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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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sie brach auf, und Silvus massierte seine Handgelenke, während sie an seinen Fußschellen arbeitete. Eine nach der anderen brachen die Nieten, und die Eisenbänder ließen sich öffnen. Sie begann an mir.
    »Was war in dem Wein?«, fragte Silvus.
    »Mohnsirup. Ich verbrachte den ganzen Tag damit, genug davon zusammenzubringen. Die Kräuterfrau im Dorf hatte ihren Vorrat zur Neige gehen lassen, und was sie hatte, war ohnehin nicht allzu stark.«
    »Sie denaturierten ihn, bevor sie ihren Becher leer tranken? War das der Gebrauch der Kraft, den ich fühlte?«
    »Ja. Natürlich. Und der Alkohol im Wein.« Sie schnitt ein Gesicht. »Für meinen Geschmack war es zu süß. Da.«
    Die letzte Fessel sprang auf. Silvus war bereits aufgestanden und reckte sich. Ich schob mich an der Wand hoch, bis ich auch stand. Meine Beine waren eingeschlafen.
    »Der Mann draußen?«, fragte Silvus, während ich versuchte, meine eingeschlafenen Füße zu beleben.
    »Sollte inzwischen bewusstlos sein, hoffe ich. Oder wenigstens sehr schläfrig.«
    Ich nahm Roly den Dolch ab; er hatte keine längere Klinge bei sich, und da ich ein zeitweiliger Linkshänder war, würde es zweckmäßiger sein, wenn Silvus sich mit Piets Schwert bewaffnete. Arienne hob ihren Korb auf und ging zur Tür. Silvus schlich ihr bis zum Durchgang nach und nickte.
    Sie öffnete. »Gute Nacht, Jungs«, rief sie, zurückgewandt. »Gute Nacht, Hugh«, sagte sie dann zu jemandem rechts neben der Tür.
    »Ah… Nacht…« Hugh hörte sich enttäuschend munter an. Silvus riss die Tür auf, sprang durch und verschloss Hugh mit einer Hand den Mund, hob mit der anderen den Schwertknauf, zum Zuschlagen bereit. Aber es gab keine Schwierigkeiten. Hugh war kaum noch wach. Als der Speer, auf den er sich gestützt hatte, weggestoßen wurde, sackte er zu Boden. Wir wälzten ihn in den Lagerraum, doch die Tür hatte nur eine Klinke, und es gab keine Möglichkeit, sie zu sichern. Also mussten wir fort sein, bevor sie erwachten.
    Silvus verschwendete keine Worte. »Wohin?«, fragte er.
    »Mein Zimmer«, sagte sie. »Es hat ein Fenster.«
    Er nickte. »Gehen Sie voraus. Will kann nicht schnell gehen.«
    Sie machte kehrt und stieg die Treppe hinauf. Diese war zu schmal, als dass man nebeneinander hätte gehen können, und Silvus konnte mich nicht stützen. Indem ich mir beim Atmen die Seite hielt und auf jeder Stufe den anderen Fuß nachzog, gelang es mir, ohne Hilfe hinaufzukommen. Es dauerte nicht eine Ewigkeit, aber sehr, sehr lange.
    Nach zwei Umdrehungen der Wendeltreppe passierten wir die Tür zur unteren Halle. Durch die Eichenplanken hörte ich Stimmen und Schnarchen. Auf einem Sims brannte eine Talgkerze und verbreitete ausreichend Licht, um die Stufen zu sehen, aber wir konnten sie nicht mitnehmen. Nach zwei weiteren Umdrehungen erreichten wir das Obergeschoss. Sie öffnete die Tür und spähte hinein, während ich mühsam nachfolgte, dann wandte sie den Kopf und nickte.
    Der Boden bestand aus schweren Eichenplanken, aber das hinderte ihn nicht am Knarren. Ich trug noch immer Reitstiefel, und die sind nicht für geräuschloses Gehen gemacht. Zum Glück hatte ich die Sporen schon vor langer Zeit abgeschnallt.
    Es war ein Korridor mit Türen, und dunkel, aber die Wände sahen seltsam neu aus. Jemand mit einem ausgeprägten Sinn für Zurückgezogenheit hatte Zwischenwände einziehen lassen, um den alten Saal in mehrere Räume zu unterteilen. Arienne eilte im Halbdunkel voraus, während ich mich abmühte, in den Reitstiefeln dahinzuschleichen. Es gelang nur unvollkommen, zumal jedes Geräusch hier ein Echo wie im Inneren einer Glocke zu erzeugen schien. Ich streifte mit den Fingern meiner guten Hand die Wand entlang und versuchte im schwindenden Licht zu sehen, wohin ich trat.
    Eine Hand fasste meinen Ärmel, und ich wäre zusammengeschreckt, wäre es mir möglich gewesen. Die Hand zog mich nach rechts. Ich folgte ihrem Zug durch eine Tür, und die Hand führte mich weiter, um zu vermeiden, dass ich gegen Möbelstücke stieß. Hinter mir schlüpfte Silvus wie ein Geist in den Raum. Die Tür schloss sich leise. Ich war bereit zu wetten, dass die Scharniere geölt worden waren.
    »Still«, hauchte sie. »Die Zwischenwände sind dünn. Kein Licht. Hier.«
    Im schwachen Sternenlicht zeichneten sich die Umrisse eines Maßwerkfensters ab. Silvus geisterte hin und schaute hinaus. Ich sah, wie er Arienne winkte, dann steckten sie die Köpfe zusammen. Ich spähte über seine Schulter hinaus.

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