Tenebra 2 - Dunkle Reise
von Osten kam, und Arienne war die ganze Strecke mit mir gegangen, still an meiner Seite.
Wir sahen es, als das Licht über die Landschaft kam. Ich winkte, um Silvus' Aufmerksamkeit zu finden, und streckte den Arm aus. Er blinzelte nach Süden, dann nickte er. Es war der Felsen, den Kaitief erwähnt hatte, ein vorgeschobener Klotz aus verwittertem braunem Gestein – wie eine Burg auf ihrem Hügel. Ein hervorragend zur Verteidigung geeigneter Platz, wenn es etwas zu verteidigen gegeben hätte.
Der Bach wurde zu seinen Füßen umgelenkt und floss in Schleifen weiter nach Osten. Der Felsen stand da wie ein Wachtposten, der den Weg nach Westen bewachte. Während das Licht in seinem zerfurchten Antlitz zunahm. Am Abend würden wir den Hügel ersteigen, dessen Ausläufer er war, und weiter nach Süden ziehen. Noch ein Nachtmarsch würde folgen, aber der Himmel klarte auf, und der Sonnenaufgang war nicht rot. Wir konnten auf Sterne hoffen, die uns auf dem Kurs hielten, und den Mond, der uns den Weg beleuchten würde. Und wenn Barras uns verfehlt hatte, konnten wir von da an tagsüber marschieren. Eine Wohltat.
Tageslicht und Schlaf. Wir schliefen lang, weil die nächste Etappe schwieriger sein würde, ein Marsch ohne einen Bachlauf, der die Orientierung erleichterte, obendrein in hügeligem Gelände, bis wir auf die alte Straße stoßen würden, von der Kaitief gesprochen hatte, und dann auf ihr weiter, so weit wir konnten, weil die Veränderung unserer Marschrichtung einen Fährtensucher verwirren würde, wenn wir die Spuren gut verwischten. Ich schlief gut genug, aber nicht tief, so wie es meine Gewohnheit im Biwak ist, und als ich gegen Abend hörte, wie Grames sich bewegte, war ich augenblicklich hellwach. Aber er ging nur hinunter zum Bach und kehrte nach der gewohnten Zeit zurück. Ich beobachtete ihn, bis er wieder in seine Decken gekrochen war, dann schlief ich selbst noch einmal ein.
Wir brachen auf, als der Tag über dem weiten Land verdämmerte, dunkle Schatten in die Täler krochen und es schwierig wurde, am Horizont Einzelheiten auszumachen. Diesmal mussten wir die Hochmoore überqueren, und das würde unser Vorankommen erschweren. Nachdem wir den Bach verlassen hatten, verwischten wir sorgfältig unsere Spuren und legten ein Stück weiter eine falsche Fährte auf weichem Boden, um den Eindruck zu erwecken, dass wir weiterhin dem Wasserlauf folgten. Dann den Hügel hinauf und weiter.
Wir wanderten schweigend, und dabei blieb es, während der Mond aufging. Er war jetzt mehr als halb voll, und die Wolken wurden zu einer feierlichen Prozession himmlischer Schafe vor seinem Angesicht. Um die Richtung zu halten, blickte ich wiederholt zurück, um den Felsen zu finden und unseren Kurs zu korrigieren. Der Wind hatte von Süd auf West gedreht und gab einen weiteren Richtungsweiser ab. Auf der Höhe des Rückens konnten wir im Mondlicht über die Hochmoore hinausblicken, die im Wechsel mit den langen Bodenwellen ein Muster erzeugten, wie Riffelwellen es im Sand des Flachwassers an einem Strand erzeugen.
Wie zuvor ging Arienne mit mir. Grames war keine große Last, nicht einmal für eines unserer struppigen kleinen Pferde, und die anderen trugen nur unser Gepäck. Im Schritt würden sie lange durchhalten, sogar bei schlechtem Futter. Silvus führte die Reihe der Pferde am Zügel des Leittieres, auf dem Grames mehr hing als saß. Wir gingen voraus, bahnten den Weg, suchten die leichteste Route und vermieden morastigen Boden. Es kam darauf an, statt eines ermüdenden Auf und Ab möglichst auf gleicher Ebene zu bleiben, selbst wenn es bedeutete, dass der Weg windungsreicher und länger war. Kaitief hatte gesagt, wir sollten uns Zeit lassen und auf den Weg Acht geben, und mir lag sehr daran, die Straße nach Westen in der Dunkelheit nicht zu übersehen, wenn wir sie kreuzten. Unsere Mitternachtsrast dauerte daher etwas länger, und danach zogen wir sehr vorsichtig weiter. Mit dem Tageslicht kam die Erleichterung. Unsere Route führte durch allmählich ansteigendes Gelände, und die Bachläufe, die wir durchquerten, flössen jetzt nach Osten. Wir bewegten uns im ersten Sonnenlicht noch immer langsam, als die schräg einfallenden Strahlen auf der Flanke des nächsten Höhenrückens etwas wie eine schwach ausgeprägte waagrechte Linie erkennen ließen. Ich glaube nicht, dass wir sie zur Mittagszeit gesehen hätten – es waren die langen Schatten, die Rinnen und Vorwölbungen des Hanges, Säume und Unterbrechungen der
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