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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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vergingen. Jedes Mal, wenn ich mich bewegte, um meine Rückenschmerzen durch eine veränderte Haltung zu lindern, regte sich einer von ihnen.
    Ich merkte, dass ich tatsächlich eine Weile geschlafen hatte, als das Licht heller wurde. Morgen? Aber nein, hierher drang kein Tageslicht. Die Tür hatte sich geöffnet, und in den Kellerraum glitt eine schmächtige Gestalt in einem tiefblauen Umhang mit Kapuze. Einen Augenblick lang dachte ich, dass ich träume – oder vielleicht gestorben sei. Dann lachte das Mädchen im Umhang, ein fröhliches kleines Glucksen, das wie blinkendes Gold in diesen düsteren Ort fiel.
    »Danke«, sagte sie zu dem Wächter draußen. »Ich hoffe, es macht Ihnen Freude.« Ich kannte diese Stimme. Arienne.
    Die Tür schloss sich. Arienne öffnete den Umhang und kam herein. Sie warf die Kapuze zurück, und ihr helles Haar schimmerte im Widerschein der Kohlen. Unter dem Umhang befand sich ein Korb, in dem es wie Glas klirrte. Sie stellte ihn ab.
    »Meister Grames schickt Ihnen dies. Messire de Barras sagte, es sei in Ordnung, weil Sie verlängerten Wachdienst haben.«
    Als sie den Umhang öffnete, sah ich das enge Mieder. Piet und Roly setzten sich auf und sahen es auch. Sie schauten einander an, dann in den Korb. Darin war eine Flasche aus Steingut und ein paar hölzerne Becher. Roly griff danach.
    »Warte«, sagte Piet. Ich hatte gleich gemerkt, dass er der Klügere war. »Sie zuerst«, sagte er zu Arienne. »Wir möchten nicht allein trinken.«
    »Oh, danke.« Ihr Lächeln erhellte den dunklen Keller. »Ich habe nichts dagegen.«
    Sie zog den Korken, goss etwas in einen der Becher und schnüffelte daran, schloss die Augen in stiller Aufmerksamkeit. Silvus verzog das Gesicht. Er konnte Weinsnobs nicht leiden. »Aah. Das ist ein guter Tropfen«, murmelte sie und trank mit einer einzigen Drehung ihres Handgelenks den Becher leer.
    Ich konnte eine Spur vom Duft einfangen. Es war Winterwein, stark und mild. Piet und Roly warteten höflich, bis sie den Becher geleert hatte, dann griff Piet zum anderen Becher und füllte ihn großzügig, und Roly nahm den ersten und folgte seinem Beispiel.
    Fünfzehn Minuten später hatte jeder drei Becher getrunken, und die Flasche war leer. Arienne hatte mitgehalten und zeigte Wirkung, aber selbst drei Becher Winterwein pro Kopf konnten zwei Männer nicht umwerfen. Piet und Roly hatten genauso harte Schädel wie die anderen. Der Wein würde sie vielleicht ein wenig aufheitern. Später würden sie dann missmutig und streitsüchtig.
    Aber… Piet war der Erste, den es erwischte. Er hatte Arienne gerade gefragt, ob sie wüsste, wie das Pfänderspiel ginge, als seine Züge plötzlich einen in sich gekehrten Ausdruck annahmen, der sich innerhalb von zehn Herzschlägen von Verwunderung zu Bestürzung zu erschlaffter Leere wandelte.
    Dann verlor er das Bewusstsein und sackte seitwärts von dem Hafersack, auf dem er gesessen hatte.
    Roly sah ihn an, blickte zu Arienne auf, die angespannt wartete, und dann wieder zu Piet. Seine Augenbrauen zogen sich langsam zusammen. Er schnüffelte an seinem Becher, dann blickte er wieder zu ihr auf.
    »Du Hexe… vergiftet…«, stieß er hervor und zog seinen Dolch. Aber er musste es mit der linken Hand tun, und die Anstrengung war zu viel. Er fiel vornüber aufs Gesicht.
    Sie wandte sich zu uns. Ich starrte sie mit offenem Mund an.
    Silvus zeigte mehr Geistesgegenwart. »Was können Sie mit diesen tun?«, fragte er und nickte zu den Fesseln. »Sie sind mit Stahl vernietet. Mit einer Metallsäge würde es eine Weile dauern – mit einer Feile sogar Tage. Wir haben vielleicht eine Stunde.«
    Sie trat zu ihm. »Lassen Sie mich sehen«, murmelte sie. Sie kauerte sich nieder und umschloss eine der Handschellen mit den Fingern. »Ja, ich habe genug. Warten Sie.«
    Zuerst war keine Veränderung zu erkennen, als sie sich stirnrunzelnd konzentrierte. Dann zog sie mit einem Ruck an der Verbindungsstelle. Mit dem Klang einer auf harten Boden fallenden Münze brach die Niete heraus und fiel in zwei Stücken zu Boden. Die Handschelle ließ sich öffnen.
    »Entweder sind Stahlnieten nicht mehr, was sie einmal waren, oder Sie haben bei den Gewichthebern gelernt«, bemerkte ich. Sie lächelte beinahe. Ein Grübchen kam und ging in der Wange, die mir zugekehrt war.
    »Ich… ändere nur den Stahl ein wenig, wie man es macht, wenn man einen Draht biegt, um ihn zu brechen.« Sie sagte es wie abwesend, schon auf die zweite Handschelle konzentriert. Auch

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