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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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die Umrisse der alten Hügel wandern. Der Nachmittag war noch jung, aber es kühlte bereits ab, und der Westwind schien jetzt stark genug, um kleine Staubwirbel mit leisem Geraschel geisterhaft über die spärlich bewachsenen Hänge zu treiben. Die Landschaft lag wild und einsam unter dem weiten Himmel, als hätte sie nie eines Menschen Fuß berührt. Und doch befand sich hier in diesem Stein ein kleines Zeichen menschlicher Handwerkskunst, und auch wenn die Hand, die das Becken geformt hatte, kühl und glatt und von rötlicher Farbe gewesen war, so war es doch eine menschliche Hand gewesen. Ich hatte einen Augenblick, um des unbekannten Steinmetzen zu gedenken und dem an diesem einsamen Ort verweilenden Schatten seines Geistes zuzunicken. Wer immer er gewesen war, hatte gute Arbeit geleistet. Ich bückte mich, um etwas Wasser aus der Quelle zu schöpfen, aber dann hielt ich inne.
    Arienne hatte den Kopf in den Nacken gelegt und beobachtete den Himmel. Sie nickte, und ihr Blick wurde starr, bevor sie die Augen schloss. Fern im Osten kreiste ein Punkt am Himmel.
    »Für einen Adler ist die Erde wie ein gefliester Boden«, murmelte sie. »Aber die Fliesen sind von unterschiedlicher Form, und die Grenzen zwischen ihnen wirken unregelmäßig, denn manche der Fliesen erstrecken sich über Meilen. Dieser sieht keine Menschen oder Pferde außer uns in seinem Fliesenboden. Es ist seltsam, hinabzublicken und sich selbst zu sehen, noch seltsamer, sich um das Wiedererkennen bemühen zu müssen, denn Adler sehen uns nicht, wie wir uns selbst sehen. Der Nächste im Osten ist seine Partnerin.« Eine kleine Falte erschien zwischen ihren Brauen. »Auch sie kann sehen…«
    Sie arbeitete sich nach Osten vor, verband einen Beobachter mit dem nächsten und wurde nach dem dritten schweigsam, biss sich auf die Unterlippe und sammelte sich. Silvus kam näher und strich sich den Schnurrbart, während sie untersuchte, was die Könige des Windes sahen, und während ich verwundert zusah. Offensichtlich wurde die Aufgabe mit der größeren Entfernung schwieriger. Es war, als versuchte sie weit entfernte Stimmen durch Wind und Regen zu hören.
    Dann versteifte sie sich plötzlich. »Dort. Ich weiß nicht… doch. Reiter, sehr weit entfernt, nordöstlich, denke ich. Sehr, sehr weit. Sechs… acht sind es. Genauso viele Ersatzpferde.«
    »Auf unserer Fährte?«
    »Ich versuche… Der Adler kennt keine menschlichen Richtungen und kümmert sich nicht um Pferde, und ich kann nur…«
    Wir warteten schweigend und beobachteten sie. Im Westen verdüsterte sich der Himmel.
    »Nicht in Gelb und Schwarz«, murmelte sie. »Gelbbraune Umhänge. Aber einer ist rotbärtig…« Silvus schaute grimmig drein. »Ein Nordmann, bestimmt Fährtensucher.«
    »…Und einer hat den Hut abgenommen. Er hat einen kahlen Kopf mit einem Haarkranz von der Farbe des Moores.«
    Silvus und ich sahen einander an. »Barras«, sagten wir gleichzeitig.
    Wir warteten. »Sie biegen ab«, rief sie plötzlich. »Rotbart stieg ab und stieg wieder auf und streckte den Arm aus. Sein Schatten war hinter ihm, also zeigte er nach Westen. Und nun biegen sie in diese Richtung. Auf unsere Fährte. Und sie reiten im Trab.« Ihr Gesicht verzog sich, dann öffnete sie die Augen. »Der Adler verlor das Interesse, sobald sie ihren Schritt beschleunigten – als es deutlich wurde, dass sie nicht Halt machen würden und es keine kranken Nachzügler gab. Nun lässt er sie ganz unbeachtet.«
    Silvus sah sich um und erschrak. »Wo ist Grames? Er hat das getan. Ich weiß nicht wie…«
    Grames war nirgends zu sehen, und Silvus beendete den Satz nicht mehr. Während wir wild umherblickten, hörten wir auf der Straße unter uns Hufgetrappel und Schnauben – und einen Ausruf. Wir rannten den Hang hinunter, kamen aber zu spät. Zwei der Tragtiere galoppierten in Panik querfeldein durch Gestrüpp und Dornsträucher. Die anderen zwei…
    Auf einem saß Grames, klammerte sich aus Leibeskräften an und trieb es mit Fersenstößen in die Weichen zu schwerfälligem Galopp an; das andere war noch hinter ihm angebunden und lief mit. Er entfernte sich schnell, war schon fast um die Wegbiegung und vergrößerte den Abstand mit jeder Sekunde. Keine Aussicht, ihn zu Fuß einzufangen, nicht in Tagen. Und bis dahin würde er Barras erreicht haben; die Verfolger waren einen, höchstens eineinhalb Tage zurück, nicht mehr.
    Dieser schleimige, hinterlistige kleine… Zorn und Verzweiflung überwältigten mich. Ich brüllte

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