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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Gedärme einer weiteren Anregung bedurften, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Ich glaube, ich kam trotzdem größtenteils mit eigener Kraft zurück. Oder hätte es geschafft, wenn er am Fuß des Niedergangs nicht die Füße unter mir weggestoßen hätte. Wahrscheinlich hätte ich ihm dankbar sein sollen, dass er es nicht schon oben tat. Oder vielleicht nicht? Wenn er seinen kleinen Scherz oben gehabt hätte, wäre ich vielleicht kopfüber durch die Luke gefallen und hätte mir den Hals gebrochen, und das wäre dann das Ende gewesen.
    Aber es war nicht das Ende.
    Am folgenden Tag kamen wir gegen Abend nach Sarburg. Wer die Mauern der Festung Ys gesehen hat, wird von keiner anderen Festung auf Erden beeindruckt sein, und so war auch ich nicht beeindruckt. Ys war ein gewaltiger, düster dräuender Berg aus Mauerwerk; verglichen damit war Sarburg geschrumpft, eine düstere alte Burg mit einer einzigen Kurtine, die wie ein Geier auf einem Felsen saß. Der Felsen überragte den hier schmalen und gewundenen Fluss, und die Treidelpferde hatten es schwer, die Barke gegen die starke Strömung zu ziehen. Dies war der höchste Punkt der schiffbaren Strecke, und darum stand die Burg hier und schützte den Landeplatz, wo Barken Erz von den Bergwerken im Norden für die Reise in den Süden luden. Nördlich von uns drohten die steilen und felsigen Ausläufer des Jotungebirges.
    Der Tag war kälter als die vorausgegangenen, und die Sonne war unter den Westhorizont gesunken. Sie zog auf ihrer Jahresbahn wieder südwärts, fort von uns. Die engen Täler waren voll von Düsternis und Schatten, schon jetzt kalt. Ein harter Winter stand bevor.
    Als die Barke festgemacht hatte, wurden wir an Deck getrieben. Hier gab es keine Pferde für uns. Ich wankte den Landungssteg entlang, dann hieß es die steile Zufahrt zum Burgtor hinaufhumpeln. Barras blieb hinter mir und half mir dann und wann auf seine eigene Art weiter. Die Torflügel standen offen, schlössen sich aber mit einem Dröhnen hinter mir, das ich bis in die Knochen fühlte.
    Die Unterbringung war auch nicht mit jener im Palast von Tenabra zu vergleichen, jedenfalls nicht dort, wo ich logierte. Sie verfügt über keinen richtigen Kerker, aber in einem Gemäuer, das keine Fenster, sondern Schießscharten hat und gebaut ist, einer Belagerung zu widerstehen, ist es nicht schwierig, einen sicheren Raum zu finden. Ich glaube, es war irgendwann einmal eine Rüstkammer gewesen – und zwar im Torturm, und entlang einer Wand gab es eine Linie rostiger Stellen ungefähr in Kopfhöhe, wo Speere oder Hellebarden gelehnt hatten. In einem Winkel lag ein Haufen modernder, zerrissener Säcke. Ich stolperte hin und schlief ein.
    Am kalten Morgen kamen sie mich holen. Ich hustete und war steif vor Kälte, aber sie schleiften mich hinaus. Barras musterte mich wie ein Metzger, der einen zweifelhaften Kadaver untersucht.
    »Nein. Bringt ihn ins Warme und gebt ihm zu essen, sonst kriegt er noch das Lungenfieber und krepiert. Auch keine Hiebe.«
    Ich schüttelte den Kopf. Barras grunzte, beinahe wie ein Lachen. »Keine Bange, Will, ich bin nicht weich geworden. Nachher müssen wir dir und Silvus etwas zeigen, und ich möchte sichergehen, dass ihr beide auch alles mitkriegt.«
    Sie ließen mich bei der westlichen Mauer im Gras liegen, auf der sonnigen Seite des Burghofes, was etwas Wärme in meine Knochen brachte. Eine Frau kam mit heißem Wasser, frischer Kleidung und Leinenstreifen zum Verbinden. Der Bewacher sah gleichgültig zu, als sie mich abrieb. Ich dachte, dass vielleicht eine Rippe gebrochen sei, aber sie schien sich nicht in etwas hineingebohrt zu haben. Trotzdem nahm mein Körper alle Regenbogenfarben an.
    Ich konnte ohne Hilfe essen, wenn ich die linke Hand benutzte. Sie warf mir einen Umhang über. »Jetzt kann er es aushalten«, sagte sie zu dem Wächter und blickte auf mich herab. »Bring ihn hinein, wenn es regnet.«
    Sie ließen mich dort liegen. Ich war sauber und trocken und warm, und meine geschienten Finger schmerzten nicht mehr allzu schlimm. Die Wachen standen herum und kratzten sich von Zeit zu Zeit. Irgendwo arbeitete ein Schmied mit gleichmäßigen Schlägen. Ich versuchte die Gedanken von meiner misslichen Lage abzulenken und nickte wiederholt ein.
    Gegen Mittag kam Barras von irgendwo aus dem Inneren der Burg und winkte. Zwei meiner Bewacher wollten zugreifen, aber ich zog mich aus eigener Kraft auf die Beine und richtete mich auf. Es tat nicht allzu sehr weh, und ich konnte mit

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