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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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geistesgegenwärtige Einschätzung erwischte ich ihn im unsicheren Gleichgewicht und er machte einen Köpfler in den Fluss.
    Silvus hatte den hölzernen Lukendeckel zugeschlagen und sich darauf gestellt.
    »Mach schnell«, sagte er im Gesprächston. Barras wäre vielleicht imstande gewesen, den Deckel mit Silvus hochzustemmen, wenn er die Schultern darunter brachte und die schon etwas morschen Holzstufen des Niedergangs nicht nachgaben. Ich trieb den Schiffsführer vorwärts zur Luke. Vom Pferdetreiber kamen jetzt verwundert fragende Rufe.
    Ich stellte mich zu Silvus auf die Luke. »Verschalken Sie die Luke«, sagte ich zum Schiffsführer und betonte den Befehl mit der Spitze meines Dolches. Er zog die Schalkleisten über den Lukendeckel und zurrte sie fest. Silvus schlenderte zur Reling und winkte dem Treiber, der in Aufregung geriet.
    »Sind auf einen im Wasser liegenden Baum oder Ast gelaufen«, sagte er beruhigend. Gebrüll und dumpfe Schläge unter Deck widersprachen ihm. »Lieber Himmel, vielleicht sind wir leckgeschlagen.«
    Er trat zurück, als der Schiffsführer die Luke verschalkt hatte, nahm einen Anlauf und sprang hinüber zum Ufer, gewandt wie eine Bergziege. Ich nickte dem Schiffsführer zu, der mich finster anstarrte. Vom Treidelpfad kam ein halberstickter Ausruf.
    »Springen oder schwimmen«, sagte ich. »Mir ist es gleich.«
    Die Nacht war ein wenig kühl für ein Bad. Er entschied sich für den Sprung zum Ufer, und ich folgte ihm.
    Silvus hielt dem Treiber ein Messer an die Rippen. Dazu lächelte er ihn freundlich an, und alle Gedanken, die der Mann über Heldentum gehabt haben mochte, lösten sich prompt in nichts auf. Der Junge mit der Laterne war nicht älter als vierzehn.
    »Ausschirren«, sagte Silvus, und der Mann gehorchte. Die dumpfen Schläge aus dem Inneren der Barke waren jetzt von splitternden Geräuschen begleitet. Ich fragte mich, wie lang die Männer, die ich niedergeschlagen hatte, schlafen würden. Möglicherweise für immer. Vielleicht aber auch nicht.
    »Wir sollten das Boot vom Ufer abstoßen«, sagte ich und wartete.
    Silvus schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre gefährlich. Für alle an Bord.«
    Das Leitpferd trug Zaumzeug und Sattel. Für das andere gab es gleichfalls Zaumzeug, aber keinen Sattel. Silvus nickte. »Nimm das Leitpferd, Will. Ich komme ohne Sattel besser zurecht als du.«
    Wahr. Ich saß auf, und Silvus schwang sich mit einer flüssigen Bewegung auf sein Pferd. Das Erbe eines Edelmannes. Er beugte sich herab und nahm dem Treiber die Laterne ab. »Gibt es ein Dorf vor uns?«, fragte er dann den Schiffsführer. Der Mann nickte. »Wie weit?«
    »Weiß nicht genau.« Mürrisch, den Blick niedergeschlagen. Eine Lüge.
    »Macht nichts«, sagte Silvus freundlich. »Ich bin sicher, dass der Junge es weiß. Wir werden ihn als Führer mitnehmen und dort absetzen. Wenn wir Verfolger hören, werden wir aber Fersengeld geben müssen. In der Dunkelheit könnte jemand verletzt werden. Verstehen Sie mich?«
    Der Schiffsführer sah den Treiber an, dann den Jungen. Nun, da ich darauf achtete, konnte ich die Ähnlichkeit zwischen ihnen erkennen. Er schluckte. »Ungefähr eine halbe Meile von hier gibt es eine Straße. Sie werden dort eine weiß getünchte Steinmauer sehen, die zum Treidelpfad hinabführt.«
    »Gut. Dann werden wir uns zurechtfinden. Geben Sie uns ein paar Minuten.« Silvus zog den Jungen zu sich aufs Pferd. »Wir werden ihn dort laufen lassen, und wenn er zurückkommt, können Sie die Leute herauslassen.« Sie nickten. »Komm mit, Will. Unsere vormaligen Gastgeber werden geräuschvoll.«
    So war es. Wahrscheinlich hatte Georghe eine Bank herausgerissen und gebrauchte sie als eine vertikale Ramme gegen den Lukendeckel. Silvus trieb sein Pferd durch Kniedruck an.
    Wir kamen nur in einem gleichmäßigen Schritt voran. Ein Pferd läuft nicht schneller, als es sehen kann. Die Laterne verbreitete schwaches Licht, und der Pfad verlief unmittelbar am Flussufer, zu dem eine steile Böschung hinabführte. Schwarzes Wasser gluckste auf einer Seite, Bäume reckten auf der anderen schwarze Äste gegen die Sterne. Die Rufe und Schläge blieben zurück, und der Friede der Nacht hielt wieder Einkehr. Nur das Schuldgefühl blieb.
    Ungefähr dort, wo der Schiffsführer es gesagt hatte, gab es eine Furt für Pferde, einen Ort, wo Aufschüttungen in den Fluss hinausgebaut waren, um eine schmalere, aber tiefere Fahrrinne zu schaffen, tief genug für eine Barke, aber für ein Pferd

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