicherlich getan haben, umso mehr, als wir außerhalb der Festung, zerstreut und verwundbar waren. Das Zahlenverhältnis betrug noch immer sechs zu eins.«
»Nun, vielleicht war er zu dem Zeitpunkt bereits tot. Wir erwischten ihn durch Zufall. Oder vielleicht tötete Ruane ihn.«
»Hätte Ruane mir dann sein Schicksal angeboten, als wäre es günstig? Nein. Und wurde ein anderer Mensch als Ruane tot unter den Gefallenen des Dunkels gefunden? Wieder nein. Also ist er verschwunden, nicht tot. Wohin?«
Merceda schüttelte verwirrt den Kopf. Silvus lächelte und blickte umher.
»Wie tief haben Sie Ihre Steinbrüche in diese Hügel vorgetrieben«, fragte er scheinbar willkürlich, »um diese Steinquader zu brechen? Das Mana ist hier unten dick genug, dass man es riechen kann.«
Niemand sprach. Die Stille zog sich in die Länge, bis er sie brach. »Fragen Sie sich selbst. Wem nützt es? Wer würde am meisten von einem blutigen, Aufsehen erregenden, aber erfolglosen Ansturm des Dunkels gegen die Festung Ys profitieren? Nicht die Kobolde, die dabei wie Fliegen starben. Nicht die Bevölkerung, die sich über ihre Abhängigkeit ärgert, sich nach solch einer schrecklichen Erfahrung aber in ihr Schicksal fügen wird. Ja, sie wird mit Freuden wieder bezahlen, um beschützt zu werden, wird ihre Töchter wieder dem Orden übergeben, und dieser, nachdem er so viel Prestige gewonnen hat, wird wieder mächtig sein. Und er kann eine Armee von beeindruckender Stärke aufbieten.«
Stille.
Silvus verließ die Tür und schritt auf den Schrein zu. Er beugte den Kopf davor, dann sagte er nachdenklich: »Ein alter Altar zur Anbetung der Göttin, hier in diesem von Mana erfüllten Raum. Priorin, Sie sind mehrmals in Ctersi gewesen - um zu rekognoszieren, nicht wahr? Wie lange vor Ihrer ersten Reise nahmen Sie die Gewohnheit an, hierher in diesen Raum zu kommen, um… zu beten?«
Merceda bewegte sich rückwärts zur offenen Tür. Sie warf einen schnellen Blick die Treppe hinauf, die still und dunkel lag. »Ihre Anschuldigungen haben wenig Gewicht, de Castro. Ich glaube nicht, dass Sie imstande sein werden, sie zu beweisen. Aber im Volk und selbst im Orden gibt es immer Unzufriedene, die bereit sind zu hören. Am besten geben wir ihnen die Antwort sofort.«
»Wir, Priorin? Nur Monarchen sprechen von sich in der ersten Person plural.«
Merceda zuckte mit der Schulter. »Die Frage ist jetzt unerheblich.« Ihre Hand ging zum Schwertgriff.
O ihr Götter.
Ich zog meinen Dolch. Silvus schien unbewaffnet zu sein. Die alte… es war Wahnsinn. Sie war bewaffnet und gepanzert, und wir waren tot. Silvus winkte mich zurück zum anderen Ende des Raumes, wo das Gewölbe bis in Schulterhöhe herabreichte. Sie schob sich halb seitwärts auf uns zu, mit kleinen schlurfenden Schritten, die gute Fechter machen, vollkommen balanciert. Kein Schild, aber sie hatte Helm, Kettenpanzer und ein Schwert, das weit länger und gefährlicher war als mein Dolch.
Ich folgte Silvus' Aufforderung, obwohl ich wusste, dass es falsch war. Unsere einzige Chance bestand darin, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Dafür stand nicht allzuviel Raum zur Verfügung, aber trotzdem…
»Ich glaube nicht, dass Sie so mächtig sind, wie Ruane es war. Als Magier, meine ich. Er tat mehr, mit weniger Vorbereitungszeit.« Silvus, pedantisch bis zum Ende, brachte noch immer seine Argumente vor.
»Ich brauchte nicht so viel zu tun. Magie ist heikel. Und nun bin ich mit solchem Zeug fertig. Ich werde es nicht mehr brauchen.«
»Das bezweifle ich. Zauberei ist eine Krankheit, wie Sandast. Je mehr Sie tun, desto weniger können Sie darauf verzichten. Dies ist nur der Anfang.«
»Vielleicht. Für mich vielleicht der Anfang.« Sie grinste, hatte ihren Spaß daran. »Für Sie aber ist es das Ende.«
Es würde für einen von uns in einem blitzschnellen Zustoßen kommen. Wenn ich schneller war und es nicht beachtete, könnte ich vielleicht ihr Gesicht treffen. Natürlich, wenn sie auf mich zielte, würde ich dann schon die Schwertspitze im Rückgrat haben…
Hinter ihr fiel die Tür krachend zu. Davor stand Schwester Winterridge, gepanzert und zornig.
Merceda fuhr herum. Schwester Winterridge hielt die Hellebarde in den Händen, deren Reichweite das Schwert weit übertraf. Trotzdem sah es für einen Augenblick so aus,
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