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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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lag sein Geldbeutel, aus dem mehrere Goldstücke auf den Boden geglitten waren. Dort, wohin er ging, würden sie ihm nichts nützen.
    Arienne kniete nieder. Sie streckte vorsichtig die Hand aus, berührte seine Schulter und zog sie zurück. Wieder warf ich Silvus einen fragenden Blick zu, und wieder schüttelte er den Kopf, stand mit müden Bewegungen auf und kam an meine Seite. »Eine Rippe durchbohrte einen Lungenflügel, würde ich sagen«, murmelte er. »Rückgrat gebrochen. Das zweite Pferd muss ihn übel zugerichtet haben, als es versuchte, sich vom ersten loszureißen. Er ist ganz zertrampelt und blutet innerlich.« Er seufzte. »Wird nicht mehr lang dauern.«
    »Kann sie ihm helfen?«, fragte ich.
    »Nur um seine Schmerzen zu lindern. Die Verletzungen sind zu schwer.«
    Grames hatte sich nicht gerührt. Arienne legte ihm sanft eine Hand auf den Kopf, und ihr Gesicht nahm wieder den in sich gekehrten Ausdruck an. Er röchelte lauter, versuchte sich zu bewegen und erzitterte.
    »Schh«, sagte sie ruhig. »Lieg still.«
    »Du… wirst es richten«, brachte er hervor. Er hustete Blut. »Deine Gabe. Ich… wusste immer… Wusste immer… dass du… eines Tages… meine Mühe belohnen… Alles für dich… was ich getan… alles für dich…«
    Das Sprechen hatte ihn überanstrengt. Ein röchelnder Hustenanfall erstickte in schaumigem Blut, ein krampfhaftes Zittern durchlief seinen Körper – und er starb. Vielleicht erzählte er sich noch immer Lügen.
    Arienne stand auf und blickte auf ihn nieder.
    »Wir müssen ihn begraben«, meinte Silvus.
    »Nein«, widersprach sie. »Wir haben keine Zeit, müssen fort. Überlassen wir ihn den Geiern und Krähen. Es ist nicht schlimmer als das, was er verdient.« Dann entgleisten ihre Züge und sie schluchzte. »Aber er hat mich aufgezogen und… er…« Ich konnte ihr nur den Arm um die Schultern legen und sie nutzlos tätscheln, als sie steif dastand und weinte. Sie lehnte sich nicht an mich.
    Silvus kniete neben ihm nieder, wälzte ihn auf den Rücken und richtete seine Gliedmaßen gerade. »Es ist Zeit dafür«, sagte er. »Beruhigen Sie die Pferde, dann werden Will und ich tun, was notwendig und anständig ist. Wir können ihnen jetzt ohnehin nicht entkommen.«
    Sie stellte keine Frage, sah ihn noch einen langen Augenblick an und wandte sich dann den Pferden zu. Ich überlegte, ob ich mit ihr gehen sollte, aber Silvus hatte gesagt Will und ich, also gab ich mich damit zufrieden, dass ich ihm half, Grames Leichnam in seinen Umhang zu hüllen, ihm Münzen auf die Augen zu legen und die kurzen Gebete zu sprechen, die gleichen, die ich für die Soldaten gesprochen hatte, die wir vor vier Tagen begraben hatten. War es noch nicht länger her?
    »Was meintest du damit, dass wir ihnen jetzt nicht mehr entkommen können?«, fragte ich. Allerdings fürchtete ich, die Antwort bereits zu wissen.
    »Wie ich sagte. Wenn sie im Trab reiten konnten und Ersatzpferde hatten, werden sie uns einholen, falls wir auf der Straße bleiben, und wenn wir es nicht tun, werden sie den Pass vor uns erreichen. Inzwischen müssen sie wissen, wohin wir wollen.«
    Ja, ich wusste die Antwort bereits. »Wie hat Barras es geschafft?«
    »Einfach genug, wenn du es rückwirkend betrachtest. ›Meine mystischen Kräfte sagen mir, dass sie nach Südwesten geflohen sind. Ich werde einen Trupp Leute mitnehmen und ihre Fährte finden‹, sagte Grames zu Georghe. ›Meine Gabe wirkt am besten, wenn die Fährte warm ist. Sie folgen mir, wenn Sie die Verstärkungen und Vorräte beisammen haben.‹ Also schickte Barras ihn mit den Leuten voraus, die er zu dem Zeitpunkt zusammenkratzen konnte.« Silvus blickte hinüber zu den zottigen kleinen Pferden, die wir uns angeeignet hatten. Arienne lockte sie näher, beruhigte sie und führte sie zu ihr. Sie schnaubten und bliesen noch immer, waren aber bereit, sie heranzulassen.
    Er fuhr fort: »Barras wartete, bis er bessere Pferde und Ersatztiere hatte – Nathan würde sie ihm schicken, sobald er von den Ereignissen erfuhr –, beschaffte Vorräte und mietete einen Fährtenleser aus dem Nordland. Vielleicht opferte er sogar einen oder zwei Tage dafür, nur um sicherzugehen, falls Grames versagte. Dann brach er auf und folgte dem Voraustrupp in der Hoffnung, dass Grames uns gefunden haben würde. Aber für den Fall, dass er der Fährte eine lange Strecke würde folgen müssen, war er hinreichend ausgerüstet und verproviantiert. Und natürlich fand Grames uns nicht. Er

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