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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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und ab, auf und ab. Eine Vertiefung entstand im Holz, und das Holz schien zu bröckeln. Die Vertiefung erweiterte sich, das zähe alte Eichenholz zerbröckelte unter ihrer Fingerspitze zu Zunder. Die Eintiefung wurde zu einem Spalt, der Spalt zu einem Loch, einem vertikalen Schlitz, von dessen Seiten Brocken verrotteten Holzes zu Boden fielen.
    Sie zog die Hand zurück und spähte vorsichtig hinein.
    »Dunkel«, murmelte sie. »Heben Sie den Riegel. Das hat mich erschöpft.« Ihr Gesicht war weiß, ein blasses, verschwommenes Oval im Sternenlicht. Silvus fühlte den Spalt, steckte die Schwertspitze durch und hob den Fallriegel. Als er freigekommen war, drückte er vorsichtig gegen die Tür. Sie gab nach, und die Scharniere ließen ein leises Knarren hören. Er hielt die Tür still und murmelte über die Schulter zu uns:
    »Jetzt kommt es auf Schnelligkeit an. Zuerst ich, dann Arienne, dann du, Will. Ich übernehme den Wächter. Sie geht sofort durch auf den Wehrgang und macht das Seil an einer Mauerzinne fest. Will hilft mir, wenn ich Schwierigkeiten bekomme. Und um der Götter willen, keine Heldentaten, Will. Schlag ihm von hinten eins über den Kopf, wenn du kannst. Mach ihn nieder, wenn du musst.« Wir nickten.
    »Viel Glück.«
    Er stieß die Tür auf. Sie öffnete sich in einen Raum am Fuß einer Wendeltreppe wie der im Gebäude. Er jagte hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend, und sie blieb ihm auf den Fersen. Ich mühte mich hinterher und fragte mich, ob ich überhaupt von Nutzen sein könnte. Über mir wurde mit Gepolter ein Stuhl umgeworfen. Ich beschleunigte meinen humpelnden Aufstieg, so gut es ging, doch als ich in der Wachstube ankam, hatte Silvus die Lage unter Kontrolle. Er stand über dem liegenden Wächter und hielt ihm die Schwertspitze an die Kehle. Der Bursche war jung, wuschelköpfig und schien völlig überfordert, war aber nicht so einfältig, unnötige Geräusche zu machen. Ich erleichterte ihn um seine Klinge und hielt ihn in Schach, während Silvus eine Armbrust an sich nahm, die an der Wand lehnte. Er spannte sie mit einiger Anstrengung und legte einen Bolzen ein. Drei weitere steckte er in den Gürtel.
    Inzwischen hatte Arienne das Seil draußen an der Mauer festgemacht. Dieser Abstieg war länger als der aus dem Fenster. Sie hatte eine zweite Schlinge hineingeknüpft, um besseren Halt für eine Hand zu bieten, und bedeutete mir, zuerst zu gehen. Obwohl es mir nicht gefiel, war es vernünftig. Ich war der bei weitem Langsamste. Diesmal aber konnte nur Arienne mich hinunterlassen. Sie schlang das Seil einmal um die Zinne, dann um ihre Schultern und stemmte einen Fuß gegen die Mauer des Wehrgangs. Ich ließ mich durch die Scharte zwischen zwei Zinnen und stützte mich mit einem Fuß immer wieder an der Außenmauer ab.
    Fünf Fuß über dem Boden zog ich den Fuß aus der Schlinge und ließ mich fallen. Es schmerzte, ich verlor das Gleichgewicht und fiel, versuchte meine Rippen nicht wieder zu verletzen, und ehe ich auf die Beine kam, fing jemand an, Warnrufe auszustoßen. Jemand im Hauptgebäude.
    Arienne ließ sich herab. Fackeln flammten auf; ich konnte den Widerschein ihres Lichts über die inneren Mauern flackern sehen. Silvus kam herunter, sprang das letzte Stück ab. »Schnell, weiter«, stieß er hervor. »Innerhalb der nächsten fünf Minuten werden sie ihn finden. Ich habe ihn nur schlafen gelegt.«
    Aber es war hoffnungslos. Ich konnte humpeln, aber nicht viel mehr. Im Nu würden sie Reiter draußen haben, um die Umgebung der Burg abzusuchen, und Arienne führte uns gezielt nach Norden, auf die steilen Hügelausläufer zu. Wenn wir überhaupt eine Chance haben wollten, mussten wir die Richtung ändern und unsere Spuren verwischen. Wir kletterten und krabbelten über die Felsen und den Schutt hinunter. Wenn ich jetzt fiele, würde ich mir noch etwas brechen, und das wäre das Ende. Aber wie die Dinge lagen… »Ich halte euch auf. Lasst mich zurück. Sie wollen dich, Silvus.«
    Silvus schob eine Schulter unter meinen Arm und stützte mich. »Hör auf zu faseln«, murmelte er freundlich, »und beweg dich.« In der freien Hand trug er die gespannte Armbrust. Wenn Barras oder Grames in Schussweite kämen, würden sie gut daran tun, auf starken Seitenwind zu hoffen.
    »Hier entlang.« Das war Arienne. Sie lief voraus. »Da ist eine Markierung…«
    Ich konnte nichts sehen. Der steinige Abhang wies keine Besonderheiten auf. Wir waren jetzt beinahe unten und arbeiteten uns ein steiles,

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