Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
bedingungslosen Annahme, dass es besser sei, eine Abgesandte vor den Augen der ganzen Hofgesellschaft zu ermorden, als seinen Herren, den Fürsten, zu inkommodieren. Ich war noch billig davongekommen.
    Ich wohnte über einer Bäckerei am Kornberg. Der Eingang lag in einer Nebengasse, die den Viehhof mit der Tunstraße verband. Keine schlechte Gegend, aber sie hatte ihre zwielichtigen Elemente.
    Ein ziemlich großer Kerl, hager und schmal - ich wusste sofort, dass es nicht Barras war. Er trug einen dunklen Umhang, grau oder blau, dessen wirbelnde Bewegung ich am Rand meines Gesichtsfeldes wahrnahm. Sie verriet ihn. Er war leise genug, aber nicht erfahren. Wenn man wusste, worauf man Acht zu geben hatte, war der tiefe Schatten im Hauseingang gegenüber genau der Ort, wo man einen lauernden Strolch erwarten konnte, und ich hielt mich weit genug auf der anderen Seite, um Zeit zum Handeln zu bekommen. Die brauchte ich auch. Er war schnell wie der Wind.
    Eine Bewegung und ein spitzes Glänzen. Man reagiert oder stirbt; ich starb nicht. Ich wich dem Stoß mit einer Körperdrehung aus und die Klinge glitt von meinem Kettenhemd ab. Er hatte von rückwärts auf meinen Hals gezielt. Nun stand ich ihm gegenüber, hatte keine Zeit, das Schwert zu ziehen, und er stürzte sich wieder auf mich, zielte diesmal auf mein Gesicht. Sein Dolch war mindestens einen Fuß lang, zweischneidig und spitz. Ich duckte den Stoß ab, hielt den Kopf in die Stoßrichtung, und mein schöner glänzender Helm bekam einen neuen Kratzer. Dann zog ich ihn am Arm heran und versetzte ihm einen Kniestoß in den Unterleib. Er ließ nicht viel mehr als ein Grunzen hören, beugte sich aber im Reflex vorwärts, und ich versetzte ihm einen kräftigen Kopfstoß ins Gesicht. Der brachte ein befriedigenderes Knirschen, und ein lauteres, feuchteres Grunzen, und während er die schlechte Nachricht von seinen Zähnen bekam, stieß ich ihn zurück und zog mein Schwert. In diesem Augenblick sagte mir meine Nase, die höflich auf eine Gelegenheit gewartet hatte, mit meinem Gehirn zu sprechen, was er war.
    Wenigstens besaß ich die längere Waffe. Ich ging auf Abstand. Sobald er sein Gleichgewicht zurückgewonnen hatte, griff er wieder an. Gleich von vorn. Mietet man einen Sandasti, bleibt es dabei, bis sein Auftrag ausgeführt ist. Nun, ich hatte die ganze Gasse offen hinter mir und jede Bewegungsfreiheit. Ich parierte, parierte wieder - die Dolchstöße kamen schneller als ich einen Gegenangriff führen konnte - und vergewisserte mich. Ja, seine Klinge zeigte Blutrinnen auf beiden Seiten und sie waren voll von etwas Dunklem, Klebrigem. Fein. Nun wusste ich, dass ich mir kein Risiko erlauben durfte, nicht den kleinsten Schnitt. Also blieben die nächsten vierzig Sekunden ergebnislos. Ich traf ihn zweimal geringfügig und er blutete, aber er brauchte mich nur einmal zu berühren. Fechtend wich ich zurück und wartete, dass er schwächer würde. Er schien nicht nachzulassen.
    Ich hätte nie gedacht, dass ich für diesen Wappenrock dankbar sein würde - immer kam ich mir darin wie ein Zirkuspferd vor -, aber er täuschte ihn. In der Dunkelheit merkte er nicht, dass ich das Kettenhemd darunter trug. Er machte eine Finte nach meinem Schwertarm, noch immer schnell wie eine Eidechse, und ich hätte den Stoß pariert, aber sein Dolch fuhr unter meiner Klinge durch, als ich sie hob, und zielte auf meinen Bauch. Er versuchte mich aufzuschlitzen wie einen Fisch. Ich nahm den Stoß knapp unter der Gürtelschnalle, ohne ihn zu parieren. Er musste einen Augenblick triumphiert haben - wenn Sandasti etwas anderes als Euphorie empfinden können -, aber damit war es schnell vorbei. Ich brauchte nur den Arm auszustrecken und mein Schwert fuhr ihm in die Kehle.
    Ich wich wieder zurück. Man weiß nie sofort, ob man getroffen wurde. Ich ließ es nicht darauf ankommen, beobachtete ihn, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, während er dort stand und überrascht aussah, als ihm das Blut aus der Kehle sprudelte. Dann nahm sein Gesicht einen enttäuschten Ausdruck an, danach einen leeren. Und dann war er tot.
    Ich vergewisserte mich, zog den Handschuh aus und befühlte mein Kettenhemd in der Bauchgegend. Der Panzer war unversehrt, auch das wattierte Unterziehhemd. Dann schimpfte ich mich einen Dummkopf. Wie, wenn das Gift auf Wappenrock und Kettenhemd verschmiert wäre und ich mir am aufgerissenen Drahtgeflecht des Panzers den Finger geritzt hätte?
    Jedenfalls brauchte ich Licht, um

Weitere Kostenlose Bücher