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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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seinem Vordermann, so dass ich zwischen ihnen hindurchsehen konnte, trotz all ihrer blinkenden Hellebarden, den polierten Schilden und den Federbüschen auf ihren glänzenden Helmen. Wir zogen zwischen zwei Seilabsperrungen dahin, die zwischen rohen Pfosten in Hüfthöhe gespannt waren. Außerhalb der Seilabsperrungen standen auf beiden Seiten geordnete Abteilungen weniger prächtig herausgeputzter Soldaten mit ausdruckslosen Gesichtern. Vorn schlug jemand auf eine Trommel. Einmal zu jedem Schritt, den die Marschierenden taten. Ich achtete darauf, nicht im Gleichschritt mit ihnen zu hinken.
    Auch Frauen waren da. Soldaten haben Frauen und Familien, und hier kamen noch Marketenderinnen und anderes Trosspersonal hinzu. Sie standen in kleinen Gruppen weiter rückwärts, die Hände unter den Schürzen. Ich wandte den Kopf hin und her, damit alle mein Gesicht sahen. Wenige blickten mir ins Auge, aber ich musste ziemlich übel ausgesehen haben. Manche blickten schockiert. Ich sah sogar einige, die ihre Köpfe schüttelten und den Bewachern zornige Blicke zuwarfen, und das hatte in diesen Augenblicken etwas Erhebendes für mich.
    Ja, Leute. Euer hochverehrter Fürst verprügelt kleine Mädchen. Wie verträgt sich das mit Ritterlichkeit, wie?
    Es war kein langer Marsch. Sie führten mich auf einen freien Platz zwischen den Zelten. Die beiden äußeren Reihen trennten sich und nahmen Positionen um den freien Raum ein, in dessen Mitte ein Galgen errichtet war, ein großer.
    Ich wusste, was ein Galgen ist. In Tenebra stand einer auf dem Alten Markt und wurde oft benutzt, besonders an Feiertagen. Er bestand aus einer Plattform mit einer Leiter, die hinaufführte, und einem Querbalken, an dem die Verurteilten erhängt wurden. Ich blinzelte hinauf und konnte auf dieser Plattform nur einen Pfahl sehen. Ach du meine Güte.
    Meine treuen Begleiter führten mich zur Leiter, aber hier gab es einen Aufenthalt. Auf einem Bein und ohne Hände – meine waren auf den Rücken gefesselt – konnte ich nicht hinauf, und es nützte nichts, dass sie mich traten. Es entstand sogar ein unwilliges Gemurmel unter den Zuschauern, als sie mich mit ihren Stiefeln bearbeiteten. Sie sahen einander an und eine Spur von Ungewissheit kam in ihre Gesichter. Bis heute war ihre Welt immer so einfach gewesen, eine Welt der Gewissheiten. Diese Sache hier verwirrte sie.
    Zuletzt erstieg einer die Plattform und der andere stemmte mich hoch, so dass der Erste mich fassen konnte. Er zog mich hoch, und diesmal landete ich auf meinem guten Bein und schüttelte seine Hand ab. Beinahe wäre ich dabei hingefallen, aber mit einiger Mühe konnte ich stehenbleiben und mich aufrichten.
    Ich war hoch genug, um über die Köpfe der Menge zu sehen. Es war eine große Menge. Der größte Teil von Nathans Heer war hier in Reih und Glied angetreten, und hinter ihnen drängten sich die Trossleute, Hufschmiede, Bäcker, Köche, Marketenderinnen und Pferdeknechte. Alle standen da und warteten.
    Worauf sie warteten, wurde einen Augenblick später klar. Weiter hinten entstand eine Bewegung, Rufe ertönten, dass die Leute den Weg freimachen sollten, und Nathan kam an der Spitze seiner Gardisten und Hofschranzen auf den Richtplatz geritten. Nathan hielt sich in der Mitte, umringt von seiner Leibgarde. Niemand brach in Hochrufe aus.
    Sobald sie angelangt waren, saßen die Gardisten ab und machten Front nach außen. Nathan blieb im Sattel. Er machte eine fürstliche Geste, und ein kleiner Mann in einem gelben und schwarzen Umhang, der wie eine Decke mit einem Loch in der Mitte aussah, durch das er den Kopf gesteckt hatte, schritt in den freien Raum vor dem Blutgerüst. Er holte tief Luft und las mit einer gewaltigen, volltönenden Stimme, die vom Berghang zurückgeworfen wurde, von einer Pergamentrolle.
    Ich blickte über ihn hinaus, über Nathan und die aufgereihten Truppenabteilungen zu den Bergen hinter ihnen und dann noch weiter hoch in den blauen Himmel. Dort kreiste ein Falke. Ich konnte ihn beobachten und versuchen, dem, was der Herold rief, keine Beachtung zu schenken. Konnte aber nicht umhin, es zu hören.
    »Die Magierin Asta Harower, die aus dem Dienst unseres geliebten Landesherren geflohen ist und sich dem Dunkel verschrieben hat, und darüber hinaus des furchtbaren Verbrechens der Nekromantie schuldig geworden ist, wird dem Feuer übergeben, wie es das Urteil eines Kriegsgerichts in Übereinstimmung mit dem Gesetz des Stromlandes bestimmt hat. Das Urteil wurde von Seiner

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