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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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nickte mir zu, trat um den Lukendeckel, der zurückgeklappt auf Deck lag, und folgte ihr den Niedergang hinab. Ich stand mit geballten Fäusten da und sah ihm nach.

KAPITEL VI
    Er sorgte dafür, dass sie den Rest des Vormittags beschäftigt war, und beobachtete mich über dem Mittagessen wie ein Falke. Die Pferde wurden gewechselt; die Landstraße mit ihren Poststationen verlief hier nicht weit vom Fluss, und auf Befehl des Fürsten waren stets Pferdegespanne bereitgestellt. Die Hügel – äußerste südliche Ausläufer des Jotungebirges – rückten allzu rasch näher.
    Silvus zeigte sich beim Essen jedoch aufgeräumt. Anscheinend hatte der Sonnenschein seine Schmerzen und Leiden gelindert.
    »Eine schnelle Flussreise, Messire. Ausgezeichnete Zugpferde. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Wahl. Sie haben einen guten Blick für ein Pferd.«
    Grames lächelte bescheiden. Barras schnaubte und versteckte sich hinter seinem Becher mit Wein.
    »Die Zugtiere waren nicht meine Wahl, Ser«, stellte Grames fest, als müsse er eine schädigende Unterstellung zurückweisen. »Der fürstliche Stallmeister in Conflans schickte sie voraus, was einen Tag Aufenthalt dort erforderlich machte. Ich bedaure, dass ich nicht reite. Allerdings würde es vielleicht vorteilhaft sein, es zu lernen.« Er warf Arienne, die auf ihren Teller starrte, einen Seitenblick zu. »Eine gewisse Beherrschung der Reitkunst wird immer von Nutzen sein. Vielleicht würden Sie geruhen, mir in der Angelegenheit einen Rat zu geben.«
    Darum also reisten wir auf dem Wasserweg. Reitpferde wären wahrscheinlich schneller gewesen, aber Grames konnte nicht reiten. Und eine Kutsche würde unter Umständen Wochen brauchen, wenn starke Regenfälle die Landstraßen aufweichten.
    Wenn Grames meinte, er sollte reiten lernen, was noch immer als ein Vorrecht des Adels galt, mochte er damit weitergehende Überlegungen verbinden. Und vielleicht hatte er Recht. Nathan belohnte Leute, die ihm dienten. Man brauchte bloß Barras anzusehen. Georghe de Barras, Ritter des Ordens vom Goldenen Speer. Dieser erlauchte Patrizier rülpste in vornehmer Manier, dann stand er auf und stampfte hinaus, um seine Männer anzuknurren.
    »Selbstverständlich, Messire«, sagte Silvus liebenswürdig, »Wenn wir für die Nacht Halt machen.«
    »Ich fürchte, wir werden nicht anlegen, Ser. Wir müssen den Zeitverlust wettmachen. Am Abend werden wir das Gespann bei der Wimbridge-Schleuse wechseln und die Nacht hindurch weiterfahren, wenn auch etwas langsamer.«
    Ich wurde allmählich besser darin, die Fassung zu bewahren. Ich glaube nicht, dass ich bestürzt aussah, bloß erschrocken. Bei Nacht reisen?
    Silvus zog die Brauen hoch. Er hatte mich überhaupt nicht angesehen. »In der Tat?«, sagte er gedehnt. »Unter diesen Umständen werde ich gut daran tun, den Nachmittag zur Ruhe zu nutzen. Gewöhnlich schlafe ich nach Mitternacht sehr schlecht.«
    Es war eine böse Überraschung. Ich blickte über den Tisch zu Arienne und sie sah in diesem Augenblick auf. Sie lächelte mir zu und ich lächelte zurück und kam mir wie ein schändlicher Verräter vor.
    Der Nachmittag zog sich hin, und ich quälte und beunruhigte mich. Grames fand ständig Arbeiten und Verrichtungen für Arienne, war aber ebenso deutlich bestrebt, mich und Silvus voneinander fernzuhalten. Es war schwierig für ihn, beides zu tun, und Barras war keine große Hilfe. Aber die Gardisten beobachteten uns. Ich konnte nicht mehr tun als Silvus' Führung zu folgen.
    Schließlich wurde es Abend. Silvus, der schon den Nachmittag zur Ruhe genutzt hatte, hielt sich an seine Ankündigung und suchte seine Hängematte auf, sobald das Abendessen weggeräumt war. Ich ging hinaus, um den Pferdewechsel zu beobachten. Während der Pferdeknecht arbeitete, warf ich müßig Kieselsteine in den Fluss. Ein paar Worte mit dem Treiber, vorgeblich über die Qualität der Pferde, gaben mir Gelegenheit, neben ihm zu gehen. Vor uns lief ein Junge mit einer Laterne auf dem Treidelpfad. Der nächste Pferdewechsel sollte ungefähr acht Meilen voraus bei einer Schleuse stattfinden. Wir würden im Morgengrauen dort ankommen.
    Oder vielleicht nicht.
    Arienne war auf dem Vordeck, um zu sehen, wie das letzte Licht vom Himmel schwand. Ich ließ anhalten und die Laufplanke auslegen und schwang mich über die Reling an Bord, und kaum war ich bei Arienne, erschien Grames neben ihr wie der König der Kobolde.
    Ich konnte ihr nur zulächeln. »Ein schöner Abend«, bemerkte ich.

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