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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Besitzungen sein werde. Das heißt, bis ich zurückkomme. Falls ich zurückkomme.«
    »Was geschieht dann?«
    »Naja, dann wird sein Schatzkanzler die Steuer bei mir anmahnen, und wenn ich nicht zahlen kann, wird er mich der Standesprivilegien und des Titels und aller Besitzungen entkleiden, die ich haben mag, um aus dem Erlös die Steuerschuld zu begleichen. Zum zweiten Mal.«
    Ich konnte nicht viel sagen. Und eine Weile lang sagte ich gar nichts. »Dann müssen wir also gehen. Zurück zum Hoppelinmoor.«
    Silvus tat mir Leid, aber diese mitleidige Empfindung gefiel mir am allerwenigsten.
    Er lächelte. »Weit darüber hinaus, mein Lieber. Hoppelinmoor ist nur sechzig Meilen westlich von hier und von dort ist es noch weit zum Gebirge. Der Orimentpass ist mindestens weitere dreißig Meilen entfernt und von dort zur Festung Ys dürfte es mindestens noch einmal so weit sein. Ich weiß nicht genau, wie weit, außer dass sie auf einem Felsen an der Küste des Westlichen Ozeans liegt.«
    »Ist es ein schwieriger Weg?«
    »Bis zum Pass sicherlich. Wie es dahinter aussieht, weiß ich nicht, aber Schwester Winterridge weiß es. Sie sagt, es sei nicht übermäßig schwierig.« Er lächelte. »Aber ich würde gern wissen, was die gute Schwester für schwierig halten würde.«
    »Verstehe. Und wie denkst du über die Möglichkeit zu sterben?«
    Das war sicherlich taktlos. Und unfair. Silvus hatte mit dieser Möglichkeit gelebt, seit er Söldner geworden war. Aber er quittierte die Frage mit ruhiger Nachdenklichkeit.
    »Inzwischen sollte ich darin ziemlich versiert sein«, antwortete er.
    Nun, das hatte ich verdient. Und nahm es mit Anstand hin.
    »Nur noch eine Frage, dann. Warum?«
    Er schob das Glas von sich, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und rieb sich die Augen mit dem Handballen. Es war spät. Er hatte sein gutes Recht, müde zu sein. »Weil es getan werden muss. Weil auch ich in der Schuld des Ordens stehe - wie wir alle. Weil die Alternative Untätigkeit ist, die vielleicht zum Fall der Festung Ys führte und das Problem damit vervielfachte. Wie würde es dir gefallen, Schwester Winterridges Leichnam auf dem Schlachtfeld zu finden? Es ist blutiger Ernst.« Er schnitt meinen Widerspruch mit einer Handbewegung ab. »Aber hauptsächlich ist es, weil ein Versprechen ein Versprechen ist und Ruane das Versprechen seines Vorfahren halten sollte.«
    Ich sagte nichts. Es schien mir unangebracht, zu erwähnen, dass niemand sonst in Tenabra dachte, der Adel sollte zu seinem Wort stehen.
    »Und weil«, sagte Silvus sinnend, »der Ritterschlag eben doch eine Bedeutung hat. Selbst wenn er von einer Marionette auf Verlangen eines Tyrannen verliehen wird, hat er Bedeutung. Wie jedes Symbol hat er die Bedeutung, die du ihm gibst. Geh zu Bett, Will. Morgen haben wir einen langen Tag vor uns.«
    Letzteres wurde ohne Veränderung des Tonfalls gesagt, aber er meinte es, also stand ich auf, um zu gehen. Er wartete, bis ich die Tür geöffnet und die Schatten in der Gasse draußen überprüft hatte. Dann sagte er: »Ich wollte wirklich nicht, dass du in diese Sache verwickelt wirst, Will. Aber ich brauchte dich als Rückendeckung und wusste nicht genau, was sie täte. Oder er. Tut mir Leid, Will. Ich hatte keine Ahnung, dass er so nachtragend sein würde.«
    Ich nickte und ging. Ich wusste, dass er einschliefe, bevor ich das Ende der Gasse erreichte, und das schloss die Zeit mit ein, die ich brauchte, um die Tür hinter mir zu verriegeln. Nicht, dass dieses Verriegeln wirklich notwendig gewesen wäre. Die Diebe dieser Stadt wussten, dass es nicht lohnend und wahrscheinlich selbstmörderisch sein würde, die beiden Räume (einer oben, einer unten), in denen Silvus wohnte, auf den Kopf zu stellen.
    Vorsicht auf dem Heimweg war selbstverständlich. Ich ging langsam, teils aus diesem Grund und teils, weil mein Bein wieder schmerzte. Also hatte ich die Zeit und die Muße zum Nachdenken.
    Nachtragend? Ein seltsamer Vorwurf gegen jemanden, der einen in der gesellschaftlichen Rangordnung gerade ein gutes Stück emporgehoben hat. Aber er war berechtigt, was das betraf. Ich hatte dazu beigetragen, dass Fürst Nathan vor seinen Lakaien einen gewissen Gesichtsverlust erlitten hatte, also war er auf den Gedanken gekommen, mich auf ein Himmelfahrtskommando zu schicken, das mich wahrscheinlich das Leben kosten würde.
    Er hatte nur einen geringen Gesichtsverlust erlitten, und ich war froh, dass es nicht mehr war. Barras kam mir in den Sinn, mit seiner

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