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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Knochen vorbei, und nichts Wichtiges wurde durchschnitten. Reines Glück, dass es nicht schlimmer war. Meine Parade war schwach.«
    »Du warst erschöpft. Barras hatte gegessen und nicht zu Fuß laufen müssen. Es war meine Pflicht, dir zu helfen, und ich tat es nicht.«
    »Du hattest selbst Schwierigkeiten. Und überhaupt, es ist die Aufgabe eines Ritters, Frauen zu beschützen. Du hast es richtig gemacht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wo ist Arienne?« Mich über ihr Befinden zu unterrichten, war weitaus wichtiger, als mit Silvus über die Feinheiten der Ritterlichkeit zu streiten.
    »Zwei Türen weiter. Sie ist auch wach. Man glaubt, dass sie über den Berg ist. Der Bolzen blieb zwischen den Rippen stecken… Danke für dein freundliches Interesse.« Das Letzte sagte er in einem Ton zwischen Lachen und Verdruss, und am Ende musste er die Lautstärke erhöhen, denn ich war schon draußen, bevor er fertig war.
    Angetan mit einem Nachthemd, lag sie blass und abgehärmt und schrecklich dünn unter einer leichten Decke. Als sie den Kopf wandte, um zu sehen, wer hereingekommen war, spannte sich ihre Seite, und sie verzog vor Schmerz das Gesicht. Auch das Einatmen fiel ihr offenbar schwer. Aber sie war am Leben, und im Augenblick hatte ich keine Kraft, etwas anderes zu tun als den Göttern zu danken und mich für immer in ihre Schuld zu begeben.
    Als ich die Augen öffnete, betrachtete sie mich. »Wir werden passende Narben behalten«, sagte sie ruhig.
    Auch in ihrer Kammer gab es eine Truhe, und ich setzte mich darauf. »Genau passend werden sie nicht sein. Meine ist ein oberflächlicher Schnitt. Deine ist ein Loch halb durch den Körper, das du dir holtest, weil du es wichtiger fandest, diesem Strolch eine aufs Dach zu geben, als in Deckung zu bleiben. Ich bin derjenige, von dem erwartet wird, dass er als Retter auftritt, weißt du.«
    »Wirklich? Dann muss ich die falschen Bücher gelesen haben. Und ich habe das Gefühl, dass niemand hier deine Meinung teilen würde.«
    Richtig. Die Schwestern des Ordens hatten im Allgemeinen keinen Bedarf an Rettern. Wenn es etwas zu retten gab, taten sie es selbst.
    Eine von ihnen kam herein und blieb stehen, als sie mich sah. Sie trug ein Tablett, von dem mich Düfte anwehten, die mir den Mund wässerig machten: Schinken und Bohnen und warmes Brot. Auf einmal wurde mir bewusst, dass in meinem Magen ein brunnentiefes Loch gähnte.
    »Ah«, sagte die Schwester. »Sie werden Messire de Parkin sein. Die Krankenschwester sucht Sie. Sie hat Ihr Frühstück, und den Befehl, es zu essen.« Sie blickte von mir zu Arienne. »Vielleicht können Sie es auch hier essen. Ich werde es holen.«
    Sie setzte das Tablett vorsichtig auf Ariennes Bett und schob ihr ein zweites Kissen unter. Arienne unterdrückte einen Schmerzenslaut. Ich war froh zu sehen, dass der Orden vernünftige Vorstellungen von einem Frühstück hatte. Und noch froher, als mein eigenes gebracht wurde.
    Ich aß vom Tablett auf meinen Knien. Die Schwester zog den Vorhang von einem winzigen Fenster. Winzig, weil dies noch immer eine befestigte Burg und die Fenster nur schmale Schießscharten für Bogenschützen waren. Aber herbstgoldenes Licht strömte herein, und sie blickte hinab in den Burghof.
    »Da ziehen sie hin«, bemerkte sie. Unten knallten Peitschen, Zurufe vermischten sich mit dem Rumpeln von Rädern. Die Siedler machten sich auf den Weg über den Pass nach Osten, um sich jenseits der Berge eine neue Grundlage zu schaffen.
    Das erinnerte mich. Barras hatte…
    »In der dritten Stunde tritt das Konklave zusammen«, bemerkte die Schwester, noch immer an der Schießscharte. »Sie sollten daran teilnehmen, wenn die Heilerin glaubt, dass es zu verantworten sei.«
    »Teilnehmen? Wir?«, fragte ich mit vollem Mund. Der letzte Gedanke war schon wieder vergessen.
    Auch Arienne blickte auf. Die Schwester wandte sich vom Fenster weg. Sie war eine große, knochige Frau Ende vierzig. Wahrscheinlich konnte sie noch immer eine Hellebarde schwingen, hatte sich aber jetzt aus dem Dienst zurückgezogen und pflegte Kranke. Auch ihr Gesicht war knochig und nicht gerade ausdrucksvoll.
    »Ja«, erwiderte sie gleichmütig. »Auch Ser Silvus. Es wird Ihre Gerichtsverhandlung sein, sozusagen. Es geht um Mord, Raub, Pferdediebstahl, Verrat, Körperverletzung und Landfriedensbruch. Und um Entführung, Betrug, Verschwörung zum Aufruhr, Anrichtung schweren Unheils und alles andere, was Gardeleutnant de Barras seit gestern Abend eingefallen ist.«

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