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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Undurchdringlichkeit annahm.
    Aber Nathan schien es nicht zu bemerken. »Lasst sie vortreten«, erklärte er.
    Jemand stieß mich an. Es war überflüssig, denn Silvus hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, und wenn er ging, ging auch ich. Wir marschierten die Stufen hinunter und durch den Saal auf den Thron zu - ja, denn das war es. Zwei Schritte vor dem Podium machte Silvus Halt, und ich blieb einen halben Schritt hinter ihm. Seine Verbeugung war flüchtig, und ich konnte nicht herausfinden, vor wem er sich verbeugte.
    Das Lächeln in Fürst Nathans Antlitz geriet keinen Augenblick ins Wanken. »Der Vertrag von Conflans verlangt auch, dass Ihr meine Zustimmung benötigt, um den Ritterschlag zu erteilen, glaube ich. Nun, die habt Ihr, lieber Graf. Ich denke, Ihr könntet in Eurer ganzen Grafschaft keinen würdigeren Ritter und Edelmann finden.«
    Ich konnte nur das Halbprofil von Silvus' Gesicht sehen. Er hielt den Kopf gebeugt, als sollte er zum Schafott geführt werden.
    Graf Ruane erhob sich wie ein Schlafwandler. Er trat vorwärts und zog seinen Zierdegen, schloss für einen Moment die Augen, als müsste er sich halbvergessene Formalien ins Gedächtnis zurückrufen. Dann hob er das Kinn, ein Ausdruck von Festigkeit kam in seine Züge, und mit kräftiger Stimme befahl er: »Kniet nieder.«
    Ich glaube, Barras hätte ihn gestoßen, wenn er einen Augenblick länger gezögert hätte, aber nach einer scheinbar endlosen Zeit seufzte Silvus leicht und ließ sich auf ein Knie nieder. Der Degen tippte ihm erst auf die rechte, dann auf die linke Schulter.
    »Erhebt Euch, Ser Silvus de Castro. Seid tapfer, getreu und wahrhaftig.«
    Die Stimme des Grafen klang jetzt kräftig und beinahe aufmunternd und auf seinem Gesicht zeigte sich ein leises Lächeln. Ich bemerkte, dass Nathan einen schnellen Blick zu Barras sandte, als seien ihm plötzlich Zweifel gekommen, und Barras seinerseits schenkte Ruane einen Blick finsteren Misstrauens, aber etwas zu spät. Die Miene des Grafen hatte zu dem Ausdruck zurückgefunden, der ihr in der Gegenwart seines Lehnsherren eigentümlich war: besorgt, entschuldigend, ehrerbietig. Und die Hofgesellschaft begann zu applaudieren.
    Silvus erhob sich. Er sah aus, als hätte er gerade eine Stunde in den öffentlichen Stock gespannt verbracht.
    Danach war die Zeremonie, in der ich meine Hände zwischen die des Grafen legen und ihm treue Dienste schwören musste, kaum noch der Rede wert. Ich spürte jedoch, dass seine Hände zitterten. Fürchtete er sich so?
    Bei diesem Gedanken blickte ich ins Gesicht des Grafen. Es war ernst und feierlich, aber seine Lippen zuckten und ein schlaues Licht lauerte in seinen Augen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich überzeugt gewesen, dass er in sich hineinlachte. So wurden wir, Silvus und ich, Ritter und Knappe, zur Teilnahme an einem Abenteuer mit Ungewissem Ausgang verpflichtet. Ich fragte mich, welche Gottheit ich so schwer beleidigt haben konnte.

  KAPITEL III
    »Also heraus mit der Sprache: Wie lange hattest du sie schon erwartet?«
    »Was bringt dich auf den Gedanken, ich hätte sie erwartet?«
    »Ach, verschiedene kleine Hinweise. Die Zusammenkunft bei Swecher mit dieser falschen Konversation. Deine Verschwiegenheit mir gegenüber, die mich im Ungewissen ließ. Aber hauptsächlich der Umstand, dass du bereit warst, alles zu verlieren, nur um sie für zehn Minuten vor Nathans Angesicht zu bringen.«
    Silvus ließ den Wein in seinem Glas kreisen. Seine Miene hatte sich kaum verändert; er wirkte in sich gekehrt, nachdenklich. Ich bohrte ein wenig mehr.
    »Und alles bloß, um den Ritterschlag zu bekommen. Ich wundere mich über dich.«
    Er blickte rasch auf, und einen Augenblick lang dachte ich, ich sei zu weit gegangen. Der Zorn in seinen Augen war unverkennbar. Aber ich lächelte ein wenig und nach einem gefrorenen Herzschlag verhüllte sein Blick sich wieder. Beinahe lächelte er selbst, als er wieder den dunkelroten Wein in seinem Glas beobachtete. »Also: Wie lange?«
    »Kommt darauf an. In einem Sinne erst eine Woche. Da überbekam mich eine Vorahnung in meinen Träumen. In einer anderen Weise mein ganzes Leben lang. Es musste früher oder später geschehen.«
    Ich starrte ihn an, unfähig, meinen Schock zu verbergen. Er hatte gerade zugegeben, das Talent zu besitzen, hier vor mir. Er war ein Sensitiver, einer, der Mana sehen und Gebrauch davon machen konnte, nur eine Stufe unter einem Magier. Ich glaube, dass ich nach Luft schnappte wie

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