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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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ihm eine unflätige Verwünschung nach, aber er gab nicht zu erkennen, dass er sie gehört hatte. Gleich darauf kam er außer Sicht. Eine rasende Wut überkam mich. Er hatte uns hereingelegt, trotz allem hatte er uns hereingelegt und gewonnen. Ich hätte mich bei dem Gedanken auf dem Boden wälzen und Stücke aus den Steinen beißen können.
    »Können Sie das Pferd zum Stehen bringen?«, fragte Silvus Arienne. Sie nagte an ihrer Unterlippe und starrte hinüber, als es am weiter zurückliegenden Hang wieder erschien und die Steigung zum Höhenrücken nahm. Grames bearbeitete es noch immer mit den Fersen und einem Stock.
    »Ich versuche es… wenn ich die Verbindung halten kann…« Sie schloss die Augen und ihr Gesicht verzog sich vor Anstrengung, als höbe sie ein Gewicht, und vor Schmerzen, als wäre sie diejenige, die den Stock zu fühlen bekam. Nach einigen Augenblicken äußerster Konzentration stieß sie seufzend den Atem aus. »Nein. Nein – ich kann es nicht! Das Tier ist zu verängstigt, ich kann es nicht an dem Versuch hindern, vor den Schmerzen und der Furcht davonzulaufen. Es ist voll Erschrecken und Angst und Wut, und Grames schlägt immer noch auf es ein…«
    Silvus warf seinen Hut zu Boden und trampelte wütend darauf herum, und ich sah zu, grau und zitternd in meiner eigenen Wut…
    Wut, hatte sie gesagt? Ich fuhr herum und nahm sie bei den Schultern. »Kannst du das Tier dann wilder machen?«, fragte ich sie. Sie starrte mich an. »Wilder, wütender, noch ängstlicher, dass es scheut, sich aufbäumt?«
    Ihre Augen weiteten sich. Sie sah mich entgeistert an und ich starrte zurück, halb zornig, falls sie für unmöglich erklären sollte, was ich verlangte. Ich wollte Grames tot sehen, und dieses Verlangen war so unbedingt wie ein verzehrendes Feuer in meinem Gehirn. Sie starrte ihm nach, blickte zurück zu mir, dann nickte sie, und ihr Gesicht nahm jenen Ausdruck innerer Versenkung an, den ich schon kannte. Diesmal aber lag Wildheit darin, die gleiche Wildheit, die dem Adler eigentümlich war, dessen Augen sie gebrauchte, und Angst, die sie von den schnaubenden Pferden im Busch bezog. Ihre Augen zeigten das Weiße. Sie öffnete die Lippen und atmete in kurzen Stößen. Ihr blind starrendes Gesicht arbeitete, und sie zitterte, aber steif, wie in Trance.
    Silvus sah mit offenem Mund zu, sein Blick ging von ihrem Gesicht zu meinem. Widerstreitende Empfindungen spiegelten sich dabei in seinen Zügen. Er wusste, dass Magie gewirkt wurde, und war genötigt, seine Hoffnungen darauf zu setzen. Doch war in seinem Denken immer eine tiefe innere Abneigung gegen den Gebrauch der Kraft bestimmend gewesen. Ich konnte nur hilflos zusehen, bestürzt über das, was ich getan hatte. Sie zitterte jetzt und schwankte auf den Füßen wie eine Person, die unter schwerer Schüttellähmung leidet. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, ihr Körper verkrampfte sich, und sie stieß einen Schrei aus, bevor sie erschlafft zusammensank und gefallen wäre, wenn ich sie nicht aufgefangen und gehalten hätte. Sie sah mich einen Augenblick lang an, als kennte sie mich nicht. Dann weinte sie. Noch weinend, nickte sie. Silvus eilte davon.
    Wir ließen die zwei anderen Pferde unbehelligt. Sie würden zum Wasser zurückkehren, sobald sie sich beruhigt hätten, und zweifellos konnte Arienne sie dort halten. Ich ging mit ihr, hielt sie bei der Hand, während sie weinte, und zusammen wanderten wir die Straße zurück, erstiegen den nächsten Rücken und begannen den Abstieg auf der anderen Seite.
    Grames war ein kleiner dunkler Fleck im Geröll am Fuß des Hanges. Er musste über die Straßenböschung geraten und ein Stück den Hang hinabgerollt sein, bevor er auf dem Gesicht liegend, Arme und Beine von sich gestreckt, zur Ruhe gekommen war.
    Silvus stand schon bei ihm. Er kauerte sich nieder und berührte ihn, dann ließ er sich auf die Fersen zurücksinken. Ein Stück weiter standen die missbrauchten Pferde keuchend und blasend im Gestrüpp, rollten ängstlich die Augen und zuckten schreckhaft bei jeder Bewegung. Schaum troff ihnen von den Mäulern. Wir stiegen langsam den Hang hinunter zu der Stelle, wo er lag.
    Fragend blickte ich zu Silvus. Er verstand von diesen Dingen mehr als ich. Er schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    Grames röchelte, schaumiges Blut drang ihm aus Mund und Nase. Sein Rücken war verkrümmt, und mehr Blut verfärbte seine Seite, wo er offenbar durch einen Hufschlag verletzt worden war. Zwei Schritte über ihm

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