Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
dass er die Arbeit prüfen würde, sobald sie getan sei, und Grames könne sich auf etwas gefasst machen, wenn sie schlampig oder auffällig verrichtet würde.
    Als er dies Grames solchermaßen verdeutlicht hatte, war Silvus in einer Stimmung grimmiger Bedrohlichkeit gewesen. Jetzt aber lachte er. Er hatte schon eine Weile gelacht, und mir begann es auf die Nerven zu gehen. »Du bist noch nie in Wendland gewesen, nicht?«, fragte er, noch immer glucksend.
    »Nein«, antwortete ich und fragte mich, was das mit irgendetwas zu tun habe.
    Ich hatte ihm von Ariennes verblüffenden Worten erzählt, als sie sich am Morgen schlafen gelegt hatte.
    Sofort hatte er angefangen zu lachen. Diese Frage jetzt war die erste vernünftige Äußerung, die ich seitdem von ihm gehört hatte, und nach meiner Antwort fuhr er fort zu prusten und zu gackern.
    »Gelächter«, bemerkte ich verdrießlich, »ist die letzte und beste Gabe der Götter. Außerdem ist Lachen gesund. Aber nicht, wenn es so lange andauert wie bei dir. Nein, ich bin nie dort gewesen. Was hat es damit zu tun?«
    Er wischte sich die tränenden Augen. »In Wendland teilt ein junger Mann einer junge Dame mit, dass er geneigt sei, zu einem… Einverständnis mit ihr zu kommen, indem er ihr ein Paar von seinen Schuhen bringt, um es in ihrem Haus zu verwahren, und zwar unter ihrem Bett. Es ist eine Art Verlobung. Sie bejaht oder lehnt ab, und wenn sie die Verbindung zu lösen wünscht, stellt sie seine Schuhe draußen auf die Eingangsstufe.«
    Meine Hände fuhren fort, die mechanischen Verrichtungen des Aufsattelns auszuführen. Sie mussten ohne meine Gedanken auskommen, denn in diesen Augenblicken war ich des Denkens unfähig.
    Silvus klopfte mir auf die Schulter. Er lachte nicht mehr. »Und sie hat angenommen. Für eine künftige Zeit, natürlich, was vernünftig von ihr ist, aber sie hat angenommen. Du bist ein Glückspilz, und sie ist es ebenso. Ihr habt es beide gut getroffen.«
    Er lächelte mich an wie ein liebevoller Onkel, während der Regen herabrauschte, und nach und nach wurde mir ein heller, sprudelnder kleiner Quell reiner Freude in meiner Brust bewusst. Regen? Welcher Regen?
    Aber es war der Regen, der Arienne daran hinderte, das umliegende Gebiet für uns zu überwachen. Die Wolken hingen tief über der Erde, ließen ihre Regenvorhänge über das Land schleifen und deckten sogar die Rücken der höheren Hügel zu. Außer ein paar Krähen waren keine Vögel in Sicht. Wir folgten weiter dem Bach, dessen Stimme jetzt laut in unseren Ohren klang, und wurden von dem unangenehmen Bewusstsein geplagt, dass wir ebenso leicht in einen Hinterhalt geraten konnten, wie es Barras' Männern ergangen war.
    »Ich muss das Tier sehen, dessen Sinne ich gebrauche«, erklärte Arienne. Das leicht gewellte Land erstreckte sich einförmig unter den grauen Wolken, Heide und Wacholder, Farn und Schilfrohr, Anhöhe und Talsenke. Eine Schärfe lag in der Luft, der Regen war kalt und unbarmherzig. Vielleicht war Barras nicht hinter uns her, aber der Winter mit Sicherheit.
    »Ist es nicht möglich, ein Tier herbeizurufen?«, fragte Silvus. Sie hatte gesagt, dass sie keinen geeigneten Wirt finden könne, und er hatte es hingenommen und beim Aufbruch keine Zeit verloren. Doch sobald wir in Bewegung waren, wurde er wieder der Alte. Er wollte wissen, warum.
    »Nein. Es ist nicht wie das Herbeirufen eines Dieners. Ich kann sehen, was das Tier sieht, aber alles ist durch die Sinne des Tieres gefiltert, durch die Art und Weise, wie es die Welt erfährt und sieht. Aber es ist nicht mein Körper. Ich kann nicht fliegen, oder auf einem Zweig sitzen, oder auf vier Beinen rennen. Und ich kann nur nahelegen, nicht zwingen.« Sie starrte auf den Regen, der von ihrem Tarnstoff rann. »Als ich das erste Mal… Ihre Spur verfolgte, wissen Sie…«
    Silvus nickte. »Es ist schon gut«, sagte er freundlich.
    »Da musste ich meine Beobachter miteinander verbinden. Wenn einer Ihnen nicht aus seinem Territorium folgen wollte – Tiere haben einen sehr starken Territorialinstinkt –, musste ich seine Sinne gebrauchen, um einen anderen zu finden. Und so weiter.«
    »Aber – vergeben Sie mir – eine Person mit dem Talent kann die Unterirdischen in ihren Dienst zwingen.«
    »Nicht ganz. Ein Meister der Schwarzen Magie kann ihre Gefühle beeinflussen, sie mit Liebe und Verehrung für sich selbst und Hass auf seine Gegner erfüllen. Dann dienen sie ihm bereitwillig. Aber wilde Tiere können Menschen weder lieben

Weitere Kostenlose Bücher