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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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noch hassen. Sie sind durch ihre jeweilige Natur begrenzt. Gewiss, ein Zauberer kann Ungeheuer erschaffen, wenn er die Zeit dazu hat, und ihren Geist ebenso zerstören wie ihre Körper, beide nach seinem Willen. Das werde ich niemals tun, nicht um alles in der Welt. Das und die Toten wiedererwecken, und die Unterirdischen missbrauchen… denn das ist das Wesen des Dunkels. Ich habe mit dem, was ich in den Zaubervorstellungen tat, schon genug auf dem Gewissen. Mehr will ich nicht.«
    Ihre Stimme war klar und leise, und sie sprach wie zu sich selbst. Grames regte sich in seinem Sattel und räusperte sich. »Es ist nichts Verwerfliches…« fing er in lehrhaftem Ton an.
    Silvus blickte auf, Zorn in den Augen, aber sie winkte ihm ab. Sie ging neben Grames, blickte zu ihm auf, und in ihrem Ausdruck lag etwas, was ihn zum Schweigen brachte. »Lügen Sie nicht mehr«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Belügen Sie weder mich noch sich selbst. Es war ein großes Unrecht darin. Es war ein Missbrauch, aber der nächste Schritt hätte in die Abscheulichkeit des Dunkels geführt. Und Sie hätten ihn getan. Sie hätten von mir verlangt, Ungeheuer für Fürst Nathan zu schaffen, um seinen und Ihren eigenen Ehrgeiz zu befriedigen.«
    »Ich bezweifle, dass es dazu gekommen wäre«, versetzte Grames ärgerlich, dann fügte er in väterlich-freundlichem Ton fort: »Aber in jedem Fall, liebe Arienne, wirst du sicherlich einsehen, dass alles dir zuliebe geschah.«
    »Mir zuliebe?«, rief sie, und er sah sie erschrocken an. »Mir zuliebe haben Sie gelogen, mir zuliebe sind Sie gekrochen, mir zuliebe haben Sie eingeschüchtert und betrogen und gestohlen. Mir zuliebe ließen Sie Will beinahe totschlagen und Sie hätten beide foltern und töten lassen, wenn sie weiter Widerstand geleistet hätten. Und alles mir zuliebe? Dann erweisen Sie mir einen letzten Dienst, Meister Grames. Tun Sie nichts mehr mir zuliebe. Nie mehr!«
    Ihre Stimme, die sich in der Erregung erhoben hatte, sank zu einem frostigen Flüstern herab. Der Regen rann ihr übers Gesicht und vom Tarnstoff ihres Umhangs, und ihr helles Haar klebte in dunklen und nassen Strähnen an Kopf und Schultern. Nur ihre Augen waren trocken und heiß. Er schrak vor ihrer nie gekannten Wut zurück, und sein Gesicht nahm im grauen Licht eine Farbe wie Molke an. Sie starrte ihn einen langen Augenblick in mühsam gezügelter Wut an, dann kehrte sie ihm den Rücken und schritt nach vorn, wo ich das Leitpferd führte. Als sie mich eingeholt hatte, ergriff sie meine Hand, als wäre es eine Streitaxt, und ging neben mir weiter. Ich sagte nichts.
    Der Regen dauerte noch eine Stunde an, dann ließ er nach und ging in Schauer über. Der Himmel aber blieb bedeckt, Mond und Sterne erschienen nur in kurzzeitig aufreißenden Lücken und wir vermissten ihr Licht. Unter diesen Verhältnissen braucht man jedes bisschen Nachtsicht, das man aufbieten kann, und darum ging ich an der Spitze statt am Schluss; Silvus' Augen waren nicht mehr so gut wie in früheren Zeiten. Meine übrigens auch nicht, denn das Linke war noch immer ein wenig geschwollen und in seiner Leistung beeinträchtigt. Aber Ariennes Augen waren besser als unsere, und da wir den Bach als Richtungsweiser hatten, konnte uns nichts Schlimmeres passieren als auf einen mit losem Geröll bedeckten Hang zu geraten oder von einem Dickicht aufgehalten zu werden. Das Umgehen solcher Hindernisse war mühsam und zeitraubend, aber meistens kamen wir gut voran. Abgesehen von Zwergbirken, Krüppelkiefern und Wacholder gibt es in den Moor- und Heidegebieten der westlichen Marken nur wenige Bäume. Sie gediehen in trockenen, geschützten Tälern, wo sie in kleinen Gruppen anzutreffen waren. Aber trockene Talgründe sind selten. Die meisten sind moorig oder sogar versumpft.
    Aber das Wandern im Dunkeln war ermüdend und langweilig. Von Schritt zu Schritt sah ich nicht viel mehr als die Stelle, wohin ich meinen Fuß als Nächstes setzen würde, und nach langen Stunden dieses Vorwärtsstapfens war meine Aufmerksamkeit einem müden, stumpfen Dahintrotten gewichen. Dann war jede Ablenkung willkommen. Arienne gelang es, ihre Wahrnehmung auf ein paar Tiere zu übertragen, die wir aufscheuchten. Eine Rohrdommel. Ein Iltis. Einmal eine Wildkatze, und sie konnte in der Dunkelheit viel besser sehen als wir. Aber meistens war es nur ein mechanisches Dahinstapfen. Als endlich der Morgen graute, dauerte es eine Weile, bis ich begriff, dass das in den Himmel einsickernde Licht

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