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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Buschvegetation plastisch hervorhoben.
    Arienne sah es zuerst. Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, was ich sah. Fantasiebegabte Leute sind gut darin, Zeichen und Merkmale in einer Landschaft auszumachen, die in Wirklichkeit nicht da sind, und das war mir bekannt. Aber sie stieß mich an, und ich sah wieder hin – und diesmal sah ich es. Diese Linie, die die Straße markierte, war auch nicht wirklich da, jedenfalls nicht als eine durchgehende Linie am Hang des Höhenrückens. Es war eine von Schatten, Vegetation und Geländeformen immer wieder unterbrochene undeutliche Linie von einer grünlichbraunen Tönung, die sich nur wenig von ihrer Umgebung abhob. Beobachtete man sie jedoch genauer, konnte man sie als einen durchlaufenden Saum erkennen, der den Hang des Höhenrückens horizontal schnitt.
    Ich wartete auf Silvus. Er kam heran und ich nickte hinüber. »Ich glaube, Arienne hat unsere Straße gefunden«, sagte ich.
    Er kniff die Augen zusammen, und nach ein paar Augenblicken nickte auch er. »Richtig. Sieht ganz danach aus. Und da oben, rechts von uns, ist etwas, was nach einer zerfallenen alten Wasserleitung aussieht.«
    Es sah wie ein Hang aus, an dem von den Kräften der Natur willkürlich durcheinander geworfene Steine lagen. Doch als wir hinaufstiegen, konnten wir deutliche Spuren von Steinmetzarbeit an den Unterseiten erkennen. Nicht an den Wind und Wetter ausgesetzten Oberflächen – sie waren zu stark verwittert. Und nun, da wir uns auf einer Höhe mit den Überresten befanden, konnten wir sehen, dass der Hang des Höhenzuges eine halbrunde Einkerbung trug, als wäre es einmal ein Steinbruch gewesen. Eine Terrasse war in den Hang geschnitten und dann aufgegeben und tausend Jahre den Kräften der Verwitterung preisgegeben worden. Oder zweitausend. Oder… wer konnte es sagen?
    »Ja«, sagte Silvus, der wieder den Hang gegenüber beobachtete. »Und wenn du von hier genauer hinsiehst, wächst entlang der Linie weniger Gestrüpp und Buschwerk. Verdichteter, steiniger Boden mit dünnerer Humusschicht, vielleicht.« Er blickte zur Sonne. »In ein paar Stunden werden wir weit genug von unserem gegenwärtigen Kurs sein, um jeden Verfolger in Verwirrung zu stürzen. Übrigens, was Verfolger betrifft…«
    Er warf Arienne einen Blick zu, und sie spähte suchend zum Himmel auf. Nach kurzer Zeit schloss sie die Augen. »Nein… nein.« Sie öffnete die Augen wieder. »Westlich von uns fliegt ein Rotmilan, und im Norden ein Wanderfalke. In ihrem Sichtbereich ist nichts. Die Adler werden erst am Himmel sein, wenn es wärmer wird. Sie brauchen die aufsteigende Thermik.«
    Silvus nickte. »Na gut. Wir werden in der gleichen Richtung weitergehen, bis wir einen Bach finden. Ich denke, am Fuß des nächsten Rückens wird es einen geben. Dann biegen wir nach rechts, gehen ein Stück im Bach weiter, bis wir eine geeignete, steinige Stelle finden, wo wir ihn unauffällig verlassen können – und halten von dort auf die Straße zu.«
    Grames ließ sich vom Pferd gleiten und eilte ins Gebüsch. Gewisse Geräusche unterrichteten uns von seinem Anliegen.
    »Fehlt Ihnen was?«, fragte Silvus, als er zurückkehrte.
    Der kleine Mann nahm seine Würde zusammen.
    »Danke, ich fühle mich nicht ganz wohl, glaube aber, dass ich weitermachen kann.«
    Silvus musterte ihn gleichmütig. »Um so besser. Sie sind es nicht wert, dass wir Ihretwegen aufgehalten werden. Brauchen Sie die Schaufel?«
    »Ah… nein. Der Anlass war nicht…« Aber Silvus hatte sich wieder abgewandt. Er überprüfte die Stelle, kam zurück, zuckte die Achseln.
    »Also gut. Vorwärts.«
    Wir erreichten die Senke zwischen den beiden Höhenzügen, fanden den Bach, der abwechselnd sandig und steinig war, und arbeiteten uns in seinem Bett aufwärts, bis wir zu einer Serie gestaffelter Felsbänke kamen, über die das Wasser rieselte. Hier verließen wir den Bach, stiegen den Hang hinauf – sehr langsam und vorsichtig, um keinen Zweig zu brechen – und stießen ein Stück weiter oben auf die Reste der alten Straße. Als die Pferde oben waren, ging ich noch einmal auf unserer Fährte zurück und glättete und verwischte sie. Selbst ein Nordmann würde Mühe haben, sie aufzunehmen, und er würde am richtigen Ort suchen müssen. Für jeden Verfolger würde es den Anschein haben, dass wir ein Stück im Bach gewatet wären, um ihn abzuschütteln, und er würde anfangen, am jenseitigen Ufer nach dem Ausstieg zu suchen. Er würde Tage damit verbringen, bevor er seine

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